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Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte

Titel: Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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»Nicht Numur.
Er sieht nicht so aus, als könne er noch einen so klugen Gedanken fassen. Also Mahas. Das ist gut, oder sagen wir, es ist nicht ganz so schlecht wie das andere. Wir werden sehen.«
    »Warum ist das nicht so schlecht, Onkel?«
    Tasil lächelte. »Mit Mahas kann man reden. Doch still jetzt, ich glaube, man ruft uns.«
    Wirklich erschien ein Krieger im Eingang und winkte sie heran. Sie wurden erneut in den Saal mit den vielen Tüchern geführt. Numur war nicht dort, nur der Abeq.
    »Nun, Tasil aus Urath, wir haben uns beraten, und Gott Utu stand uns bei«, begann er. Dann erhob er sich von seinem Stuhl. »Der Ratschluss unseres Gottes bestärkte den hochgeborenen Alldhan in seinen Forderungen, die rein sind und klar und ohne den Beigeschmack fauler Halbheiten.«
    Das hörte sich für Maru nicht gut an.
    Der Abeq sprach mit versteinerter Miene weiter: »Deshalb berichte dem Thronräuber Luban, dass wir sein armseliges Angebot nicht annehmen werden, ja, nicht annehmen können. Denn wir müssten gegen den Willen Utus handeln, und nichts liegt uns ferner.«
    Maru fragte sich, ob Numur wieder hinter dem Vorhang stand und lauschte.
    Der Hohepriester fuhr fort: »Im Namen Utus verlangen wir die Übergabe der Stadt, noch heute. Wir verlangen, dass Luban sich uns ergibt, mit all seinen Kriegern. Wir erwarten, dass die Menschen der Stadt Utu als ihren Gott und den von den Göttern stammenden Numur als ihren unumschränkten Herrn anerkennen. Einen Tempel sollen sie Utu errichten an der Stelle, an der jetzt noch das Haus des falschen Gottes Etellu steht. Seine Statue aber sollen sie stürzen und ihm abschwören. Dies ist der Wille des hochgeborenen Alldhans Numur-Hegasch, so wie es der unseres Gottes Utu ist. Der Thronräuber mag uns bis morgen früh seine Antwort
mitteilen. Ergibt er sich, werden wir den Ulbaitai erlauben, weiter zu leben. Nach Sonnenaufgang haben weder er noch seine Stadt Schonung zu erwarten.«
    Das also war das Ende der Hoffnung. Maru sank der Mut.
    »Ich bin sicher, Luban wird die Botschaft anhören und eine angemessene Antwort finden, Herr«, erwiderte Tasil, »oder vielleicht auch Immit Uschparu, der in vielen Dingen mit seinem Herrn, dem Kaidhan, übereinstimmt.«
    Mahas stutzte. Die Anspielung auf die Uneinigkeit bei Hofe war ihm nicht entgangen.
    »Möchtest du dem Angebot Lubans noch etwas hinzufügen, Bote?«, fragte Mahas misstrauisch.
    »Nein, Herr, hier ist dazu nichts mehr zu sagen.«
    Wieder zögerte der Priester einen Augenblick, bevor er antwortete. »Dann solltest du bald zurückkehren, damit Luban erfährt, was er wissen muss. Ich werde mich in den Tempel begeben und dafür beten, dass die Einsicht ihn ereilen und dieser Krieg bald ein Ende finden möge.«
    Und damit wurden sie entlassen. Maru hatte das Gefühl, etwas Entscheidendes überhört zu haben. Tasil schwieg, aber sie sah ihm an, dass er noch etwas vorhatte. Draußen wandte er sich an einen der Wachtposten: »Sag, tapferer Krieger, gibt es in diesem Lager einen Tempel?«
    »Einen Tempel?«, fragte der Mann verwundert.
    »Ja, einen Ort, mit den Göttern zu sprechen, oder betet ihr alle nur noch zu Utus Bildnis? Ich muss bald zurück über den Fluss, und ich würde den Hütern gerne ein Opfer bringen, damit sie mich sicher über den Dhanis geleiten.«
    Das leuchtete dem Krieger ein, und er beschrieb ihnen den Weg zum Tempel des Lagers.
    »Was wollen wir dort, Onkel?«, fragte Maru, als sie hinter dem rasch ausschreitenden Tasil hereilte.

    »Mahas will uns dort treffen. Hast du die Einladung nicht gehört?«
    Maru ging das Gespräch noch einmal im Geiste durch. Natürlich, Tasil hatte angedeutet, dass Immit Uschparu verhandlungsbereiter war als der Kaidhan, aber dass er darüber im Bet All – dhan nicht reden wolle. Und Mahas hatte erklärt, in den Tempel zu wollen. Eigentlich war das ziemlich durchsichtig, wenn man auf die Zwischentöne achtete. Maru hoffte, dass Numur das ebenso wenig begriffen hatte wie sie selbst. Das Götterhaus der Serkesch tauchte vor ihnen auf. Es glich keinem Tempel, den Maru bisher gesehen hatte. Es war ein hoher, schlichter Bau mit fünfeckigem Grundriss, der von vielen offenen Nebengebäuden eingezwängt war. Maru sah in einem dieser Anbauten drei Krieger sitzen. Der Tracht nach waren es Iaunier. Sie schienen zu einer Holzfigur zu beten, die dort an der Wand stand. Sie zeigte einen stierköpfigen Gott, den Maru nicht kannte. Im nächsten Verschlag sah sie ein Bildnis des vielarmigen Dhanis.

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