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Die Tochter des Magiers

Die Tochter des Magiers

Titel: Die Tochter des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Handschellen vom Tisch und
spielte damit. »Du hast gar nicht allzuweit danebengelegen. Ich habe
tatsächlich einiges gelernt.«
    »Zum Beispiel?« fragte sie, als er ihr die Handschellen zur
Untersuchung reichte.
    »Wie man durch Wände geht, einen Elefanten verschwinden läßt,
an einer Rauchsäule emporsteigt. In Bangkok bin ich aus einer mit
Nägeln ausgekleideten Kiste entkommen – auf und davon mit
einem Rubin, so groß wie dein Daumen. In Kairo war es ein Glaskasten,
der in den Nil versenkt wurde und Smaragde fast so grün wie deine
Augen.«
    »Faszinierend«, sagte sie und gähnte demonstrativ, als sie ihm
die Handschellen wieder zurückgab. Sie hatte keinen verborgenen
Mechanismus gefunden.
    »Ich habe fast ein Jahr in Irland verbracht, in Spukschlössern
und verräucherten Pubs. Und dort habe ich etwas gefunden, das ich
nirgendwo anders gefunden habe.«
    »Und was?«
    »Du könntest es meine Seele nennen.« Er ließ die Handschellen
um seine Handgelenke zuschnappen. »Ich habe mich dort wie zu Hause
gefühlt. Die Hügel, die Städte, sogar die Luft – alles schien
mir vertraut. Der einzige andere Ort, an dem mir das jemals passiert
ist, war New Orleans. Aber das mag daran gelegen haben, daß du dort
warst. Ich würde dich gern nach Irland mitnehmen, Rox.« Seine Stimme
klang weich und versonnen. »Ich habe mir oft vorgestellt, du wärst bei
mir, und ich liebte dich auf einem dieser kühlen grünen Felder, während
um uns der Nebel aufsteigt wie Rauch von einem Hexenfeuer und leiser
Harfenklang in der Luft schwebt.«
    Sie konnte einfach nicht den Blick von ihm wenden. Dieses
Bild, das er zeichnete, war derart bezwingend, daß sie es direkt vor
sich sah. Das alte Verlangen flammte in ihr auf. Doch sie ballte
entschlossen die Fäuste und riß ihren Blick los. »Nicht schlecht,
Callahan. Sehr gekonnt. Versuch die Nummer aber besser bei einer, die
dich nicht kennt.«
    »Du bist eine harte Frau, Roxy.« Er hielt die Handschellen an
einem Ende hoch und ließ sie in ihren Schoß fallen. Zufrieden sah er,
daß sie wenigstens lächelte.
    »Du hast also auch auf diesem Gebiet nichts von deinem Können
verloren, wie ich sehe. Merkwürdig. Wenn du die ganzen Jahre über so
erfolgreich gearbeitet hast, warum habe ich dann nie von dir gehört?«
    »Das hast du sicher.« Er stand auf, als es an der Tür klopfte,
und meinte lässig: »Oder ist dir Das Phantom kein Begriff?«
    »Das …« Sie verstummte, als ein Kellner einen
Tablettwagen hereinrollte, und wartete, während er das Essen servierte
und Luke die Rechnung abzeichnete. Natürlich hatte sie von dem Phantom
gehört, dem geheimnisvollen Magier, der die Öffentlichkeit scheute, an
allen Ecken und enden der Welt auftauchte und ganz plötzlich wieder
verschwand.
    »Ich habe gleich für dich mitbestellt.« Luke setzte sich an
den Tisch. »Ich glaube, ich weiß noch, was du gerne magst.«
    »Ich habe dir doch gesagt, daß ich keine Zeit habe, mit dir zu
essen.« Aber aus reiner Neugier ging sie doch zu ihm an den Tisch.
Gegrillte Hähnchenschenkel. Sie preßte die Lippen zusammen. »Mein
Geschmack hat sich mittlerweile geändert«, sagte sie spröde, doch ehe
sie sich abwenden konnte, ergriff er ihre Hand.
    »Laß uns vernünftig sein, Rox.« Er schnippte eine Rose aus der
Luft und reichte sie ihr.
    Roxanne verzog keine Miene. »Was erwartest du eigentlich von
mir?«
    »Gar nichts, nur – wenn du nicht mit mir essen
willst, muß ich annehmen, daß du nur deshalb ablehnst, weil es dich an
früher erinnert. Und daraus müßte ich schließen, daß du immer noch in
mich verliebt bist.«
    Sie riß sich los und warf die Rose auf den Tisch. Ohne sich
hinzusetzen, griff sie sich einen Schenkel und biß hinein. »Zufrieden?«
    »Vorläufig ja.« Grinsend reichte er ihr eine Serviette. »Es
ist übrigens gemütlicher, wenn du dich hinsetzt.« Er hob seine Hände.
»Keine Bange, ich habe nichts im Ärmel.«
    Sie setzte sich und wischte den Bratensaft von ihren Fingern.
»Also, du hast als Das Phantom gearbeitet. Eigentlich habe ich
bezweifelt, daß dieses Phantom wirklich existierte.«
    »Das war das Schöne an der Sache.« Luke lehnte sich zurück.
»Ich trug immer eine Maske, habe die Nummer gemacht, etwas mitgehen
lassen, falls mir was gefiel, und konnte unbehelligt weiterziehen.«
    »Mit anderen Worten …« Die Soße war verdammt gut. Sie
leckte ihren Daumen ab. »Du hast dich mehr schlecht als recht
durchgeschlagen.«
    Seine Augen funkelten wütend, wie sie zufrieden

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