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Die Tochter des Magiers

Die Tochter des Magiers

Titel: Die Tochter des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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sind nur noch zwei Wochen.«
    »Das genügt. Über dem Lake Pontchartrain an einem brennenden
Seil zu baumeln – das gibt bestimmt einen ordentlichen Rummel.
Challenger wettet fünfzigtausend darauf, daß ich nicht aus den
Handschellen rauskomme und es zurück zur Brücke schaffe, bevor das Seil
durchgebrannt ist.«
    »Und wenn du es wirklich nicht schaffst?«
    »Dann verliere ich fünfzigtausend und werde naß.«
    LeClerc legte den Teig in eine große Schüssel und deckte ihn
zu. »Das geht ganz schön tief runter.«
    »Ich weiß, wie man richtig fallen muß.« Er löffelte eifrig den
warmen, würzigen Apfel. »Ich wollte noch ein paar Details mit Max
abklären. Ist er da?«
    »Er schläft.«
    »Jetzt?« fragte Luke erstaunt. »Es ist elf Uhr.«
    »Er schläft nachts nicht mehr so gut.« Da LeClerc ihm den
Rücken zugewandt hatte, während er sich den Teig von den Händen wusch,
sah Luke nicht seine besorgte Miene. »Ein Mann hat wohl das Recht, in
seinem eigenen Haus hin und wieder mal lange zu schlafen.«
    »Na klar, aber das hat er doch früher nie gemacht.« Zum
erstenmal fiel Luke auf, wie still es im Haus war. »Er ist doch okay,
oder?«
    Unwillkürlich mußte er daran denken, wie Max ständig seine
Hände massierte, die Finger anspannte, streckte, sie immer wieder
lockerte wie ein Pianist vor dem Auftritt. »Wie schlimm ist es mit
seinen Händen?« Luke sah, daß LeClerc förmlich erstarrte. Der süßliche
Duft nach Gewürzen, Äpfeln und Brotteig bereitete ihm plötzlich beinahe
Übelkeit.
    »Keine Ahnung, was du meinst.« LeClerc drehte den Wasserhahn
zu und griff nach einem Handtuch, ohne sich umzuwenden.
    »Jean. Mach mir nichts vor. Du kannst mir glauben, daß es mir
genauso zu schaffen macht wie dir.«
    »Gottverdammt.« Der Fluch klang eher hilflos als wütend, und
Luke wußte Bescheid.
    »Ist er bei einem Arzt gewesen?«
    »Lily hat ihn hingeschleppt.« LeClerc drehte sich endlich um.
In seinen kleinen dunklen Augen spiegelte sich deutlich seine ganze
Traurigkeit und Verbitterung. »Er kriegt Pillen gegen die Schmerzen.
Die Schmerzen in seinen Fingern, comprends ? Nicht die Schmerzen hier.« Er tippte sich auf sein Herz. »Und
keine Tabletten können ihm seine Fähigkeiten zurückgeben, keine.«
    »Es muß doch irgendein Mittel …«
    » Rien «, unterbrach
LeClerc. »Nichts. Jedes Menschenleben verläuft nach einem bestimmten
Zeitplan, und irgendwann heißt es: Jetzt ist es soweit, daß man mit
schmerzenden Knochen und steifen Gelenken aus dem Bett steigt. Und
heute ist der Tag, an dem die Blase einen im Stich läßt und die Lungen
schwächer werden oder das Herz aussetzt. Die Ärzte raten dies und
verschreiben jenes, aber der bon Dieu hat
die Zeit gesetzte, und wenn er sagt c'est assez , kann niemand was daran machen.«
    »Das glaube ich nicht.« Luke wollte es einfach nicht glauben.
Er schob seinenStuhl zurück und stand auf. »Du
meinst, wir können gar nichts daran ändern?«
    »Bildest du dir das etwa ein?« LeClerc stieß ein kurzes Lachen
aus, das eher wie ein Bellen klang. »Das ist die typische Arroganz der
Jugend. Meinst du, es war Zufall, daß du an jenem Abend auf den
Rummelplatz kamst und Max begegnet bist?«
    Luke erinnerte sich immer noch an den machtvollen Sog, der von
dem großen Plakat ausgegangen war, an die Augen, die ihn förmlich in
das Zelt gelockt hatten. »Es war Glück.«
    »Glück, oui . Das ist
nur ein anderer Ausdruck für Schicksal.«
    Luke hatte genug von LeClercs fatalistischer Philosophie. Das
alles rührte viel zu sehr an seine eigenen, tief verwurzelten
Überzeugungen. »Aber bei Max liegt die Sache doch ganz anders. Wir
sollten einen richtigen Spezialisten für ihn suchen.«
    » Pourquoi ? Damit
er Untersuchungen über sich ergehen lassen muß, die ihm bloß das Herz
brechen? Er hat Arthritis. Gegen die Schmerzen kann man was tun, aber
heilen läßt es sich nicht. Du ersetzt ihm jetzt
die Hände. Du und Roxanne.«
    Luke setzte sich wieder und starrte in seinen schwarzen
Kaffee. »Weiß sie es?«
    »Vielleicht nicht wörtlich, aber in ihrem Herzen weiß sie es
längst. Genau wie du.« LeClerc zögerte, doch dann dachte er an sein
eigenes Schicksal und beschloß, seinem Instinkt zu folgen. Er setzte
sich zu Luke. »Da ist noch was«, sagte er ruhig.
    Luke hob den Blick. »Was?« fragte er voller Unbehagen bei
LeClercs ernstem Gesicht.
    »Er verbringt Stunden mit seinen Büchern und Karten.«
    »Der Stein der Weisen?«
    » Oui , der
Stein. Er redet mit

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