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Die Tochter des Magiers

Die Tochter des Magiers

Titel: Die Tochter des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Jake.
    »Dann versuch wenigstens, dabei nicht zu schreien. Du weckst
sonst die Wachen.«
    »Wie rücksichtsvoll. Ich habe immer schon gewußt, daß du ein
gutes Herz hast.«
    »Rauf mit dir.« Luke hielt das Seil für ihn fest und deutete
energisch nach oben.
    Obwohl er noch mit beiden Füßen auf dem Boden stand, klammerte
sich Jake wie ein Ertrinkender an das Seil. Er schloß fest die Augen
und hob sich auf die Zehenspitzen. »Ich muß bestimmt kotzen.«
    »Dann muß ich dich leider umbringen.«
    »Ich hasse so was.« Jake schluckte noch einmal und begann sich
hinaufzuhangeln. »Warum habe ich mich bloß auf diese Sache eingelassen?«
    »Weiter. Je rascher du kletterst, desto schneller bist du
oben.«
    Jake fluchte leise vor sich hin und kletterte mit hartnäckig
geschlossenen Augen weiter.
    Luke wartete, bis er die Höhe des zweiten Stocks erreicht
hatte, ehe er selbst hinaufzuklettern begann. Jake erstarrte. »Das
Seil«, zischte er. »Luke, das Seil bewegt sich.«
    »Natürlich bewegt es sich, du Narr. Es ist schließlich keine
Treppe. Mach schon.« Er scheuchte ihn weitere drei Meter hinauf. »Pack
den Sims und zieh dich rauf.«
    »Kann nicht.« Jake murmelte irgendwelche hebräischen Gebete,
die er anläßlich seiner Bar-Mizwa einmal gelernt hatte. »Kann das Seil
nicht loslassen.«
    »Idiot. Stellt deine Füße auf meine Schultern. Na, komm schon.
Hast du?«
    »Bist du das?«
    »Nee, das ist Batman, du dummer Kerl.«
    »Ich bin aber nicht Robin.« Jake stand nun einigermaßen sicher
auf Lukes Schultern.
    »Gut. Sieh zu, daß du ins Gleichgewicht kommst und pack dann
den Sims. Wenn du das nicht machst«, fuhr Luke seelenruhig fort, »fange
ich an, mit dem Seil hin- und herzuschwingen. Weißt du, was für ein
Gefühl das ist, wenn man drei Stockwerke hoch an einem schwingenden
Seil hängt und mit dem Gesicht gegen die Wand knallt?«
    »Ich mache ja schon, nur keine Panik.« Jake hielt immer noch
die Augen geschlossen und ließ das Seil los. Seine Hand kratzte zweimal
über die Backsteinwand, ehe er Halt fand. Mit einem erstickten Schrei
rollte er sich hinüber und landete mit einem dumpfen Aufprall.
    »Geschmeidig wie eine Katze.« Luke schwang sich lautlos
hinüber. »Wir sind oben, Mouse.« Er blickte auf seine Uhr und sah, daß
Roxanne in neunzig Sekunden ihr Versteck verlassen würde. »Los.«
    In einem Schrank, wo es nach
Reinigungsmitteln roch, blickte Roxanne auf die Leuchtziffern ihrer
Uhr. Sie stand auf und lockerte ihre Muskeln, da sie nach über zwei
Stunden in sitzender Position ziemlich verspannt war, und zählte die
Sekunden ab.
    Leise öffnete sie die Tür und huschte in den Flur. Hier war es
etwas weniger dunkel, da am Ende des Korridors ein Licht für die
Wächter brannte, die regelmäßig ihre Runde absolvierten.
    Sie ging darauf zu und zählte gleichmäßig weiter.
    Fünf, vier, drei, zwei, eins … Ja. Zufrieden sah sie,
wie das Licht flackerte und dann erlosch.
    Mouse hatte es also geschafft. Roxanne bewegte sich nun
schneller und lief in der Dunkelheit vorbei an den stillgelegten
Kameras in Richtung des Überwachungsraums.
    »Verdammt!« Der Wächter, der seinem
Kollegen soeben beim Kartenspielen das Fell über die Ohren gezogen
hatte, tastete fluchend nach seiner Taschenlampe. »Dieser verdammte
Generator – ah …« Er seufzte erleichtert, als ein
elektrisches Summen ertönte und die Lichter wieder aufflackerten. Die
Monitore wurden hell, die Computer funktionierten wieder. »Sehen wir
besser mal nach«, meinte er, aber sein Partner hatte bereits zum
Telefon gegriffen und wählte.
    Lily hob beim zweiten Läuten ab. »Washingtoner Gas- und
Elektrizitätswerk, guten Abend.«
    »Hampstead Galerie, hier gab's einen Stromausfall.«
    »Tut mir leid, Sir. Wir hatten eine kleine Störung. Unsere
Techniker sind bereits dabei, den Schaden zu beheben.«
    »Technische Störung.« Der Wächter legte auf und zuckte die
Schultern. »Vor morgen früh haben diese Idioten das bestimmt nicht
repariert.«
    »Der Generator macht das schon.« Beide wandten sich um und
musterten die Monitore. »Ich denke, ich mache jetzt mal meine Runde.«
    »Hast recht.« Der andere schenkte sich aus seiner
Thermosflasche einen Kaffee ein. »Halt die Augen offen, damit dich die
bösen Einbrecher nicht erwischen.«
    »Halt du mal besser die Klappe, McNulty.«
    Auf den Monitoren liefen die gewohnten Bilder der
Ausstellungsräume und der dämmrigen Korridore. McNulty fand dieses ewig
gleiche Programm so öde, daß er

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