Die Tochter des Praesidenten
hab’ nicht die geringste Idee.«
»Na ja, wir können ihn jedenfalls nicht einfach herum laufen lassen, nachdem wir mit ihm gesprochen haben. Das wäre zu riskant.«
»Wir haben ein entsprechendes Haus, in dem er unter Bewachung bleiben könnte.«
»Aber was ist, wenn Judas ihn vermißt und Lunte riecht?«
»Wieviel Zeit haben wir noch, Blake? Vier Tage? Viel leicht müssen wir einfach mal was riskieren. Knöpfen wir uns erst mal diesen Berger vor und jagen ihm eine or dentliche Höllenangst ein. Der Kerl kümmert mich so wieso nicht. Marie und Hannah sind wichtiger.«
Sie öffneten das Tor, gingen die Treppenstufen hinauf und läuteten an der Tür. Im Haus blieb alles ruhig. Dillon versuchte es noch einmal. »Zwecklos«, meinte er schließ lich. Aus dem Nachbarhaus, das eines von den herunter gekommenen war, kam eine junge Frau.
Sie trug einen Regenmantel aus schwarzem Plastik und ebensolche Stiefel, und auf ihrem blonden Haar thronte ein schwarzes Barett. »Sie wollen nicht zufällig zu mir?«
»Nein, zu Mr. Berger«, erklärte Dillon.
Sie verschloß ihre Haustür. »Schade, ich dachte, es sei vielleicht was Berufliches. Er ist die meiste Zeit nicht da. Lebt allein, seit seine Frau ihn verlassen hat. Schuldet er Ihnen Geld?«
»Nein, nein«, sagte Dillon. »Wir sind nur Mandanten. Er ist unser Anwalt.«
»Also, abends geht er gewöhnlich zu Gio. Das ist ein Restaurant hier in der Nähe. Die Straße runter, nach rechts und dann noch hundert Meter.«
»Vielen Dank«, rief Dillon ihr hinterher, als sie auf ih ren hohen Absätzen davonspazierte.
»Wenn ich mir’s recht überlege, habe ich auch noch nichts gegessen«, sagte Blake.
»Dann auf zu Gio. Es gibt da nur ein Problem. Wir wissen, daß man mich zu Hause in Stable Mews mit Richtmikrofon abgehört hat. Vielleicht hatte Berger mit dieser Sache zu tun, und es könnte sein, daß er mich kennt. Sie müssen also allein essen.«
»Sie haben recht«, sagte Blake. »Armer alter Sean, da werden Sie wohl fasten müssen.«
Das Gio war ein kleines familiäres Lokal mit einigen Ni schen, karierten Tischdecken und Kerzenbeleuchtung. Dillon blieb etwas zurück, während Blake ans Fenster trat und scheinbar die Speisekarte begutachtete. »Er ist al lein«, flüsterte er leise, »zweite Nische vom Fenster aus gesehen. Liest ganz vertieft in einem Buch und ißt Nu deln. Sehen Sie selbst.«
Dillon überzeugte sich und trat wieder zurück. »Gehen Sie hinein; ich warte so lange. Wir schnappen ihn uns später in der Hawk’s Court.«
»Sollen wir ihm ins Haus folgen?«
»Nein, bei den Mandanten, die er vertritt, hat er wahr scheinlich gute Sicherheitsvorkehrungen; das könnte un angenehm werden. Wir bringen ihn auf den Kirchhof und reden dort mit ihm.«
»Dann bis später.«
Blake ging ins Lokal und wurde von einem Kellner an einen Tisch auf der anderen Seite des Raums geführt, wo er Berger gegenübersaß. Er bestellte ein Glas Rotwein und Spaghetti mit Fleischklößchen. Jemand hatte eine Zeitung auf dem zweiten Stuhl liegen lassen, und er begann darin zu lesen, ohne Berger aus den Augen zu lassen.
Dillon ging in den Laden zwei Häuser weiter, wo es Sandwiches zu kaufen gab. Er suchte sich ein Baguette mit Schinken und Tomaten aus, besorgte sich aus ei nem Automaten einen Plastikbecher Tee und ging wie der nach draußen. Es regnete leicht, deshalb blieb er im Eingang eines Ladens stehen, der bereits geschlossen hatte, verspeiste das Sandwich und trank den Tee. Da nach rauchte er eine Zigarette und schlenderte am Gio vorbei.
Berger war immer noch in sein Buch vertieft, schien aber inzwischen beim Kaffee angelangt zu sein, während Blake die Hälfte seiner Spaghetti verzehrt hatte. Der Re gen nahm zu. Dillon ging zurück zum Auto, öffnete die Tür und sah sich um. Auf der Ablage vor der Heckscheibe entdeckte er einen Taschenschirm. Als er wieder zum Re staurant kam, bezahlte Berger gerade seine Rechnung. Auch Blake winkte den Kellner zu sich.
Berger nahm unterdessen seinen Mantel von einem Haken, griff nach seinem Buch und ging zur Tür, wo er stehenblieb und seinen Kragen hochschlug, ehe er in den Regen hinaustrat. Dillon folgte ihm in einigem Abstand. Noch ehe sie Bergers Haus erreichten, holte Blake ihn ein.
»Mr. Brown?« rief Dillon, als Berger das Tor öffnete.
Berger wandte sich um. »Bitte?«
»George Brown?« fragte
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