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Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition)

Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition)

Titel: Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Downer
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großes Schiff unter vollem Tuch. Heute trug sie einen Kimono, einen besonders prächtigen mit einem kunstvollen Muster aus Chrysanthemen und Kiefernzweigen auf weißem Hintergrund, dazu einen reich bestickten olivgrünen Obi, die Art Kleidung, wie sie eine hochkarätige Geisha trug, nicht die bescheidene, zurückhaltende Gefährtin eines großen Staatsmannes. Zum letzten Mal hatte Taka sie in dieser Aufmachung gesehen, als ihr Vater ein großes Fest für seine Kollegen gegeben hatte, kurz vor seiner plötzlichen Abreise. Ihre Mutter musste gewusst haben, dass Besucher kommen würden, und hatte sich entsprechend gekleidet.
    Fujino hielt sich sehr aufrecht und zeigte ihr Geisha-Gesicht, gelassen und ungerührt, aber ihre Augen blitzten gefährlich. Taka hoffte, dass die Männer keine schlechten Nachrichten gebracht hatten. Vielleicht war etwas mit ihrem Vater passiert oder mit Eijiro. Oder es hatte noch einen Aufstand gegeben.
    » Ara . Taka, du bist zurück.« Taka verneigte sich zum Boden und drückte ihr Gesicht auf die Hände. »Meine Herren, das ist meine unwürdige Tochter Taka. Taka, diese Herren sind vom Shimada-Unternehmen. Herr Hashimoto war so freundlich, uns …«
    Taka blickte auf. Der ältere Mann verneigte sich nervös, wie eine nickende Darumapuppe. Er hatte ein schwermütiges Gesicht mit Hängebacken und dicke Tränensäcke unter den Augen, dazu einen dünnen grauen Schnurrbart, der zu beiden Seiten vom Gesicht abstand. Das war also Herr Hashimoto, der Vermittler. Vermutlich war er gekommen, um abschließende Vorbereitungen für die Hochzeit zu treffen. Das Netz zog sich zu.
    Die Männer verneigten sich erneut und stießen gegeneinander, als sie sich rückwärts zur Tür begaben.
    »So freundlich von Ihnen, unser bescheidenes Heim zu beehren«, sagte Fujino in glockenhellen Tönen. Taka sah sie überrascht an. Der Sarkasmus war unüberhörbar.
    »Eine besondere Ehre, Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben«, erwiderte Herr Hashimoto mit nickendem Kopf. »Ich hatte so viel von Ihrer berühmten Kyotoer Gastfreundlichkeit gehört.«
    Fujino hob ironisch die Augenbraue. »Zu freundlich.« Sie lächelte traurig. »Wenn Sie die Gelegenheit erhalten, sollten Sie nach Kyoto reisen, meine Herren, und sich die Orte anschauen, an denen die berühmten Kämpfe ausgefochten wurden. Doch heute ist Gion nicht mehr das, was es einmal war. Wir sind so erpicht darauf, modern zu werden, dass uns jene altmodischen Ideale verloren gegangen sind, für die unsere Männer gekämpft haben – Ehre, Treue und Stolz. Aber ich sollte Sie nicht aufhalten, meine Herrn.«
    »Bitte übermitteln Sie seiner Ehren unsere Hochachtung. Wir werden uns mit Ihnen in Verbindung setzen, wenn diese – äh – Angelegenheit beigelegt ist.«
    Die beiden Männer verneigten sich erneut, entschuldigten sich und verschwanden rückwärts aus der Tür. Sie kletterten in ihre Rikschas. Laute Rufe der Rikscha-Zieher ertönten, Räder ratterten, und sie verschwanden in einer Staubwolke.
    Taka wollte unbedingt wissen, welche Nachrichten die Männer gebracht hatten, aber es wäre unklug von ihr gewesen, ihre Mutter zu drängen. Gemessenen Schrittes kehrte Fujino in die Familienräume zurück und ließ sich neben dem Kohlebecken im großen Hauptraum auf den Knien nieder. Sie drückte zwei Finger an die Stirn, glättete sanft die Falten, seufzte und schüttelte den Kopf. »Das wird mir eine Lehre sein. Wir hätten uns nie mit Kaufleuten einlassen sollen. Sie haben keine Ahnung, wie man sich benimmt. Schockierend schlechte Manieren. Wirklich, es ist zu schade – und gerade, als auch du so viel Begeisterung gezeigt hast. Okatsu, Tee!«
    Taka sank neben ihr auf die Knie. Allmählich ging ihr auf, warum die Männer gekommen waren. Fujino legte ihre Hand auf Takas.
    »Du meinst Masuda-sama …?«, fragte Taka.
    Okatsu nahm den dampfenden Kessel vom Haken über dem Kohlebecken, füllte die Teekanne, goss zwei Becher ein und bot sie Taka und ihrer Mutter an.
    Fujinos großer Busen hob und senkte sich, als sie erneut seufzte. »Ich dachte, wenn ich die Verhandlungen schnell genug durchziehe, würdest du nicht das Leben ertragen müssen, das ich früher geführt habe. Ich wollte unbedingt einen Ehemann für dich finden. Es ist eine Schande, aber nicht zu ändern. Man kann die Shimadas nicht an der Nase herumführen. Dazu sind sie viel zu gerissen.« Sie zögerte und warf Taka einen fragenden Blick zu. »Herr Hashimoto hat einen Brief gebracht.«
    Sie reichte ihr ein

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