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Die Tochter des Magiers

Die Tochter des Magiers

Titel: Die Tochter des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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aber
ausnahmsweise hatte ihn sein Appetit verlassen. Er begnügte sich mit
schwarzem Kaffee. »Wie steht es mit dir? Roxanne na ja, sie war nicht
gerade in der Stimmung, mir gestern abend Auskünfte zu geben.«
    »Ich bin älter geworden«, sagte Lily mit erzwungener
Fröhlichkeit.
    »So siehst du aber nicht aus.« Er musterte ihr Gesicht und
bekämpfte die Gefühle, die ihn zu überfluten drohten. »Keinen Tag.«
    »Du wußtest schon immer genau, was man einer Frau sagen muß.«
Sie holte nervös Atem und begann ein Brötchen zu zerrupfen. »LeClerc
geht's gut. Ist noch schrulliger und griesgrämiger als früher. Er
verläßt nicht mehr oft das Haus. Mouse ist verheiratet. Wußtest du das?«
    »Mouse? Verheiratet?« lachte Luke. Lily stiegen bei diesem
vertrauten Lachen Tränen in die Augen. »Ehrlich wahr? Wie ist das
passiert?«
    »Alice ist als … hat vor einiger Zeit angefangen, bei
uns zu arbeiten«, sagte Lily. Sie durfte nicht verraten, daß Roxanne
sie als Nathaniels Kindermädchen angestellt hatte. »Sie ist fröhlich
und ganz süß und hat sich Hals über Kopf in Mouse verliebt. Zwei Jahre
hat sie gebraucht, bis sie ihn endlich soweit hatte. Stundenlang hat
sie damit verbracht, ihm beim Rumbasteln an seinen Motoren zu helfen.«
    »Die muß ich kennenlernen.« Ein lastendes Schweigen senkte
sich herab. »Und was ist mit Max?« fragte Luke schließlich.
    »Es wird nicht mehr besser mit ihm.« Lily griff wieder nach
ihrem Kaffee. »Er ist an irgendeinen Ort verschwunden, wo niemand von
uns ihn mehr erreichen kann. Wir haben ihn nicht … wir konnten
ihn nicht in ein Krankenhaus stecken, deshalb haben wir es so
eingerichtet, daß er zu Hause gepflegt wird. Er kann nichts mehr allein
machen. Ihn so hilflos zu sehen, ist das Schlimmste. Es ist schwer für
Roxanne.«
    »Für dich sicher noch viel mehr.«
    Lily preßte die Lippen zusammen, doch sie blieb ganz ruhig.
»Max ist verschwunden. Wenn ich in seine Augen sehe, entdecke ich ihn
nicht mehr. Oh, sein Körper ist noch da, und ich sitze bei ihm, gebe
ihm zu essen oder mache ihn sauber, aber alles, was er einmal war, ist
bereits gestorben. Sein Körper wartet nur darauf, nachzufolgen. So ist
es einfacher für mich. Ich habe meine Trauerzeit hinter mir.«
    »Ich muß ihn sehen, Lily.« Er hätte gern ihre Hand genommen,
aber in letzter Sekunde schreckte er davor zurück. »Ich weiß, daß
Roxanne wahrscheinlich dagegen sein wird, aber ich muß ihn sehen.«
    »Er hat Dutzende Male nach dir gefragt.« Sie konnte nicht
verhindern, daß ihre Stimme anklagend und bitter klang. »Er hatte
vergessen, daß du nicht mehr da warst und immer wieder nach dir
gefragt.«
    »Es tut mir leid.« Die Antwort erschien ihm selbst jämmerlich.
    »Wie konntest du das nur tun, Luke? Wie konntest du ohne ein
Wort einfach verschwinden und uns allen das Herz brechen?« Als er nur
den Kopf schüttelte, wandte sie den Blick ab. »Entschuldige«, sagte sie
steif. »Ich habe kein Recht, dir Vorwürfe zu machen. Es stand dir immer
frei, zu kommen und zu gehen, wie es dir gefiel.«
    »Volltreffer«, murmelte er. »Und sehr viel schlimmer als
alles, was Rox mir gestern an den Kopf geworfen hat.«
    »Du hast sie fast umgebracht.« Lily hatte nicht gewußt, welche
Wut in ihr schlummerte, aber nun konnte sie nicht mehr schweigen. »Sie
hat dich geliebt, seit sie ein kleines Mädchen war. Sie hat dir
vertraut. Wir alle haben dir vertraut. Wir glaubten, dir sei etwas
Schreckliches zugestoßen. Bis Roxanne aus Mexiko zurückkam, waren wir
ganz sicher, dir sei etwas passiert.«
    »Warte.« Er packte ihre Hand. »Sie ist in Mexiko gewesen?«
    »Sie hat deine Spur bis dorthin verfolgt. Mouse ist mit ihr
geflogen. Du hast keine Ahnung, in welcher Verfassung sie war.« Lily
entzog ihm ihre Hand und stand auf. »Sie hat nach dir gesucht und war
außer sich vor Angst, du seist tot oder krank oder Gott weiß was, bis
sie dein Flugzeug gefunden hat und den Mann, an den du es verkauft
hattest. Da wußte sie, daß du nicht gefunden werden wolltest. Ich habe
damals nicht geglaubt, daß sie je darüber wegkommt.« Sie schob ihren
Stuhl so heftig wieder an seinen Platz, daß das Porzellan auf dem Tisch
klapperte. »Sag mir, daß du dein Gedächtnis verloren hattest. Sag mir,
du seist auf den Kopf geschlagen worden und hättest uns und alles
andere vergessen. Kannst du mir das sagen?«
    »Nein.«
    Lautlos flossen die Tränen über ihr Gesicht, während sie ihn
anschaute.
    »Das kann ich leider nicht, und ich

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