Die Tochter des Praesidenten
sie zu einem Flugplatz aus dem Zweiten Weltkrieg bei Flaxby in Sussex gebracht. Dort stand ein Citationjet bereit, mit dem sie weggeflogen sind. Meine Aufgabe war, den Krankenwagen in Dorking abzustellen.«
»Und Sie wissen nicht, wohin man sie gebracht hat?«
»Keine Ahnung, ich schwöre es.«
Sie sahen, daß er die Wahrheit sagte, doch dann hatte Dillon einen plötzlich Einfall, der ihnen endlich weiter half.
»Sie haben gesagt, Sie seien als Makkabäer angeworben worden. Wie kam es dazu?«
»Ich war bei einer Konferenz über die Zukunft des Staates Israel, die an der Universität von Paris stattfand; dort habe ich an einem Seminar teilgenommen und auch offen meine Meinung vertreten.«
»Und?«
»Ein Anwalt sprach mich an. Er sagte, er habe meine Rede sehr bewundert, und lud mich zum Essen ein.«
»Ein Makkabäer?« fragte Blake.
»Ja. Wir waren in einem dieser schwimmenden Restau rants auf dem Fluß und haben geredet. Während der gan zen vier Tage, die ich dort war, habe ich ihn täglich ge troffen.«
»Und er hat Sie angeworben?«
»Haben Sie eine Ahnung, wie das klang? Gott, ich woll te etwas tun, dazugehören, einen Beitrag leisten.«
»Und dann hat Judas, der Allmächtige höchstpersön lich, mit Ihnen gesprochen?« fragte Dillon.
»Er ist ein großer Mann, der sein Land liebt.« Berger schien wieder etwas Mut gefaßt zu haben.
»Wie hieß dieser Anwalt in Paris, der Sie angeworben hat? Und erzählen Sie mir nicht, Sie wüßten es nicht mehr.«
»Rocard – Michael Rocard.«
»Jesus, Maria und Josef!« Dillon wandte sich an Blake Johnson. »Der Anwalt der Familie de Brissac. Er muß ir gendwie ihre Identität erfahren haben. Verdammt, ihm gehört sogar das Haus, das sie auf Korfu bewohnte, als sie gekidnappt wurde.«
»Dann geht’s wohl als nächstes nach Paris. Was ist mit ihm?«
»Kommen Sie.« Dillon zog Berger hoch. »Wir fahren mit ihm zu einem Haus, in dem wir solche Leute unter bringen. Dort kann er bleiben, bis alles vorbei ist. Danach erstatten wir Ferguson Bericht.«
Berger ging zwischen ihnen die Straße hinunter. »Sie werden mich umbringen, nicht wahr?« sagte er plötzlich.
»Unsinn«, erwiderte Blake. »Seien Sie kein Narr.«
»Sie lügen!« flüsterte Berger und rannte Hals über Kopf los.
Sie liefen ihm hinterher. Er hatte inzwischen die Kreu zung erreicht und stürmte blindlings über die Camden High Street. Im gleichen Moment kam ein Doppeldek kerbus heran, der nicht mehr bremsen konnte. Berger wurde erfaßt und in die Luft geschleudert.
Ein Höllenlärm brach aus. Schreiend liefen die Leute zusammen, der kreidebleiche Busfahrer stieg aus, ein Po lizeiwagen hielt an, zwei Beamte drängten sich durch die Menge. Einer kniete sich neben Berger und untersuchte ihn.
»Zwecklos«, sagte er zu seinem Kollegen, »der ist tot.«
Schockierte Aufschreie ertönten aus der Menge, und der Busfahrer flüsterte betroffen: »Es war nicht meine Schuld.«
»Er hat recht«, riefen einige, »der Mann ist direkt auf die Straße gerannt.«
Dillon nickte Blake zu. Sie gingen zurück zum Wagen und fuhren davon.
Hannah hatte während des Flugs soweit wie möglich jeden Kontakt mit Aaron und Moshe vermieden. Sie hatte nur den Kaffee und die Sandwiches angenommen, die man ihr gegeben hatte, und ein paar Zeitschriften durch geblättert, um sich irgendwie die Zeit zu vertreiben. Au ßer gelegentlich aus dem Fenster zu sehen, gab es nichts zu tun, und da sie in dreißigtausend Fuß Höhe flogen und dichte Wolken unter ihnen lagen, hatte sie nicht die geringste Ahnung, wohin der Flug ging.
Nach drei Stunden war tief unten einmal kurz das Meer zu sehen, das nur das Mittelmeer sein konnte, und die Küste einer Insel, die sich überall befinden konnte, dann wurde die Wolkendecke wieder dichter.
Aaron war in ein Buch vertieft, in dem er die letzten drei Stunden gelesen hatte, und Moshe kochte frischen Kaffee. Nachdem er dem Piloten eine Tasse gebracht hat te, machte er einen kleinen Imbiß zurecht. Er reichte Aa ron einige Sandwiches und Kaffee.
»Für Sie auch, Chief Inspector?«
»Nein, nur Kaffee.«
Erneut spähte sie aus dem Fenster und entdeckte tief unten durch eine Lücke in der Wolkendecke wieder ein Stückchen Land.
Während sie trank, merkte sie, daß Aaron sie beobach tete. Auf seinem Gesicht lag ein kleines irritierendes
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