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Die Tochter des Magiers

Die Tochter des Magiers

Titel: Die Tochter des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Wissenschaftlern, mit Professoren, sogar mit
spiritistischen Medien.«
    »Es fasziniert ihn eben«, sagte Luke. »Was schadet das schon?«
    »An sich vielleicht nichts. Ich glaube sogar, falls er ihn
aufstöbert, wird er seinen Frieden finden. Aber bis dahin …
Ich habe neulich gesehen, wie er auf eine Buchseite starrte, und eine
Stunde später hatte er immer noch nicht umgeblättert. Es kommt vor, daß
er Mouse beim Frühstück bittet, das Wohnzimmersofa ans Fenster zu
stellen. Und beim Mittagessen fragt er, warum es umgestellt worden ist.
Er sagt zu Lily, daß sie einen Trick proben müssen, und wenn sie lange
genug im Arbeitszimmer auf ihn gewartet hat, geht sie ihn suchen und
findet ihn mit seinen Büchern in der Bibliothek. Und er erinnert sich
nicht mehr daran, daß er proben wollte.«
    Luke bemühte sich vergeblich, die Angst abzuschütteln, die ihn
überkam. »Er hat nun einmal viel im Kopf.«
    »Sein Kopf ist es, der mir Sorgen macht.« LeClerc seufzte. Er
fand, er sei zu alt, um zu heulen, aber ihm war wahrhaftig danach
zumute, und er brauchte alle Kraft, dagegen anzukämpfen. »Gestern fand
ich ihn im Hof. Er stand da, im Kostüm und ohne Mantel und fragte mich,
wo der Laster sei.«
    »Welcher Laster?«
    »Eben, wir haben seit fast zehn Jahren keinen mehr.« LeClerc
schaute Luke ruhig in die Augen. »Aber er fragte, ob Mouse ihn vor der
Show zum Waschen gefahren hat. Ich sage ihm also, daß heute keine
Vorstellung sei und er reinkommen soll.« LeClerc hob seine Tasse und
nahm einen tiefen Schluck. »Er schaute sich ganz verloren um, und ich
sah die Angst in seinen Augen. Ich habe ihn reingebracht und hinauf ins
Bett. Er fragte, ob Roxanne aus der Schule heimgekommen sei, und ich
hab gesagt, nein, noch nicht, aber bald. Dann meinte er, Luke muß seine
hübsche Freundin mal wieder zum Essen mitbringen, und ich habe gesagt, bien , dann mache ich ein schönes étouffée . Schließlich ist er eingeschlafen, und beim Aufwachen hat er
sich an nichts mehr erinnert.«
    Luke öffnete die Hände, die er in seinem Schoß geballt hatte.
»Herrgott.«
    »Wenn ein Mann körperlich nachläßt, wird er halt ein wenig
langsamer. Aber was macht er, wenn sein Verstand ihn im Stich läßt?«
    »Er muß unbedingt zu einem Arzt.«
    »Ja, ja, dafür sorgt Lily schon. Aber du mußt auch etwas tun.«
    »Und was?«
    »Du mußt dafür sorgen, daß er nicht mit dir nach Tennessee
fliegt.« Ehe Luke etwas einwenden konnte, winkte LeClerc ab. »Bei den
Planungen brauchst du ihn, aber nicht bei der Ausführung. Was ist, wenn
er plötzlich nicht mehr weiß, wo er ist oder was er gerade tut? Kannst
du das riskieren? Kannst du ihn solch einem Risiko aussetzen?«
    »Nein«, antwortete Luke nach einer langen Pause. »Das kann ich
nicht. Aber ich will ihn auch nicht kränken.« Er überlegte einen Moment
und nickte dann. »Ich glaube, wir sollten …«
    »Jean, was ist das für ein wundervoller Duft?« Max schlenderte
in die Küche und wirkte so gesund und munter, daß Luke drauf und dran
war, LeClercs ganze Geschichte als maßlos übertrieben abzutun. »Ah,
Luke, du bist also auch deiner Nase gefolgt. Wo ist Roxanne?«
    »Mit ein paar Freundinnen ausgegangen. Einen Kaffee?«
    Luke war bereits aufgestanden und ging zum Herd. Max setzte
sich. Mit einem Seufzer streckte er die Beine aus, spannte und
entspannte seine Finger, bewegte sie und spielte damit wie jemand, der
an einem unsichtbaren Piano übte. »Ich hoffe, sie trödelt nicht zu
lange. Lily wollte nämlich mit ihr neue Schuhe kaufen gehen. Das Kind
braucht anscheinend dauernd neue.«
    Luke fuhr zusammen, so daß der Kaffee überschwappte. Max
sprach über Roxanne, als sei sie wieder zwölf.
    »Sie kommt gleich.« Er hatte das Gefühl, als schnüre ihm etwas
die Brust zusammen, als er den Kaffee zum Küchentisch trug.
    »Wie weit sind deine Pläne für die Entfesselungsnummer mit der
Wasserkammer gediehen?«
    Luke hätte ihn am liebsten angeschrien, er solle aufhören und
diese Klammern abschütteln, die ihn irgendwo in der Vergangenheit
festzuhalten schienen. Doch er erwiderte ruhig: »Ich arbeite eigentlich
gerade an der Sache mit dem brennenden Seil. Weißt du noch? Sie ist für
Mardi Gras angesetzt. Nächste Woche.«
    »Brennendes Seil?« Max schien verwirrt. Die Kaffeetasse, die
er an die Lippen gehoben hatte, zitterte. Es war schmerzlich, zu
beobachten, wie er darum kämpfte, in die Gegenwart zurückzufinden. Sein
Mund stand offen, seine Augen flackerten, doch dann wurde sein

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