Die Tochter des Magiers
auch wieder nicht.«
»Okay. Willst du heute früher zum Essen gehen, damit wir nicht
in den Rummel wegen der Mardi-Gras-Parade kommen?«
»Gute Idee.« Regungslos beobachtete er, wie sie langsam ihre
Bluse abstreifte. Darunter trug sie einen dünnen weißen
Sportbüstenhalter, der praktisch sein sollte, jedoch auf ihn mehr als
aufreizend wirkte.
»Mir ist heute nach was richtig Scharfem zumute.« Sie faltete
ordentlich die Bluse zusammen und legte sie auf die Kommode. Bedächtig
knöpfte sie ihre Jeans auf. Er hörte das leise Sirren des
Reißverschlusses und hatte Mühe, sich nicht zu verschlucken.
»Ordentlich gewürzt.«
Unter ihren Jeans kam ein schneeweißes Baumwollhöschen zum
Vorschein. Ihre Haut war blaß und makellos. Die Jeans wurden ebenso
sorgfältig zusammengelegt wie die Bluse. Sie griff nach ihrer Bürste
und schlug sich lässig damit in die Handfläche. »Worauf hättest du denn
Lust, Callahan?« Scheinbar unabsichtlich schlenderte sie dicht genug
zum Bett, daß er ihren Arm packen konnte. Lachend landete sie auf der
Matratze.
»Ich hab gewonnen«, behauptete er und rollte sich über sie.
»O nein. Es steht unentschieden.« Sie schlang die Arme um
seinen Nacken. »Wir sind Partner. Vergiß das nicht.«
SECHZEHNTES
KAPITEL
A uf den Straßen und Bürgersteigen des
Viertels wimmelte es an diesem letzten Tag des Karnevals von
ausgelassenen Menschen. Musik und Gelächter drang zu Luke und Roxanne
herauf, wie seit drei Wochen schon, in denen ununterbrochen gefeiert
worden war. Heute abend würde der wilde Trubel noch zunehmen, mit
endlosen Paraden kostümierter und maskierter Menschen, ehe die vierzig
vorösterlichen Fastentage begannen. Wie in jedem Jahr würde es auch
besinnungslos Betrunkene geben, Überfälle, wilde Schlägereien und
einige Morde. Bei all seiner wunderschönen, bunten Fröhlichkeit besaß
der Mardi Gras auch ein finsteres Gesicht.
Wenn sie den Abend frei gehabt hätten, wären sie und Luke
wahrscheinlich hinüber zu Max und den anderen gegangen und hätten das
Treiben dort vom Balkon aus beobachtet. Diesmal hatten sie allerdings
etwas anderes vor, nämlich Mr. und Mrs. Samuel Wyatt um schätzungsweise
eine halbe Million in Juwelen zu erleichtern.
Im Grunde ein faires Geschäft, dachte Roxanne lächelnd. Die
Wyatts würden eine unanständig hohe Summe bei ihrer Versicherung
abkassieren und es dadurch leicht verschmerzen, daß ihnen die Klunker
direkt vor ihrer Nase wegstibitzt worden waren. Und die Nouvelles
würden dafür sorgen, daß sich der Reichtum ein wenig verteilte. Es war
schließlich nicht nur die Familie Nouvelle, die davon profitierte.
Roxanne drückte eine Hand auf ihren Magen. Das letzte Essen
war ihr gar nicht gut bekommen. Sie hoffte nur, daß es Luke besser
erging. Einen Anfall von Übelkeit konnte er wahrhaftig nicht
gebrauchen, wenn er kopfüber über dem Lake Pontchartrain hing.
Es würde allmählich Zeit, sich dorthin auf den Weg zu machen.
In ungefähr einer Stunde sollte die Vorstellung beginnen, und Luke
rechnete fest mit ihr. Ihr war schon jetzt mehr als unbehaglich zumute,
aber eigentlich war es ihr bei all seinen Entfesselungsnummern nie
anders ergangen. Sie griff nach ihrer Handtasche und ließ sogleich mit
einem Stöhnen wieder fallen.
Dieser verfluchte Pfannkuchen, dachte sie und rannte hastig
ins Bad.
»Sie müßte längst hier sein.« Luke hatte
Mühe, sich auf die bevorstehende Aufgabe einzustellen. Körperlich war
er bereit, aber seine Gedanken schweiften immer wieder zu Roxanne.
»Warum ist sie nicht gleich mitgekommen?«
»Weil sie während des Aufbaus nichts anderes zu tun gehabt
hätte, als sich Sorgen zu machen.« Lily wandte keinen Blick von Max,
der gerade einem Fernsehreporter ein Interview gab. Sie hatte ebenfalls
große Sorgen. »Konzentriere du dich jetzt auf dich«, mahnte sie.
»Roxanne kommt schon noch.«
»Der Himmel mag wissen, wie sie jetzt noch durchkommen will.«
Er blickte über die Brücke. Hinter den Absperrungen drängten sich die
Menschen und rangelten um die besten Plätze. Die Behörden waren so
entgegenkommend gewesen, die Brücke eine Stunde lang für den Verkehr zu
sperren. Aber das hatte die Zuschauer nicht daran gehindert, dennoch
von beiden Seiten auf die Brücke zu strömen.
Unwillkürlich fragte sich Luke, wie viele Taschendiebe wohl an
diesem Nachmittag dort ihrem Gewerbe nachgingen. Er gönnte ihnen von
ganzem Herzen eine einträgliche Beute. Aber wo zur Hölle steckte bloß
Roxanne?
Er schützte
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