Die Tochter des Praesidenten
sten Familien Frankreichs gedient hat. Akzeptiert in sämtlichen Kreisen der Gesellschaft.«
»Verheiratet?«
»Seine Frau ist vor einigen Jahren gestorben. Keine Kinder. Sie war seit Jahren krank. Kriegsfolgen.«
»Was meinen Sie damit?«
»Rocard und seine Frau wurden als Juden während der Zeit der Vichy-Regierung den Nazis ausgeliefert, zusam men mit ihren Familien und tausend anderen. Sie kamen beide ins Konzentrationslager von Auschwitz. Bei Kriegs ende müssen sie fünfzehn oder sechzehn gewesen sein. Ich glaube, Rocard war der einzige, der aus seiner Familie überlebt hat. Wie es bei der Familie seiner Frau war, weiß ich nicht.«
»Danke«, sagte Ferguson. »Sehr interessant. Wo lebt er heute?«
»Ich glaube, er hat immer noch sein Apartment in der Avenue Victor Hugo. Hören Sie, Charles, ich kenne Sie lange genug, um zu merken, wenn etwas im Busch ist.«
»Max, diesmal irren Sie sich aber gründlich«, log Fergu son unverblümt. »Sein Name ist nur aufgetaucht, weil er juristisch mit einer Waffenfirma zu tun gehabt hat, die wir im Visier haben. Handel mit dem Iran und solche Sachen. Kein Grund für Sie, sich Gedanken zu machen. Ich würde es Ihnen sagen, wenn es anders wäre, das wissen Sie doch.«
»Charles, Sie lügen wie gedruckt.«
»Lassen Sie es gut sein, Max«, entgegnete Ferguson. »Wenn es etwas gäbe, das Sie wissen müßten, würde ich es Ihnen sagen.«
»So schlimm?«
»Ich fürchte ja. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir sein Foto faxen könnten.«
»Gut, aber halten Sie mich auf dem laufenden.«
»Sobald ich kann, sollen Sie alles erfahren. Ich gebe Ih nen mein Wort.«
»Das Wort eines englischen Gentleman«, lachte Hernu. »Jetzt bin ich wirklich beunruhigt.«
Im Oval Office versuchte Jake Cazalet, sich mit seiner Re de zu beschäftigen, die er am folgenden Tag bei einem Mittagessen mit einer Delegation japanischer Politiker halten sollte. Es gelang ihm jedoch kaum, sich zu konzen trieren. Schließlich legte er seinen Stift zur Seite und ver sank in Gedanken, bis das Telefon läutete.
»Mr. President, hier Charles Ferguson.«
»Irgendwelche Fortschritte?«
»Ich glaube, das kann man sagen. Es ist uns gelungen, den Anwalt aufzuspüren, der sich George Brown genannt hat.«
Jetzt horchte Cazalet auf. »Der bei Riley in Wands worth war?«
»Genau der.«
»Und er hat Ihnen gesagt, wo sie ist?«
»Er wußte es nicht.«
»Wie zur Hölle können Sie da so sicher sein?« rief Ca zalet ärgerlich.
»Ich gebe Ihnen am besten mal Blake Johnson, Mr. President.«
Er hörte die beiden miteinander reden, ehe Johnson sich meldete. »Mr. President? Dillon und ich haben den Mann gründlich befragt. Er wußte wirklich nicht, wo sie ist.«
»Sie reden in der Vergangenheitsform.«
»Nun ja, er ist tot. Ich will es Ihnen kurz erzählen.«
Als Blake fertig war, sagte der Präsident: »Dann war Judas für ihn nur eine Stimme am Telefon.«
»Auf diese Weise organisiert er offenbar alles. Es erin nert ein wenig an das alte kommunistische System der Zellen. Jeder kennt nur ein oder zwei andere Leute.«
»Wie Berger, der diesen Anwalt in Paris kannte, diesen Rocard?«
»Genau.«
»Also geht es jetzt nach Paris?« fragte Cazalet.
»Ja. Heute abend ist es zu spät, aber gleich morgen früh sind Dillon und ich weg.«
»Gut, geben Sie mir noch mal den Brigadier.«
»Mr. President?« meldete sich Ferguson einen Moment später.
»Wie schätzen Sie die Sache ein?«
»Ich habe mit einem Kontaktmann im französischen Geheimdienst gesprochen, ganz vertraulich von Freund zu Freund. Als Junge war Michael Rocard in Auschwitz, ebenso seine Frau. Er hat als einziger seiner Familie über lebt.«
»Guter Gott. Also das ist der Grund, warum er Makka bäer geworden ist?«
»Es scheint so.«
»Gut, ich kann nur hoffen, daß Blake und Dillon von ihm erfahren, was wir wissen müssen.«
Cazalet dachte über alles nach, als es an der Tür klopfte und Teddy mit einigen Aktenordnern hereinkam.
»Ich brauche ein paar Unterschriften, Mr. President.«
»Gerade habe ich mit Ferguson und Blake telefoniert«, berichtete Cazalet.
»Irgendwelche Fortschritte?«
»Das könnte man sagen.« Der Präsident setzte ihn über die neusten Entwicklungen ins Bild.
»Dieser Rocard, das muß der Schlüssel sein!« rief
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