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Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte

Titel: Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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fehlt wieder – verließ die Stadt im Trockenmond des fünften Jahres der glücklichen Herrschaft Kaidhan Luban-Etellus. Seine Gefährtin begleitete ihn .«
    »Gefährtin?«, fragte Maru atemlos.

    »Ja, seltsam, nicht? Wo doch jeder weiß, dass Maghai keine Frauen an ihrer Seite dulden. Vielleicht hat sich der Schreiber auch vertan und meinte Magd , denn die Zeichen für diese Worte sind sehr ähnlich.«
    In Marus Schläfen pochte das Blut. Nein, der Schreiber hatte sich nicht vertan. Ihr Vater hatte vor siebzehn Jahren das Reich verlassen. Mit ihrer Mutter. Sie schloss die Augen. Ihre Mutter war tot. Das war fast das Einzige, was sie von ihr wusste. Und dann gab es ein Bild, dass ihr Jalis gezeigt hatte, ein Bild aus ihrer Erinnerung. Schlanke Arme, die sie festhielten. Und der Geruch von Geborgenheit. Sie öffnete die Augen wieder und blickte auf die Tafel. Sie konnte nur verschwommen sehen, eine Träne lief ihr über die Wange. »Ein Name, ist dort der Name der Frau vermerkt?«
    »Nein, leider nicht. Es ist auch der jüngste Eintrag, den ich zu diesem Mann finden konnte. Diese Aufstellung wurde vor sieben Jahren abgeschlossen, soweit ich das sehen kann. Es mag eine vierte, jüngere Tafel geben, doch habe ich sie bislang nicht gefunden. Alles in Ordnung?«, fragte Temu besorgt.
    Maru war flau im Magen. »Es ist nichts«, behauptete sie. Nun hatte sie gefunden, was sie gesucht hatte – und doch wieder nicht. Sie wusste nun mehr über das Leben ihres Vaters, als sie erwartet hatte, aber weder seinen Namen noch den ihrer Mutter. Vor siebzehn Jahren waren ihre Eltern in Scha-Adu an der Grenze zu Budinien verschwunden. Sie musste dorthin.
    Temu kratzte sich am Kopf. »Du hast mir nie verraten, was genau du suchst. Ich glaube aber, ich weiß jetzt, was es ist.«
    Maru sah den Schreiber zweifelnd an. Sie hatte ihm aus naheliegenden Gründen nicht verraten, dass sie die Tochter eines Zauberers war.
    »Du hast gesagt«, fuhr Temu fort, »dass du einen Maghai suchst und dass dies sehr wichtig für dich ist.« Temu kratzte sich am Hinterkopf und blinzelte unsicher. »Ich muss leider sagen, dass es gewisse
Gerüchte über dich gibt, Maru aus Urath, über dich und deinen Onkel.«
    »Gerüchte?«
    »Ich bin kein Mann, der viel darauf gibt, denn viel wird geredet in den Gassen, und einer hört es falsch und erzählt es falsch weiter, und so wird aus der schönsten Wahrheit schließlich die hässlichste Lüge.«
    »Und wie sieht diese Lüge aus?«, fragte Maru, die nicht richtig bei der Sache war. Endlich hatte sie eine Spur zu ihrem Vater gefunden. Keinen Namen, aber eine Spur.
    »Mein Schwager ist Schmied, wie du weißt, und die Schmiede haben nichts zu tun, denn es gelangt ja kein Erz mehr in die Stadt. Also sitzen sie beisammen und reden und reden.«
    »Und was reden die Schmiede?«
    »Sie erzählen von einem Mann aus dem Süden und seiner Nichte, die oft des Nachts die Stadt verlassen. In einem Boot, mit Männern, mit denen man besser nicht zusammen sein sollte, schon gar nicht in der Nacht. Und wenn sie wiederkommen, ist ihr Kahn schwer beladen, mit Dingen, für die hungernde Menschen viel Silber geben.«
    Maru zuckte mit den Schultern. »Wir sind nicht die einzigen Schmuggler in Ulbai.«
    »Und doch die glücklichsten, was man so hört. Es ist ja wahr, was mein Schwager erzählt, dass es zu Beginn der Belagerung viele gab, die Nahrung aus den Dörfern heimlich in die Stadt bringen wollten. Doch die Große Seeschlange hat es oft verhindert und viele von ihnen getötet. Nur ihr seid immer verschont worden.«
    »Wir haben eben Glück«, meinte Maru vorsichtig.
    »Mein Schwager, ein Mann, der hässlich denkt, sagt, es kann nur einen Grund für die Männer geben, ein junges Weib mit auf diese Fahrten zu nehmen, nämlich den, dass sie eine Kaschakku ist.
Eine Frau, die die bösen Kulte pflegt und mit der Zermalmerin im Bunde steht.«
    »Im Bunde?«, fragte Maru schwach. Ihr dämmerte allmählich, dass das Gerede in den Gassen zu einer Gefahr werden konnte. Maghai waren gefürchtet und respektiert, Kräuterfrauen wurden nicht unbedingt gemocht, aber gebraucht. Kaschakkui jedoch waren jedermann verhasst. Auch sie waren Kräuterfrauen, doch hatten sie dunkle Pfade gewählt. Sie wurden von denen aufgesucht, die Böses vorhatten, denn sie verstanden sich auf allerlei Gifte.
    »Ich mag meinen Schwager nicht sehr, wie du weißt, doch kann ich verstehen, dass er das glaubt. Er ist nämlich ein dummer Mensch und glaubt jeden Unsinn,

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