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Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte

Titel: Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Ich hoffe, du verzeihst mir, dass ich darüber deinen anderen Auftrag vernachlässigt habe.«
    Maru zuckte zusammen. Utukku. Für einen kurzen, beseelten Augenblick hatte sie vergessen, dass da noch eine Aufgabe vor ihr lag.

    »Sieh nur, Temu, ich habe es selbst beinahe vergessen. Dabei ist das viel wichtiger als meine Herkunft.«
    »Leider habe ich noch nicht viel mehr über die Daimonen herausgefunden, fürchte ich.«
    »Nicht viel mehr, das heißt – du hast etwas gefunden?«, fragte Maru.
    »Oh ja, diese Kammer dort unten ist voll mit geheimem Wissen. Doch scheint es so, dass die Daimonen selbst den Weisen des Alten Akkesch ein Rätsel waren.«
    »Und was hast du gefunden?«, rief Maru aufgeregt.
    »Nur eine Tafel, einen langen und schwierigen Text aus dem Alten Reich. Der Schreiber verwendet viele Worte, die ich nicht kenne, Zeichen, die in Vergessenheit geraten sind, zumindest vermag ich sie nicht zu lesen. Auch ist die Tafel beschädigt, ich fürchte, es fehlt fast die Hälfte.«
    Temu begann die entsprechende Tafel zu suchen. Durch die schmalen Schlitze des Bet Schefir drangen ferne Rufe. Maru beachtete sie nicht. »Aber du hast doch wenigstens einen Teil verstanden, oder?« Sollte es dem Schreiber wirklich gelungen sein, an einem Tag Antworten auf beide Fragen zu finden? Sie konnte es kaum glauben.
    Temu zog eine gebrannte Tontafel hervor. Sie war rußgeschwärzt, so als habe sie in offenem Feuer gelegen. Maru konnte sehen, dass wirklich ein Stück fehlte, ein großes Stück, denn die untere Kante verlief schräg und steil nach oben.
    »Ich weiß nicht, wie zuverlässig dies ist, denn der Verfasser hat seinen Namen nicht darüber gesetzt, was ein schlechtes Zeichen ist«, meinte Temu.
    »Aber was schreibt er?«
    »Er beginnt mit einer allgemeinen Beschreibung, nennt die mögliche Zahl der Flügel und Schwänze …«
    Maru runzelte die Stirn, Utukku hatte nichts davon.

    »… und er nennt einige Männer, die im alten Akkesch mit Daimonen Umgang pflegten.«
    »Was waren das für Männer?«
    »Narren, denn das Volk hat sie erschlagen«, meinte der Schreiber trocken.
    »Erschlagen?«, fragte Maru entsetzt.
    »Leider schildert die Tafel sehr ausführlich, wie diese Männer starben, und sagt nur wenig über die Daimonen selbst. Ich nehme an, man wollte verhindern, dass andere sich auf diese Wesen einlassen. Hier jedoch steht, Augenblick, ah, hier …« Der Schreiber hatte die gesuchte Stelle gefunden und las: »… sind sie doch verschieden von uns. Nicht Fleisch sind sie, doch auch nicht völlig ohne Hülle, die jedoch nicht berührt werden kann und selbst Stein durchdringt, als sei er Nebel. Geist sind sie, und ihre Macht beruht nicht auf Kraft, eher darin, dass sie verstehen zu lenken, so können sie Holz wachsen, Stein… hier ist leider ein Stück unleserlich. Der Absatz endet mit: Fleisch zu werden, wenn sie begehren. Ich gebe gern zu, dass ich es nicht verstehe, Maru.«
    Viel war es wirklich nicht, wie Maru sich enttäuscht eingestehen musste. Es bestätigte nur einige Vermutungen, die sie selbst angestellt hatte. Sie dachte nach und bekam Kopfschmerzen. Utukkus Bann wirkte. Sie versuchte den Schmerz auszublenden. Flüssiges Gold, hatte Velne gesagt. Das kam ihr in den Sinn. Die Schmerzen wurden stärker. Sie seufzte. »Steht dort … etwas über … Gold?«
    »Nein, gar nicht, wieso?«
    »Du erinnerst dich an die Tochar, von denen ich erzählte?« Wenn sie nicht an Utukku dachte, war der Schmerz beherrschbar.
    »Die Imricier? Aber ja.«
    »Es sind Maghai. Sie sagten, dass solche Wesen …«, sie deutete auf die Tontafel in Temus Händen, »verwundbar sind durch … Gold.«

    »Gold? Wie soll das gehen? Und wer sollte so verrückt sein, einen Daimon verwunden zu wollen?«, fragte Temu erstaunt.
    Maru antwortete nicht. Es dauerte einen Augenblick, dann verstand der Schreiber: »Du? Um Fahs ’ willen! Du willst einen Daimon bekämpfen? Aber warum? Und wie?«
    Das Rufen draußen vor dem Bet Schefir wurde lauter. Es waren Klagelaute. Genau das war die Frage, dachte Maru. Wie sollte das gehen? Die Schmiede konnten jedes Erz schmelzen, Silber, Kupfer, Zinn, Gold. Sie hatten eine Esse und Gehilfen, die den Blasebalg bedienten. Es konnte Stunden dauern, bis das Feuer heiß genug war. Sollte sie etwa eine Esse mit sich herumschleppen? Ein klagender Schrei klang durch die schmalen Fenster.
    Temu, der sie immer noch entgeistert anstarrte, war offenbar froh über die Ablenkung: »Sag, Maru, was ist das eigentlich

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