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Die Tochter des Magiers

Die Tochter des Magiers

Titel: Die Tochter des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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blickte
ebenfalls nach draußen. Es fiel ihm unendlich schwer, dieses leere
Gesicht anzuschauen oder die verkrampften Finger, die sich unablässig
bewegten, als spiele er mit unsichtbaren Münzen. »Ich würde mich
wesentlich besser fühlen, wenn ich den ganzen Plan mit dir hätte
besprechen können. Ich glaube, er hätte dir gefallen. Er ist nicht
übel, und ich denke, ich habe an alles gedacht.« Im Geiste hörte er
Max' Stimme und mußte lächeln. »Ich weiß, ich weiß, rechne mit allen
erdenklichen Zwischenfällen und sei auf jede Überraschung gefaßt. Ich
werde diesen Bastard büßen lassen für die fünf Jahre, die er mir und
uns allen genommen hat, Max. Und ich hole dir den Stein. Ich lege ihn
dir in die Hände. Falls er irgendeinen Zauber besitzt, wirst du es dann
sehen.«
    Luke erwartete keineAntwort, sondern
schaute in diese Augen, die ihn einst förmlich gezwungen hatten, in das
Jahrmarktzelt zu kommen. Sie waren noch so dunkel wie früher, aber der
bezwingende Blick war verschwunden.
    »Ich will dir sagen, daß ich mich um Roxanne und Nate kümmern
werde. Und um Lily und Mouse und LeClerc. Rox würde natürlich auf mich
losgehen, wenn sie das hörte, sie hatte bisher ja alles gut im Griff.
Aber sie muß es nicht mehr länger allein machen. Nate nennt mich Dad.
Du kannst dir nicht vorstellen, wieviel mir das bedeutet.« Sanft nahm
er die verkrümmten, ruhelosen Hände. »Dad. Ich habe dich nie so
genannt. Aber du bist mein Vater.« Luke beugte sich vor und küßte die
runzelige Wange. »Ich liebe dich, Dad.«
    Er gab keine Antwort. Luke stand auf und ging hinaus, um
seinen Sohn zu suchen.
    Max starrte weiterhin regungslos nach draußen. Doch aus seinem
Auge lief eine Träne und rann langsam über die Wange, die Luke geküßt
hatte.
    Jake hockte in der Suite ihres Hotels vor
seinem tragbaren Computer und tippte eine weitere Zahlenfolge ein. »Na
bitte!« jubelte er triumphierend. »Was habe ich dir gesagt? Was habe
ich dir gesagt, Mouse? Es gibt immer ein Hintertürchen.«
    »Du bist drin? Du bist wirklich drin?« Voller Bewunderung
beugte sich Mouse über seine Schulter. »Menschenskinder.«
    »In der verfluchten Bank of England.« Jake kicherte. Er
verschränkte die Finger und dehnte seine Hände, daß die Knöchel
knackten. »Wetten, daß Charles und Di dort ein Konto haben? Mann, o
Mann, all diese hübschen Pfund Sterling.«
    »Klasse.« Mouse las eifrig sämtliche Klatschblätter und hatte
eine besondere Schwäche für die Prinzessin von Wales. »Kannst du sehen,
wieviel sie haben, Jake? Du solltest was von seinem auf ihr Konto
überweisen. Ich glaube, er ist nämlich nicht besonders nett zu ihr.«
    »Klar, warum nicht?« Jakes Finger schwebten bereits über den
Tasten, als Alice sich leise räusperte.
    »Ich dachte, du hättest Luke versprochen, keine krummen Sachen
mit deinem Computer zu machen«, meinte sie und strickte ohne
aufzuschauen weiter.
    »Na ja«, erwidere Jake, dem förmlich die Finger juckten. »Ich
übe ja nur ein bißchen. Ich zeige Mouse bloß ein paar Tricks, die man
mit diesem Goldstück machen kann.«
    »Das ist sehr nett. Ich glaube aber nicht, daß Diane es gern
hätte, Mouse, wenn du dich in ihre Privatsphäre einmischst.«
    »Meinst du?« Er blickte hinüber zu seiner Frau, die den Kopf
hob und lächelte. »Du hast bestimmt recht.« Niedergeschlagen seufzte
er. »Wir sollen das Schweizer Konto überprüfen«, erinnerte er Jake.
    »Na gut, na gut.« Die Tastatur klapperte, das Modem summte.
»Aber es macht mich richtig krank, das muß ich schon sagen. Ein Elend,
daß Luke nicht auf mich hören will. Jetzt soll ich tatsächlich noch mal
zehntausend auf das Konto dieses Schweins überweisen. Ich hab ihm
erklärt, daß ich dafür leicht irgendein Konto mit Schwarzgeld anzapfen
kann. Aber nein, Luke will lieber selbst bluten! So ein sturer
Dickkopf.«
    »Es ist eine Sache des Stolzes«, meinte Alice.
    »Stolz? Hier geht es um verfluchte zehntausend Mäuse.« Jake
warf ihr einen verlegenen Blick zu. »Entschuldige meine Ausdrucksweise.
Es ist nur so, daß wir keinen Cent an der ganzen Sache verdienen. Nicht
einen Cent! Findest du nicht, wir sollten auch was davon haben oder
wenigstens unsere Unkosten wieder reinholen? Und gegen einen
vernünftigen Profit wäre doch auch nichts zu sagen.«
    »Die Genugtuung ist noch mehr wert«, entgegnete Mouse, was
Alice maßlos stolz machte.
    »Damit kannst du dir aber keine italienischen Schuhe kaufen«,
brummte Jake und beschloß, nicht länger

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