Die Tochter des Praesidenten
miteinander in Ver bindung geblieben, und schließlich hatte der Präsident ihm den Posten als Leiter der Abteilung für Allgemeine Angelegenheiten im Weißen Haus angetragen.
Dabei handelte es sich nach außen hin um eine Abtei lung, die für verschiedene Regierungsangelegenheiten zu ständig war, und da die Räume im Souterrain lagen, war sie allgemein als ›der Keller‹ bekannt. Nur wenige Einge weihte wußten, daß es sich in Wahrheit um die private Ermittlungstruppe des Präsidenten und eines der am strengsten gehüteten Geheimnisse der Regierung handel te. Sie war völlig unabhängig von der CIA, dem FBI, dem Secret Service, und wenn auch gelegentlich darüber ge munkelt wurde, glaubten nur sehr wenige Menschen tat sächlich an die Existenz dieser Truppe. Cazalet hatte sie sozusagen geerbt und, als der vorherige Amtsinhaber in Pension ging, die Gelegenheit genutzt, Blake Johnson den Job anzubieten.
Ferguson benutzte seine verschlüsselte Direktleitung zum Büro des Kellers, und Johnson meldete sich sofort.
»Wer ist da?«
»Charles Ferguson, mein Alter.«
»Charles, wie geht’s?«
»Leider schlecht. Ich habe sehr ernste Neuigkeiten für Sie und den Präsidenten, und das ist eigentlich noch un tertrieben. Ich weiß, es klingt merkwürdig, aber bitte kei ne Verbindung mit dem Premierminister aufnehmen.«
»So schlimm?«
»Leider ja. Ich fliege in einer Stunde mit Dillon und Chief Inspector Bernstein los. Dillon ist in dieser Sache unser wichtigster Mann. Wir müssen gleich nach unserer Ankunft den Präsidenten sprechen.«
»Unmöglich. Er ist für ein paar Tage in sein Haus am Strand von Nantucket gefahren, um in Ruhe nachzuden ken.«
»Hier geht es um Leben und Tod, Blake.«
Johnson schwieg einen Moment. »Ich verstehe.«
»Sie sind sein Freund«, drängte Ferguson. »Sagen Sie ihm, es geht um die Sicherheit von … jemandem, der verloren war, aber nun gefunden wurde.«
»Herrgott, Charles, was sollen diese Rätselspielchen?«
»Ich kann im Moment nicht mehr sagen. Richten Sie es ihm einfach aus. Er wird wissen, was ich meine, ebenso Teddy Grant. Sie müssen mir vertrauen, Blake – das ist geradezu lebenswichtig.«
»Okay«, erwiderte Johnson entschlossen. »Landen Sie nicht auf dem Washingtoner Flughafen, sondern auf dem Stützpunkt Andrews. Ich sage dort Bescheid, daß Sie kommen. Man wird einen Hubschrauber für Sie bereit halten, der Sie nach Nantucket bringt.«
»Keine CIA, Blake, oder irgendwelche anderen Sicher heitsorgane. Kommen Sie ganz allein.«
»Wie Sie meinen, Charles. Ich bereite dann schon mal den Präsidenten vor. Bis dann.« Er legte auf.
»Los geht’s«, sagte Ferguson. »Wir haben keine Zeit zu verlieren.«
Gefolgt von zwei Männern des Geheimdienstes und sei nem Hund Murchinson, einem schwarzen KurzhaarRetriever, ging der Präsident in der Nähe des alten Hau ses bei Nantucket am Strand spazieren. Er genoß den Wind, der die Wellen ans Ufer trieb, und fühlte sich rundum wohl. Es war gut, wieder einmal den Alltag in Washington vergessen zu können.
»Zünden Sie mir eine Zigarette an, Clancey«, rief er ei nem der Männer vom Geheimdienst zu, einem riesigen Farbigen namens Clancey Smith, der als Mariner im Golf krieg gedient hatte. »Mir gelingt’s nicht bei diesem Wind.«
Clancey nahm zwei Marlboros aus seinem Päckchen, entzündete sie im Schutz seines Mantels und reichte eine dem Präsidenten.
Cazalet lachte. »Das hat auch Paul Henreid für Bette Davis in Now Voyager gemacht.«
»Muß vor meiner Zeit gewesen sein, Mr. President.«
Aus der Ferne hörte man jemanden rufen. Sie wandten sich um und sahen Teddy Grant, der auf sie zugelaufen kam. Murchison sprang ihm entgegen und begleitete ihn zurück. Atemlos blieb Teddy stehen.
»Um Himmels willen, Teddy, was ist denn?« fragte Ca zalet.
Teddy deutete auf Clancey, der sich zurückzog, und erst dann berichtete er von den schlechten Neuigkeiten.
Vor dem Weißen Haus an der Pennsylvania Avenue herrschte der übliche Menschenandrang. Die meisten waren Touristen, die Fotos machten und hofften, etwas Besonderes zu sehen, vielleicht sogar den Präsidenten selbst, aber nirgends waren Fernsehkameras oder Jour nalisten.
Mark Gold schlug den Kragen seines Mantels hoch, um sich gegen den Nieselregen zu schützen, und lächelte dem nächststehenden Polizisten zu. »Kein Fernsehen heute da? Die
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