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Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte

Titel: Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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wartete noch irgendwo in den Gewässern um diese Stadt ein Daimon auf sie und wollte ihr Blut, um ein ganzes Volk zu vernichten. Nein, vor dem verschlagenen Agir musste sie sich nun wirklich am allerwenigsten fürchten.
Maru lächelte grimmig und dachte, dass es zur Abwechslung auch einmal schön wäre, auf ein paar wohlmeinende Menschen zu treffen.

Temu
    Ich habe viel getan, um meiner Söhne und deren Söhne willen.
Und alles, was ich tat, ließ ich niederschreiben für die Nachgeborenen.
Aber wer von ihnen wird es lesen? Und wer verstehen?
     
Etellu-Kaidhan
     
     
     
    Sie fand den Schreiber neben der Falltür zur geheimen Kammer. Er saß auf dem Boden im Schein zweier Laternen und hatte Dutzende von Tafeln vor sich ausgebreitet. Er war wieder einmal so vertieft in seine Arbeit, dass er sie erst bemerkte, als sie ihn laut begrüßte.
    »Wie?« Er blickte auf und blinzelte. »Ah, Maru, du bist es.« Er musterte sie mit gerunzelter Stirn und fuhr fort: »Diese Kleidung ist immer noch sehr ungewohnt an dir.«
    Sie hatte beinahe vergessen, dass ihr schwarzes Garwan und die ledernen Arm- und Beinschienen nicht das waren, was ein Mädchen in der Stadt zu tragen pflegte. Und allzu sauber waren die Sachen auch nicht mehr. Maru glaubte, eine Spur von Missbilligung in Temus Augen zu lesen. Vermutlich gehörte es sich nicht, seine heiligen Hallen mit schmutzigen Füßen zu betreten. Aber es waren eben gefährliche Zeiten, und es gab wichtigere Dinge als ein sauberes Gewand. Es geschah unendlich viel außerhalb der kleinen Welt des Bet Schefir, nur dass der Schreiber es nicht mitbekam.
Vielleicht fand sie später Zeit, ihm davon zu erzählen. Sie fragte: »Hast du diese Liste wiedergefunden, von der du gesprochen hattest, Temu?«
    »Liste? Ach ja, natürlich. Irgendwo hier muss sie liegen.« Er legte die Tontafel aus der Hand und begann umständlich zu suchen. »Sieh nur, eine Liste berühmter Schlachten, oder hier, da hat ein Schreiber alle Tierarten vermerkt, die am Fluss Naruq im Alten Akkesch vorkommen. Erstaunlich, nicht wahr?«
    »Aber es sind nicht die, die du meintest, oder?«, drängte Maru.
    »Nein, wo ist sie nur? Weißt du, es ist eigentümlich mit dieser Tafel. Wenn ich sie in die Hand nehme, weiß ich, dass es die ist, die du suchst, lege ich sie aber wieder aus der Hand, vergesse ich sofort, weshalb. Man könnte meinen, es läge irgendein Zauber darauf. Wo habe ich sie nur?«
    Maru sah ihm ungeduldig zu. Ein Zauber? Konnte das sein? Sie verfluchte die Tatsache, dass sie nicht selbst lesen konnte, denn so musste sie dem zögerlichen Herumtasten des Schreibers zusehen. Plötzlich hielt er inne. »Da ist sie, Maru, siehst du?«
    Er hielt ihr eine Liste hin, die sich von anderen deutlich unterschied. Sie bestand aus drei einzelnen Tafeln, die mit Lederbändern verbunden waren. Sie nahm sie entgegen: Zeichen über Zeichen. Eines wiederholte sich oft. Zwei stehende Striche, von denen nach schräg oben und unten je eine verschränkte Dreiergruppe kurzer Linien fortstrebte: Maghai.
    »Was ist das?«, flüsterte sie mit klopfendem Herzen.
    »Ein Liste aller Zauberer, die die Schreiber von Ulbai kennen.«
    »Alle Maghai?«
    Temu stand auf und zeigte auf eine Linie. »Sieh hier: Der Maghai Jalis geht nach Igaru im Erntemond des dritten Jahres der Herrschaft von Kaidhan Namad-Etellu.«
    »Jalis?«

    »Erstaunlich, nicht? Mir war, als hättest du diesen Namen einmal erwähnt. Es ist mehr als sechzig Jahre her, dass Namad Kaidhan wurde. Ich fragte mich zuerst, ob nicht ein anderer Maghai namens Jalis dort gemeint ist, doch fand ich seinen Namen auch hier«, er zeigte auf andere Zeilen auf den Tafeln, »und hier, zu Zeiten von Labar und Damaq, der ja nur zwei Jahre Kaidhan war, bis hin zu Luban. Dieser Mann muss mindestens achtzig Jahre alt sein.«
    Maru nickte. Jalis war tot, aber als er starb, hatte er kaum älter ausgesehen als vierzig.
    »Und hier sind noch andere Namen, Ufias aus Aurica, Dwailis aus den Sümpfen, Raejan vom Hyrd und viele andere, doch das ist nicht, was mich aufmerken ließ.«
    Maru folgte den flinken Fingern des Schreibers und versuchte zu erfassen, was sie nicht lesen konnte. Namen über Namen, Maghai über Maghai. Dann blieb der Finger Temus an einer Stelle hängen, die Maru schon vorher aufgefallen war. Dort stand ein langer Satz. Sie erkannte das Zeichen für Kaidhan, die Zahl sieben und das Zeichen für Maghai. Doch dazwischen klaffte ein Loch. Irgendjemand hatte den Namen aus der Tafel

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