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Die Tochter des Magiers

Die Tochter des Magiers

Titel: Die Tochter des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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mit der freien Hand seine Brille hoch, die ihm
ständig auf seiner ausgeprägten Nase verrutschte. »Ich bin Jake. Jake
Finestein.«
    »Nett, Sie kennenzulernen.« Vergeblich versuchte sie, ihre
Hand zu befreien und warf rasch einen Blick über die Schulter. Sie
fragte sich, ob ihr wohl jemand zu Hilfe kommen würde, falls sie zu
schreien begann. »Tut mir leid, daß ich Sie gestört habe, Mr.
Finestein.«
    »Jake. Nennen Sie mich Jake.« Er grinste, daß seine großen
weißen Zähne blitzten. »Zwischen uns beiden sind Förmlichkeiten doch
unnötig, Lily. Wunderbare Vorstellung gestern abend.« Seine kleinen
schwarzen Augen, die hinter den dicken Gläsern riesig wirkten,
strahlten, als er zu ihr aufschaute. »Einfach wundervoll!«
    »Danke.« Ich bin ein ganzes Stück größer als er, sagte sie
sich. Und ganz sicher wog sie auch mehr. Aus seinem kurzärmligen Hemd
ragten schwächliche, dürre Arme mit knochigen Handgelenken hervor. Wenn
es zum Schlimmsten kam, konnte sie ihn bestimmt überwältigen. »Ich muß
jetzt wirklich weiter. Ich bin spät dran.«
    »Ach, für eine Tasse Kaffee haben Sie doch sicher Zeit.«
    Er deutete mit seiner freien Hand auf einen Tisch, der zum
Frühstück gedeckt war. »Ich wette, Sie haben heute morgen noch keinen
Bissen gegessen. Sie essen eine Kleinigkeit, trinken eine gute Tasse
Kaffee und entspannen sich. Ich muß morgens einfach was essen, sonst
spielt meine Verdauung der ganzen Tag verrückt. Wie wäre es mit einem
Orangensaft?« Er zog sie ein keines Stück weiter ins Zimmer. »Frisch
gepreßt.«
    »Wirklich, ich kann nicht. Ich wollte gerade …«
    »Jake, würdest du bitte aufhören, dauernd mit dir selbst zu
quatschen? Das macht mich ganz verrückt.« Lukes Haar war noch tropfnaß
von der Dusche, als er aus dem Schlafzimmer kam und das Hemd zuknöpfte.
Er blieb abrupt stehen und schaute halb ungläubig, halb bestürzt zur
Tür.
    »In Gegenwart einer wunderschönen Frau muß niemand mit sich
selbst reden«, grinste Jake und zuckte zusammen, als Lily sich fester
an seine Hand klammerte. »Und wunderschön ist noch untertrieben. Wir
hatten eine nette kleine Unterhaltung. Ich habe Lily gerade gebeten,
doch reinzukommen und mit mir einen Kaffee zu trinken.«
    »Ich … ein Kaffee wäre mir jetzt recht«, brachte Lily
mühsam heraus.
    »Gut, gut. Ich schenke Ihnen eine Tasse ein. Milch? Zucker?«
    »Ja, gern.« Es wäre ihr sogar egal gewesen, wenn Jake ihr
reines Motorenöl eingegossen hätte. Sie hatte nur Augen für Luke. »Du
siehst prachtvoll aus.« Um ein Haar versagte ihr die Stimme, und sie
räusperte sich. »Tut mir leid, ich störe beim Frühstück.«
    »Schon gut. Es ist schön, dich zu sehen.« Er war so verwirrt,
daß er automatisch mit dieser grauenhaft höflichen Formel antwortete.
Am liebsten hätte er sie einfach nur wortlos angeschaut –
dieses hübsche, lächerlich jugendliche Gesicht, die albernen Papageien
aus Emaille, die an ihren Ohren baumelten, der vertraute Duft nach
Chanel, der bereits das Zimmer erfüllte.
    »Setzen Sie sich, setzen Sie sich doch.« Jake deutete auf den
Tisch. »Reden wir, essen wir.«
    Luke riß seinen Blick von ihr los. »Verschwinde, Jake.«
    »Gut, gut. Ich gehe ja schon.« Jake hantierte hektisch mit
Tassen und Besteck. »Glaubst du, ich will die große Wiedersehensfreude
stören? Bin schließlich kein ungehobelter Idiot. Ich hole meine Kamera
und gehe Fotos knipsen wie ein Tourist. Madame Lily.« Er griff nach
ihrer Hand und drückte sie herzlich. »War mir ein Vergnügen, ganz
ehrlich.«
    »Danke.«
    Jake warf Luke einen letzten, vielsagenden Blick zu, ehe er im
zweiten Schlafzimmer verschwand und taktvoll die Tür hinter sich
schloß. Was schadete es schon, wenn er ein paar Minuten lang sein Ohr
dagegen preßte?
    »Er ist ein … ein sehr netter Mann.«
    »Er ist eine Nervensäge.« Luke grinste etwas mühsam. »Aber ich
bin an ihn gewöhnt.« Nervös wie ein Junge bei seiner ersten Verabredung
schob er die Hände in die Taschen. »Also, setz dich. Reden wir, essen
wir.«
    Er äffte Jake so gekonnt nach, daß Lily unsicher lächelte.
»Ich will dich nicht aufhalten.«
    Ein Stich ins Herz wäre ihm lieber gewesen. »Lily, bitte.«
    »Vielleicht eine Tasse Kaffee.« Sie setzte sich und tat so
ungezwungen wie möglich, aber ihre Hand zitterte, als sie nach der
Tasse griff. »Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Eigentlich will
ich bloß wissen, ob es dir gutgeht.«
    »Ich bin heil und gesund.« Er setzte sich ebenfalls,

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