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Die Tochter des Magiers

Die Tochter des Magiers

Titel: Die Tochter des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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bei seinem ersten
Auftritt, damals in einem stickigen Rummelplatzzelt. Der Schweiß lief
ihm über den Rücken. »Es tut mir leid, daß ich nicht hier war, bei dir
und deiner Mutter, Nate.«
    Nate betrachtete ihn stumm. Er hatte schon die ganze Zeit über
ein komisches Gefühl im Bauch, seit seine Mutter sich zu ihm gesetzt
und ihm erzählt hatte, daß Luke sein Daddy war. Er wußte nicht, ob es
ein gutes Gefühl war – so wie das Kribbeln, wenn Mouse ihn
herumwirbelte –, oder ein schlechtes, wie man es bekam, wenn
man zu viel Süßes gegessen hatte.
    »Vielleicht konntest du ja nicht anders«, murmelte er und
zupfte ein paar Fäden aus dem Loch in seiner Jeans.
    »Trotzdem tut es mir leid. Ich glaube nicht, daß du mich
unbedingt brauchst, du bis ja schon ganz schön groß. Wir – na
ja –, wir kommen aber sicher gut miteinander aus, oder?«
    »Klar.« Nate blickte stur zu Boden. »Glaub schon.«
    Und da hatte er geglaubt, Roxanne sei eine harte Nuß. Luke war
mehr als ratlos. »Wir könnten Freunde sein, wenn das okay für dich ist.
Du mußt mich ja nicht als deinen Vater sehen.«
    Tränen schimmerten in Nates Augen, als er aufschaute, und
seine Lippen zitterten. Luke zerriß es fast das Herz. »Willst du das
nicht?«
    »O doch.« Seine Kehle war wie zugeschnürt. »Doch, das will
ich. Sehr sogar. Ich meine, na ja, aus uns könnte etwas werden, ich
glaube, du hast Potential.«
    »Was ist das?«
    »Möglichkeiten, Nathaniel.« Sanft nahm Luke das Gesicht seines
Sohnes in seine Hände. »Sehr, sehr viele Möglichkeiten.«
    »Potential«, wiederholte Nate und lächelte plötzlich. »Bobbys
Vater hat ihm ein Baumhaus gebaut, ein ganz großes.«
    »Oho.« Erstaunt und sichtlich begeistert blickte Luke zu
Roxanne. »Der Junge lernt aber schnell.«
    »Das ist dein irisches Blut. Ein Nouvelle wäre nicht so
verschlagen.«
    »Ach was, verdammt, er ist ein gerissener Bursche, der weiß,
daß man zupacken muß, wenn sich die Gelegenheit bietet. Stimmt's, Nate?«
    »Stimmt.« Er kreischte begeistert, als Luke ihn in die Höhe
stemmte. In der Hoffnung, daß sich vielleicht noch mehr rausschlagen
ließ, flüsterte er Luke ins Ohr: »Kannst du Mama sagen, daß ich einen
Hund brauche? Einen richtig großen Hund?«
    Lukes Grinsen ähnelte auf verblüffende Weise dem verschmitzten
Gesichtsausdruck seines Sohnes. »Ich will mal sehen, was sich machen
läßt. Wie wäre es mit einer Umarmung?«
    »Okay.« Nate legte die Arme um seinen Hals und drückte ihn
fest. Im Bauch hatte er immer noch ein komisches Gefühl. Aber er fand
es ganz gut. Mit einem zufriedenen Seufzer schmiegte er den Kopf an die
Schulter seines Vaters.

ACHTES
KAPITEL
    N icht, ich versuche gerade, mich zu
konzentrieren.« Roxanne wehrte Luke ab, der über ihre Schulter spähte.
Sein Atem kitzelte sie im Nacken.
    »Und ich versuche gerade, dich rumzukriegen, mit mir
auszugehen.«
    »Du hast in letzter Zeit wahrhaftig einen Tick mit deinem
Ausgehen.« Sie beugte sich wieder über den Schreibtisch ihres Vaters,
auf dem sie die Pläne der Kunstgalerie ausgebreitet hatte. Sie mußten
sich noch darauf einigen, wo sie einsteigen wollten. »Von oben,
Callahan, das ist wirklich am besten. Die Ausstellung ist im dritten
Stock, warum sollen wir also im Erdgeschoß rein und die Treppe
hochsteigen?«
    »Weil wir auf diesem Weg tatsächlich die Treppen hinaufsteigen
können statt uns viereinhalb Meter an einem Seil hinabzuhangeln.«
    Sie warf ihm über die Schulter einen Blick zu. »Ach, wirst du
langsam alt?«
    »Zufälligerweise bin ich jetzt Vater. Da muß ich gewisse
Rücksichten nehmen.«
    »Das Dach ist besser, Väterchen.«
    Er wußte, daß sie recht hatte, aber er genoß diese kleine
Debatte viel zu sehr, um gleich nachzugeben. »Wir müssen schließlich
auch Jake irgendwie raufbringen. Und er hat Höhenangst.«
    »Dann verbindest du ihm die Augen.« Sie tippte mit einem
Bleistift auf die Zeichnung. »Hier, das Ostfenster im dritten Stock.
Ich bin bereits drin und drehe in diesem Lagerraum Däumchen bis zum
vereinbarten Zeitpunkt. Um exakt elf Uhr siebzehn gehe ich in den
Überwachungsraum, wodurch ich genau eine Minute und dreißig Sekunden
Zeit habe, um Kamera sechs zu präparieren, ehe der Alarm ausgelöst
wird.«
    »Mir gefällt der Gedanke nicht, daß du diese Arbeit
übernimmst.«
    »Sei nicht so überheblich. Du weiß verdammt gut, daß ich mich
mit Elektronik am besten auskenne. Dann wechsle ich die Videobänder
aus.« Sie strich sich das Haar zurück und

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