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Die Tochter des Magiers

Die Tochter des Magiers

Titel: Die Tochter des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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fassungslos,
daß er sie schüttelte. »Wir haben ein Kind, und du hast es mir einfach
verheimlicht. Verdammt noch mal, wie konntest du mir verschweigen, daß
ich einen Sohn habe?«
    »Du warst nicht hier!« rief sie und holte aus. Ihre Ohrfeige
verblüffte beide. Erschrocken ließ sie die Hand sinken. »Du warst nicht
hier«, wiederholte sie.
    »Aber jetzt bin ich hier.« Er schob sie von sich, ehe er etwas
tat, das er sich nie verzeihen könnte. »Ich bin seit zwei Wochen hier.
›Komm nicht unangemeldet vorbei, Callahan‹«, stieß er hervor, doch es
klang eher gequält als wütend. »Es ging dir gar nicht um Max, sondern
darum, daß ich unseren Sohn nicht sehen sollte. Du wolltest es mir
nicht sagen.«
    »Doch, das wollte ich.« Sie konnte kaum noch atmen. Nie im
Leben hatte sie Angst vor ihm gehabt. Bis jetzt. Er sah aus, als sei er
zu allem fähig. »Ich brauchte nur etwas Zeit.«
    »Zeit.« Blitzschnell hatte er sie gepackt. »Ich habe fünf
verfluchte Jahre verloren, und du brauchtest noch Zeit?«
    »Verloren? Du? Und ich? Was hast du denn erwartet, wie ich
reagiere, Luke, wenn du zurückkommst? Ach, hallo! Nett, dich
wiederzusehen. Übrigens, du bist Daddy geworden. Möchtest du eine
Zigarre?«
    Er starrte sie einen Moment lang regungslos an und mußte gegen
den Drang kämpfen, in blinder Zerstörungswut um sich zu schlagen. Alles
in ihm schrie nach Rache. Er sah die Angst in ihren Augen, obwohl sie
nicht zurückwich, und ließ sie los. Mit einem wüsten Fluch drehte er
sich um und riß die Tür auf.
    Draußen atmete er tief die schwül-heiße Luft ein und strich
sich wie benommen mit den Händen über das Gesicht. Es kam ihm vor, als
sei ihm ein Messer durchs Herz gestoßen worden.
    Sein Sohn. Luke preßte die Hände gegen die Augen und stöhnte
auf in einer Mischung aus Leid und Wut. Sein Sohn hatte ihn angeschaut,
ihn angelächelt und ihn für einen Fremden gehalten.
    Roxanne war ihm nach draußen gefolgt. Merkwürdigerweise war
sie jetzt ganz ruhig. Es hätte sie nicht überrascht, wenn er sich
umgedreht und sie geschlagen hätte. Sie hätte sich notfalls verteidigt,
aber sie hatte keine Angst mehr. »Ich will mich nicht dafür
entschuldigen, daß ich es dir verheimlicht habe, Luke. Ich habe getan,
was ich für das beste hielt. Ob es nun richtig oder falsch war, ich
würde es wieder tun.«
    Er drehte sich nicht um, sondern starrte weiter auf den
Springbrunnen, der sanft vor sich hinplätscherte.
    Unser Sohn, dachte er. Wir haben ihn gemeinsam gezeugt, in
Liebe und Lust und voller Freude. War er deshalb so schön, so
vollkommen, so unglaublich prachtvoll? »Hast du gewußt, daß du
schwanger warst, als ich ging?«
    »Nein.« Sie ertappte sich dabei, daß sie sich nervös die Hände
rieb, und ließ die Arme sinken. »Allerdings gleich danach. Mir war
schlecht an jenem Nachmittag, erinnerst du dich? Es stellte sich
heraus, daß es die typische Übelkeit in einer Schwangerschaft ist.«
    Er steckte seine Hände in die Taschen und bemühte sich, ruhig
und vernünftig zu sein. »War es schwierig?«
    »Was?«
    »Die Schwangerschaft«, stieß er zwischen zusammengebissenen
Zähnen hervor. Noch immer wandte er sich nicht zu ihr um. Er konnte es
einfach nicht. »War es schwierig? Ging es dir schlecht?«
    Diese Fragen hatte sie am allerwenigsten erwartet. »Nein«,
antwortete sie unsicher. »Mir war ein paar Monate lang übel, aber dann
lief alles wunderbar. Ich glaube, ich habe mich nie besser gefühlt.«
    Die Hände in seinen Taschen waren zu Fäusten geballt. »Und bei
der Geburt?«
    »Es war kein Spaziergang, aber es war zu ertragen. Ein bißchen
mehr als achtzehn Stunden, und Nathaniel war da.«
    »Nathaniel.« Er wiederholte leise den Namen.
    »Ich wollte ihn nicht nach irgend jemand anderem nennen. Ich
wollte, daß er seinen eigenen Namen hat.«
    »Er ist gesund.« Luke starrte weiterhin auf den Springbrunnen.
Er bemühte sich die einzelnen Tropfen zu sehen, die durch die Luft
perlten und wieder herabstürzten. »Er sieht … gesund aus.«
    »Das ist er auch. Er ist nie krank.«
    »Wie seine Mutter.« Aber er hat mein Gesicht, dachte Luke. Er
hat mein Gesicht. »Er mag Hunde.«
    »Nate mag fast alles. Außer Limabohnen.« Sie holte unsicher
Atem und berührte zögernd seine Schulter. »Luke.« Er wirbelte so
schnell zu ihr herum, daß sie einen Schritt zurückwich. Aber als er
nach ihr griff, geschah es nicht im Zorn.
    Er schlang einfach die Arme um sie und zog sie an sich. Sie
spürte, wie aufgewühlt er

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