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Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte

Titel: Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Gott euch bringt, edler Schab, doch ich halte es für angebracht, dass du – oder einer deiner Männer – uns endlich zu Numur führst. Wir haben Wichtiges zu besprechen.«
    Der Schab zögerte kurz, dann nickte er. »So folgt mir. Es ist
nicht weit. Bald werdet ihr die Herrlichkeit unseres Gottes sehen. Ob aber der Alldhan euch sehen will, darauf bin ich gespannt.«
    Temu hatte Maru erzählt, dass der Gott Dhanis, als er für sein Volk eine sichere Zuflucht schaffen wollte, alles trockene Land, das er finden konnte, aufsammelte und zu den Hügeln der Hlain Ulbas aufschüttete. Leider hatte das zur Folge, dass es danach im weiten Umkreis der Stadt nur noch Sümpfe und Moore gab und Awi fortan das Wasserland genannt wurde. Hier, am Ostufer des Schwarzen Dhanis, hatte der Gott offensichtlich etwas von dem Erdreich für die Hügel verloren. Es war zu einem Streifen trockenen Landes geworden, der den Strom von den weiten Mooren des Hinterlandes trennte. Das Vorland, so nannten es die Ulbaitai schlicht. Der Auwald spendete Schatten, und in Friedenszeiten weideten Hirten hier Schafe und Rinder. Numur hatte sein Hauptlager am Rande des Vorlandes aufgeschlagen. In der Regenzeit, in der es errichtet worden war, lag es inmitten einer Vielzahl von Teichen und kleinen Bächen, die frisches Wasser führten. Doch die Regenzeit war lange vorbei, und zurückgeblieben waren morastige Rinnsale und Schlammlöcher, die eine Brutstätte für unzählige Fliegen darstellten. Sie erreichten das Lager am südlichen Tor. Das Erste, was Maru zu Gesicht bekam, waren stinkende Abfallhaufen. Dann bemerkte sie die schlanken Türme, die die hölzerne Mauer überragten. Das Lager war größer als manches Dorf, das sie gesehen hatte. Die Türme waren mit Speerträgern und Bogenschützen besetzt, und vor dem geschlossenen Tor wartete eine ganze Eschet von Axtkämpfern auf sie. Das erschien Maru seltsam übertrieben. Nur ein einziges Mal hatten die Ulbaitai doch versucht, die Serkesch anzugreifen – und waren von der Awathani aufgehalten worden. Seither waren bestenfalls noch Späher über den Fluss gekommen. Und doch sah sie, dass die Krieger unruhig und besorgt waren, als der Schab sie ans Tor brachte. Sie konnte ihre Angst beinahe riechen. Und sie roch noch etwas: den Gestank von Verwesung
und Tod, der über dem Lager hing. Er wurde stärker, als sie das Tor durchschritten. Dann sah sie den Grund. Dicht an der Mauer waren Krieger damit beschäftigt, einen gewaltigen Scheiterhaufen aufzurichten. Maru packte das Grauen. Auf einer starken Schicht Holz lagen viele Leichen, die mit Reisig bedeckt waren, und gerade waren die Männer dabei, darüber eine weitere Schicht aus Holz vorzubereiten, denn dort, jenseits des Holzstoßes, lagen noch viele mit Tüchern verhüllte Körper, die ganz offenbar verbrannt werden sollten. Das Fieber schien hier noch schlimmer zu wüten als in der Stadt. Dahinter sah Maru Eigentümliches, denn schwitzende Männer waren dabei, einen Graben quer durch das Lager zu ziehen, eine Maßnahme, deren Sinn Maru beim besten Willen nicht verstehen konnte. Hinter diesem Graben begannen die zahllosen Schilfhütten, in denen die Krieger hausten. Schab Fandhys führte sie weiter. In der Mitte des Lagers ragten mehrere große Holzhäuser über die Hütten. Maru dachte zunächst, dass sie dort, den Alldhan antreffen würden, doch erschienen ihr diese Häuser eigentlich zu armselig. Dann erklangen Hammerschläge von dort, und Maru begriff, dass es eine große Schmiede war. Offenbar hatten die Serkesch die Schmiede und alles, was die Holzhäuser sonst noch beherbergen mochten, genau in die Mitte des Lagers gesetzt. Die staubige Straße, die bisher schnurgerade verlief, teilte sich. Sie umrundeten das Holzgebäude zu einem Viertel und bogen dann in eine weitere Straße ab, die gerade auf die Ostseite des Lagers zulief. Und am Ende dieser Straße erwartete sie ein Gott, vielmehr die große bronzene Statue des Gottes Utu. Er stand im Schatten eines Holzdachs auf einem weiten, freien Platz und schien mit weißen Augen das Lager zu überblicken. Maru sah gleich, dass ihm das Wetter in Awi nicht bekam. Seine einst glänzende Haut war stumpf und zeigte an vielen Stellen Grünspan. Maru entdeckte einige blau und schwarz gewandete Priester, die dabei waren, die Füße des Gottes zu reinigen. Er stand immer
noch auf einem starken Ochsenkarren mit schweren Rädern, wie schon im Isberfenn. Es war klar, die Serkesch gingen davon aus, dass sie ihn noch

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