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Die Tochter des Magiers

Die Tochter des Magiers

Titel: Die Tochter des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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kann dich nicht mal
bitten, mir zu verzeihen. Ich kann dir nur sagen, daß ich das getan
habe, was meiner Ansicht nach für alle das beste war. Ich sah keine
andere Wahl.«
    »Keine andere Wahl? Dir ist nicht der Gedanke gekommen, uns
wenigstens wissen zu lassen, daß du lebst?«
    »Nein.« Er nahm eine Serviette und stand auf, um ihre Tränen
wegzutupfen. »Ich habe jeden Tag an dich gedacht. Im ersten Jahr bin
ich nachts aufgewacht und habe geglaubt, ich sei zu Hause, bis mir
wieder alles einfiel. Ich habe nach der Flasche neben mir gegriffen,
statt nach Roxanne. Ich hätte genausogut tot sein können. Ich wünschte,
ich hätte vergessen und damit aufhören können, mich nach meiner Familie
zu sehnen.« Er zerknüllte die Serviette in seiner Faust, und seine
Stimme klang erstickt. »Ich war zwölf, ehe ich meine Mutter fand. Ich
will nicht den Rest meines Lebens ohne sie verbringen. Sag mir, was ich
tun muß, damit du mir noch eine zweite Chance gibst.«
    Mehr brauchte Lily nicht, daß ihr das Herz überging. Heftig
zog sie ihn in ihre Arme, drückte ihn an sich und streichelte ihn. »Du
bist wieder zu Hause«, flüsterte sie. »Das ist das einzige, was zählt.«
    Und alles war genauso wie früher. Seine Gefühle überwältigten
ihn beinahe. Er klammerte sich an sie. »Ich habe dich so vermißt. Gott,
wie habe ich dich vermißt.«
    »Ich weiß.« Sie sank auf einen Stuhl, und er legte den Kopf in
ihren Schoß. »Ich wollte dich nicht anschreien, Schatz.«
    »Ich habe geglaubt, du würdest mich gar nicht sehen wollen.«
Er schaute auf und streichelte über ihre Wange. »Ich habe jemanden wie
dich gar nicht verdient.«
    »Dummes Zeug. Die meisten würden sagen, wir haben uns
gegenseitig verdient.« Sie lachte etwas unsicher und drückte ihn
abermals fest an sich. »Irgendwann erzählst du mir alles, ja?«
    »Wann immer du willst.«
    »Später. Ich will dich nur noch ein bißchen anschauen.«
Gerührt hielt sie ihn auf Armeslänge von sich ab und musterte forschend
sein Gesicht. »Nun, schlecht siehst du jedenfalls nicht aus.« Sie
strich mit den Fingerspitzen über die kleinen Fältchen in seinen
Augenwinkeln. »Ein wenig dünner vielleicht, ein wenig zäher.« Zärtlich
küßte sie ihn auf die Wange und wischte den Abdruck ihres Lippenstifts
mit dem Daumen weg. »Du warst der hübscheste kleine Junge, den ich je
gesehen habe.« Als er zusammenzuckte, lachte sie. »Zauberst du immer
noch?«
    »Das hat mich am Leben gehalten.« Er nahm ihre Hände und
preßte sie an seine Lippen, überwältigt vor Scham und tiefer
Dankbarkeit. Er hatte versucht sich darauf vorzubereiten, daß sie
wütend sein würde, kühl oder einfach nur gleichgültig. Aber ihre Liebe
machte ihn völlig hilflos. »Du warst wunderbar gestern abend. Als ich
dich und Roxanne auf der Bühne sah, kam es mir vor, als hätten die
Jahre dazwischen nie existiert.«
    »Aber diese Jahre hat es nun einmal gegeben.«
    »Ja.« Er stand auf, ohne ihre Hände loszulassen. »Und ich weiß
keinen Zaubertrick, um sie verschwinden zu lassen. Aber ich kann
einiges tun, wodurch vielleicht alles wieder in Ordnung kommt.«
    »Du liebst sie immer noch.«
    Als er nur mit den Schultern zuckte, stand sie auf und nahm
lächelnd sein Gesicht in ihre Hände. »Du liebst sie immer noch«,
wiederholte sie. »Aber es wird schon ein bißchen mehr nötig sein als
eine Handvoll Tricks, um sie zurückzugewinnen. Sie ist nicht so leicht
rumzukriegen wie ich.«
    Er preßte grimmig die Lippen zusammen. »Ich bin ziemlich
hartnäckig.«
    Seufzend schüttelte Lily den Kopf. »Dann wird sie nur noch
störrischer. Max hätte gesagt, daß man mit einem Löffel Honig mehr
Fliegen fängt als mit einem Faß Essig. Glaub mir, jede Frau –
selbst eine so dickköpfige wie sie – möchte gern umworben
werden.« Er schnaubte nur, aber Lily ließ nicht locker. »Ich meine
damit nicht Blumen, Musik und solche Dinge, sondern deine Haltung ihr
gegenüber. Roxy ist in der Beziehung genau wie alle anderen Frauen.«
    »Wenn ich vor ihr auf die Knie sinke, tritt sie mir glatt ins
Gesicht.«
    Ganz bestimmt sogar, dachte Lily, aber sie hielt es für
taktisch klüger, es nicht laut zu sagen. »Ich habe nicht behauptet, daß
es einfach sein wird. Aber gib nicht auf, Luke. Sie braucht dich mehr
als du ahnst.«
    »Wie meinst du das?«
    »Gib einfach nicht auf.«
    Nachdenklich zog er Lily wieder in seine Arme. »Solch einen
Fehler mache ich nicht zweimal. Ich will alles tun, was nötig ist.« Er
schaute ins

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