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Die Tochter des Münzmeisters

Die Tochter des Münzmeisters

Titel: Die Tochter des Münzmeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Henneberg
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unbedingt weiter hinhalten, bis sie sich eine Möglichkeit überlegt hatte, wie sie ihm entkommen konnte. Also heuchelte sie Interesse, obwohl es ihr bei diesem Thema nicht schwerfiel, da sie wirklich neugierig war.
    »Wie seid Ihr nur darauf gekommen, dass es sich um Eure Halbschwester handelt?«
    In den Augen des jungen Mannes blitzte etwas auf, das Henrika Angst machte, doch sie ließ es sich nicht anmerken. »Das Mal! Sie hat den gleichen schmetterlingsförmigen Fleck, wie mein Vater ihn hatte. Nur dass er sich bei ihm an einer anderen Körperstelle befunden hat.«
    Dietbert näherte sich Henrika, die sofort einen Schritt zurückwich, und blieb dicht vor ihr stehen.
    »Zudem hat sie die gleichen Augen wie mein Vater, wisst Ihr? Diese schwarze Kälte hat mich sofort an ihn erinnert«, sagte er leise. »Und die gleiche berechnende Art, wie sie meinem Vater zu eigen war. Ihr Trottel von Gemahl hat es erst viel zu spät begriffen!« Als er Henrikas verständnislosen Blick bemerkte, trat er dicht an sie heran und erklärte spöttisch: »Dass sie ihn nur benutzt hat, um ihrem Elternhaus zu entfliehen. Gunhild konnte den Hass in den Augen ihrer Mutter nicht mehr ertragen. Ach, wie gut ich sie verstehe!«
    Als Henrika unwillkürlich zurückwich, verharrte er kurz und sprach dann mit normaler Lautstärke weiter.
    »Wer ist Euch eigentlich vor ein paar Wochen im Wald zu Hilfe gekommen und hat diesem Versager das dreckige Genick gebrochen?«
    »Das werde ich Euch mit Sicherheit nicht verraten«, stieß Henrika verächtlich hervor, als sie endlich ihre Sprache wiedergefunden hatte.
    Ihre Reaktion schien Dietbert zu erheitern, denn erlachte laut auf. »Es spielt ohnehin keine Rolle mehr«, erwiderte er und drehte sich kurz zu Gunhild um. »Sieh zu, dass du Wigbald auftreibst«, befahl er barsch, woraufhin seine Begleiterin schmollend das Gesicht verzog.
    Mit Bestürzung beobachtete Henrika, wie Dietbert das Handgelenk ihrer Base ergriff, sie mit einem Ruck zu sich heranzog und hart küsste.
    »Was glotzt Ihr so entsetzt?«, fuhr er Henrika an.
    Er wischte sich mit dem Handrücken über den Mund und sah Gunhild nach, die mit einem glücklichen Lächeln verschwunden war.
    »Ich habe meinen Vater abgrundtief gehasst, ebenso meine Mutter, die mich verflucht hat. Glaubt Ihr wirklich, ich könnte für jemanden auch nur ein Fünkchen Liebe empfinden, bei dem ich das Gefühl habe, in seine Augen zu blicken? Davon abgesehen mache ich mir nichts vor, bei meiner lieben Schwester wird es sich genauso verhalten. Aber das ist mir gleich, denn ich kenne es nicht anders. Im Gegensatz zu dem armen Folkmar, den Gunhild nach allen Regeln der Kunst an der Nase herumführt und der immer noch nicht begriffen hat, dass sie ihn nicht liebt. Im Moment braucht sie mich, weil ich über einen gewissen Einfluss verfüge. Ohne mich würde sich ihr Gemahl wahrscheinlich irgendwo bei den Fußtruppen befinden, doch so genießt Gunhild einige Annehmlichkeiten. Die Ironie bei der Sache ist die, dass der liebe Folkmar mir auch noch dankbar ist!«, stieß er ohne jede Heiterkeit hervor.
    »Wieso seid Ihr wieder im Gefolge Eures Onkels, obwohl Ihr ihn so schändlich verraten habt? Über was für einen Einfluss verfügt Ihr schon?«, fragte Henrika mit zitternder Stimme, denn die Härte in seinem Blick versetzte sie in Angst. Ein Gefühl, das sie bisher bei ihren Treffen nicht beschlichen hatte.
    »Mein Onkel weiß überhaupt nicht, wo ich stecke. Die wenigsten kennen mich, da ich mich bei den Leuten des Bischofs von Halberstadt aufhalte, der mich sehr schätzt. Allerdings weiß er nichts von meinem kleinen Streit mit meinem geschätzten Onkel, der mich hier sicher nicht vermutet, zumal seine erste Wut mittlerweile verraucht ist, nachdem er den armen Egeno von Konradsburg erwischt hat.«
    Henrika erinnerte sich an den Komplizen Dietberts, den sie bei dem Mordversuch auf den König selbst im Stall kurz zu Gesicht bekommen hatte. »Was ist mit ihm geschehen?«, fragte sie, unsicher darüber, ob sie es wirklich wissen wollte.
    »Mein Onkel vertritt gelegentlich eine seltsame Ansicht von Strafe. Er hat ihn blenden lassen, und nun irrt der Arme durch die Lande, unfähig zu sehen, wo er sich befindet«, erläuterte Dietbert ohne erkennbare Regung.
    Henrika erschauerte angesichts des fehlenden Mitleids und wich erneut einen Schritt zurück, als Dietbert sich ihr näherte. Bevor sie reagieren konnte, hatte er sie mit beiden Armen umschlungen und presste seine Lippen

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