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Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition)

Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition)

Titel: Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Downer
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Im schwankenden Lichtschein erkannte Eijiro Stapel von Holzkisten, einige groß, andere klein, manche quadratisch, manche rechteckig, aufgeschichtet bis zur Decke.
    Ein paar einzelne Kisten waren an die Wand geschoben worden. Die Männer zogen an ihnen, aber sie bewegten sich nicht. Eijiro ging hinter einer in die Hocke und schob sie in die Mitte des Raumes. Der Inhalt rasselte, als die Kiste über den Boden schrammte. Er schob ein Stemmeisen unter den Deckel und drückte es mit Kraft hinunter. Es krachte, als die Bolzen nachgaben und der Deckel aufsprang. Die Kiste war bis zum Rand mit Gewehrkugeln gefüllt.
    Keuchend vor Anstrengung, wischten sich die Männer den Schweiß von der Stirn und grunzten, während sie Kästen gegen die Stapel schoben, hinaufkletterten und Kisten herunterhoben. Vier Männer waren nötig, um eine anzuheben. Außer unzähligen Kisten voller Gewehrkugeln und Holzkästen mit Schießpulver gab es Kisten mit Gewehren, Kästen mit Pistolen, Hinter- und Vorderladern und sogar Kanonen und Gatling-Repetiergeschütze. Darunter waren Modelle, die Eijiro noch nie gesehen hatte, sehr viel tödlicher als die altmodischen Feldhaubitzen, über die sie verfügten. Ito nahm einen Revolver heraus, drehte die Trommel und spannte den Hahn. Er richtete sich auf und drehte sich grinsend zu Eijiro um. Sie hatten einen Schatz gefunden.
    Von draußen, wo die Männer den Kai bewachten, kam ein Warnruf. Eijiro griff nach seinem Gewehr und rannte hinaus. Die Barkasse lag reglos da wie ein unheilvoller schwarzer Fisch, dümpelte ein Stück vom Ufer entfernt. Wellen glitzerten im Mondlicht, als die Männer ihre Ruder hoben. Ein schwaches rotes Glühen erhellte die Wolken über dem Vulkankrater.
    Stille trat ein. Beide Seiten warteten darauf, dass die andere den ersten Schritt machte.
    Eijiro trat an die Kaimauer. »Das hier ist das Hoheitsgebiet der Satsuma«, rief er. »Wir können euch nicht erlauben zu landen. Kehrt auf euer Schiff zurück.«
    Eine Stimme brüllte über das Wasser zurück. »Das ist Regierungseigentum, und ihr seid unbefugt eingedrungen. Legt eure Waffen nieder, und man wird Nachsicht walten lassen.«
    »Wenn ihr noch näher kommt, schießen wir.«
    Die Männer an Bord steckten die Köpfe zusammen.
    »Wir sind unbewaffnet. Wir kommen im Auftrag der Regierung. Zieht euch zurück. Wir wollen keinen Ärger.«
    »Dieses Arsenal gehört den Menschen von Satsuma. Es ist im Namen von Masaharu Kitaoka beschlagnahmt worden. Fahrt zurück und erzählt das euren Vorgesetzten.«
    Die Männer griffen wieder nach den Rudern. Sie waren so nahe, dass Eijiro ihre Gesichter und die Knöpfe an ihren Uniformen im Mondlicht glänzen sah. Als die Barkasse näher ans Ufer kam, ertönte ein Knall. Einer der Satsuma-Jungs hatte einen Warnschuss abgegeben.
    Mit verzerrtem Gesicht schaute Eijiro sich um. Jetzt war es zu spät. Die Männer waren erpicht auf einen Kampf.
    Weitere Schüsse wurden abgefeuert, ließen Wasserfontänen um das Boot aufspritzen. Die Satsuma-Männer machten sich bereit, warteten auf eine Erwiderung des Feuers, aber es kam nichts. Da sie mit Heimtücke rechneten, griffen sie zu Stangen und Enterhaken. Einige hoben Steine und Ziegel auf und schleuderten sie auf das näher kommende Boot. Die meisten fielen ins Wasser. Aus der Barkasse ertönte ein Schrei, als einer der Insassen direkt getroffen wurde.
    Ein sechster Sinn veranlasste Eijiro herumzuwirbeln. Wo der Kai im Dunkeln verschwand, jagten andere Barkassen auf das Ufer zu. Eine hatte bereits den Kai erreicht, und Seeleute sicherten sie mit Tauen, während andere hinauskletterten.
    »Hier lang, Männer!«
    Eijiro schlang sich das Gewehr über die Schulter und rannte den Kai entlang, Ito direkt hinter ihm. Mehrere Seeleute kamen bereits in ihre Richtung, auf das Arsenal zu. Er stürzte sich auf den ersten und erhaschte einen Blick auf das bestürzte Gesicht des Mannes und die weit aufgerissenen Augen, als er direkt gegen ihn prallte und ihn umwarf. Hinter ihm platschte es laut, während Eijiro sich auf den Nächsten stürzte. Er stieß einen so markerschütternden Schrei aus, dass der Mann stolperte, dann wuchtete er ihn hoch und schleuderte ihn ins eisige Wasser.
    Ein weiterer Seemann hatte ihn fast erreicht, das Schwert gezogen, so nahe, dass Eijiro kaum Zeit hatte, sein eigenes zu ziehen. Als es aus der Scheide glitt, schwang er es in einem Halbkreis herum und zog es dem Mann quer über die Kehle. Blut spritzte durch die Luft, und der Kopf des

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