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Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition)

Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition)

Titel: Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Downer
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was für ein Leben wir hier führen. Er hält nichts davon, Geld auszugeben oder im Luxus zu leben.«
    »Sie vereinten ihre Truppen, gewannen den Krieg und taten genau das, wovon der liebe Hiro so gerne sang – sie ergriffen die Macht, um das Land zu regieren. Und jetzt – ist das zu glauben? – zerstreiten sie sich. Maebara-sama war schließlich der Vize-Heeresminister. Und nun …«
    »Tja, tja.« Fujino nahm sich ein weiteres Fleischstück.
    Tante Kiharu kniff die Augen leicht zusammen und warf ihr einen durchdringenden Blick zu. Mit ihrem spitzen Kinn wirkte sie auf diese Weise sogar noch mehr wie ein Vogel. »Bisher waren diese Aufstände kaum mehr als ein leichtes Beben.« Sie hob die Stäbchen, den kleinen Finger abgespreizt, und tauchte ein Fleischstück in das Schälchen mit rohem Ei. »Nur mal angenommen«, sagte sie, die Worte sorgsam abwägend, »Masa würde sich mit seiner Satsuma-Armee erheben, dann wäre das wirklich was. Das könnte dieses Land auf den Kopf stellen. Das wäre ein echtes Erdbeben.«
    Ein Schauder rann Taka über den Rücken. Seit Eijiro fortgegangen war, hatte ihre Mutter kein Wort mehr über Takas Vater verloren oder darüber, was in Kyushu geschah. Trotz allem, was Nobu ihr erzählt hatte, trotz Eijiros überstürzter Abreise hatte Taka darum gebetet, dass sie sich alle irrten und nichts passieren würde.
    Fujino knallte ihre Stäbchen auf den Tisch und stand so abrupt auf, dass ihr Stuhl umkippte. »Sei vorsichtig mit dem, was du sagst. Er ist kein Narr.«
    »Natürlich nicht, meine Liebe. Aber seine Männer – die an der Kandare zu halten, muss genauso schwer sein, wie ein verrottetes Wasserfass mit einem ausgefransten alten Strick zusammenzuhalten. Das sagt mein Danna.« Tante Kiharu klappte ihren Fächer auf. »Aber was weiß ich denn schon? Ich bin nur eine dumme Frau.«
    »Er führt da unten ein ruhiges Leben«, gab Fujino einen wenig zu scharf zurück. »Er jagt, er angelt, er bestellt sein Land, er unternimmt lange Spaziergänge mit seinen Hunden. Das ist alles, sonst nichts. Es gibt keine Armee.«
    Eine Bedienung hob den Stuhl auf, und Fujino setzte sich, ihr Gesicht wieder gelassen und reserviert. Taka starrte sie an und fragte sich, ob ihre Mutter tatsächlich eine Ahnung hatte, was Takas Vater machte. Vielleicht schrieb er ihr, schließlich waren sie sich immer sehr zugetan gewesen. Vielleicht wusste sie genau, was dort vorging, gedachte aber keineswegs, anderen auch nur ein Wort darüber zu enthüllen.
    »Tja, tja.« Tante Kiharu schürzte die Lippen. »Er hat die Regierung jedenfalls in Aufregung versetzt. Wenn ich du wäre, würde ich verschwinden. Ich gehe ein Risiko ein, auch nur mit dir gesehen zu werden.«
    »Ich bin bloß seine Geisha, nicht seine Ehefrau. Mit so kleinen Fischen wie uns geben die sich nicht ab«, sagte Fujino. Falls dem so war, dachte Taka, warum hatte sie dann die Dienstboten angewiesen, das Familienwappen auf den Rikschas und Kutschen zu übermalen?
    »Um ehrlich zu sein, Kiharu, hänge ich nicht so sehr an dieser Stadt. Wenn es nicht um Taka ginge, wäre ich längst dort unten bei Masa. Er ist stur wie ein Ochse. Wenn er etwas anfängt, führt er es bis zum Ende durch. Aber ich möchte warten, bis Taka vermählt ist. Bald wird sie den Kitaoka-Namen los sein und muss dieses Stigma nicht mehr tragen. Sie wird eine Masuda und damit in Sicherheit sein. Die Regierung braucht Geld, und die Shimadas haben die Hand darauf. Kennst du die neue Shimada-Bank? Unser Masuda-sama leitet sie praktisch ganz allein.« Sie lächelte. »Ich versuche ihr beizubringen, was er tut, damit sie Interesse zeigen kann, wenn sie verheiratet sind. Ich möchte dafür sorgen, dass sie ihn auf jede Weise zufriedenstellt, damit er nicht zu Geishas geht oder sich Konkubinen nimmt.«
    »Tja, ich hoffe, du hast ihr Kopfkissenbücher und Anweisungen für die nächtliche Seite der Dinge gegeben«, zwitscherte Tante Kiharu. Taka zuckte zusammen, am liebsten wäre sie unter den Tisch gekrochen. »Besser, du sorgst dafür, dass sie alle Kniffe kennt – wie man einem Mann Vergnügen bereitet, wie man in der Nacht singt. Du kennst dich damit besser aus als jede andere. Sie muss die perfekte Ehefrau und gleichzeitig die perfekte Geisha sein. Nur so lässt sich verhindern, dass der Mann fremdgeht. Doch um ehrlich zu sein, ein Mann, der nicht fremdgeht, muss schon ein richtiger Geizhals sein!« Sie wandte sich an Taka. »Greif zu, Kind. Das Rindfleisch ist köstlich, es zergeht einfach

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