Die Tochter des Magiers
stand
auf. »Bis später.«
Sam ballte die Fäuste, als die Tür hinter Luke ins Schloß
fiel. Offenbar braucht er eine härtere Lektion, dachte Sam. Ich sollte
vielleicht ein Telegramm an Cobb schicken. Mir scheint, es ist an der
Zeit, die Schraube fester anzuziehen. Und zwar sehr viel fester.
»Glaubt mir, das ist einfach ideal.«
Verdrossen musterte Roxanne die Gesichter der anderen in der Runde. Die
Besprechung in der Kabine ihres Vaters, zu der sie sich zwischen zwei
Vorstellungen getroffen hatten, verlief leider nicht so, wie sie es
sich erhofft hatte. »Jede Frau, die am hellichten Nachmittag solche
Klunker trägt, muß säckeweise davon haben. Und jede Frau, die ein
Schwein wie Sam heiratet, verdient es, ausgeplündert zu werden.«
»Das mag ja alles sein.« Max verschränkte seine Finger. Er
hatte Mühe, sich zu konzentrieren. »Trotzdem ist es ein Risiko,
jemanden zu bestehlen, den man kennt, vor allem, wenn man auf so engem
Raum beieinander lebt wie hier auf dem Schiff.«
»Ich sehe da keine Schwierigkeiten«, beharrte Roxanne.
»LeClerc, wenn ich dir Fotos und detaillierte Beschreibungen von
einigen der besten Stücke besorgte, und du bestellst über deinen
Kontaktmann entsprechende Kopien, wie lange würde das dauern?«
»Eine Woche, vielleicht zwei.«
Sie schnaubte entrüstet. »Wenn du richtig Dampf machst?«
Er überlegte. »Na ja, bei entsprechend guter Bezahlung vier
oder fünf Tage. Aber dann kommt natürlich noch die Lieferzeit dazu.«
»Dafür gibt's ja Federal Express.« Sie wandte sich wieder an
ihren Vater. »Wir tauschen den Schmuck in der letzten Nacht der
Kreuzfahrt aus. Bis Justine zu Hause ist und irgendwas merkt, sind wir
längst über alle Berge, und niemand kann uns was nachweisen.«
Ungeduldig wartete sie auf eine Antwort.
»Daddy?«
»Was?« Max kehrte mit einem Ruck in die Gegenwart zurück und
brauchte einen Moment, ehe er den Faden wiedergefunden hatte. »Wir
haben viel zu wenig Zeit, um alles ordentlich zu planen.«
Zu seiner Bestürzung merkte er, daß er bei dem Gedanken an
diese Geschichte fast in Panik geriet. Wie sollte er ein solches
Unternehmen leiten, wenn er kaum noch klar denken konnte? Die anderen
schauten ihn verwundert an.
»Die Antwort lautet nein«, stieß er schroff hervor und sprang
auf. Er wollte endlich allein sein und nicht mehr diese betroffenen und
mitleidigen Blicke sehen müssen. »Damit Ende der Diskussion.«
»Aber …«
»Ende«, schrie er. »Noch habe ich hier die Leitung, junge
Dame. Wenn ich deine Ratschläge und Anregungen brauche, bitte ich dich
darum. Bis dahin gilt, was ich sage. Ist das klar?«
»Sicher.« Aus Stolz verbarg sie, wie entgeistert und verletzt
sie war. Er hatte sie noch nie angeschrien. Nie im Leben. Natürlich
hatten sie sich manchmal gestritten, aber das waren harmlose
Auseinandersetzungen gewesen. Das wutverzerrte Gesicht ihres Vaters
erschien ihr plötzlich völlig fremd.
»Wenn du mich nun entschuldigst? Ich will vor der Vorstellung
noch einen Spaziergang machen.«
Luke stand auf, als die Tür hinter Roxanne ins Schloß gefallen
war. »Du hast natürlich recht damit, die Sache abzulehnen, Max, aber
meinst du nicht, du warst ein wenig zu grob mit ihr?«
»Spar dir deine Ratschläge«, fuhr Max ihn an. »Wie ich mit
meiner Tochter umgehe, ist nicht deine Angelegenheit. Du schläfst
vielleicht mit ihr, aber ich bin ihr Vater. Auch wenn ich dich bei uns
aufgenommen habe, heißt das noch lange nicht, daß du dich ungefragt in
Familienangelegenheiten einmischen darfst.«
»Max!« rief Lily entsetzte, aber Luke schüttelte nur den Kopf.
»Schon gut, Lily. Ich glaube, ich mache jetzt auch einen
Spaziergang.«
Roxanne stand an der Reling und starrte
hinaus auf das Meer, in dem sich funkelnd das Licht der Sterne
spiegelte. Sie hatte teuflische Kopfschmerzen und drängte mit aller
Gewalt die Tränen zurück, die hinter ihren Augen brannten. Sie wollte
nicht heulen wie ein kleines Kind, mit dem der Vater geschimpft hatte.
Als sie Schritte herankommen hörte, drehte sie sich um, aber
es war nicht Luke, wie sie gehofft hatte, sondern Sam. »Bezaubernd.« Er
griff nach ihrem Haar, das im Wind wehte. »Eine wunderschöne Frau in
einer sternklaren Nacht auf See.«
»Suchst du deine holde Gattin?« Sie schaute betont an ihm
vorbei. »Ich sehe sie nämlich nirgends.«
»Justine ist keine Frau, die einem Mann ständig auf der Pelle
hängen muß.« Er stützte seine Hände auf die Reling, so daß sie zwischen
seinen Armen
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