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Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition)

Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition)

Titel: Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Downer
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Kitaokas.«
    »Das Haus der Kitaokas?« Taka starrte sie entsetzt an. Sie kam sich vor, als wäre sie die Erwachsene und Fujino das Kind. »Der Feind ist fast da, Mutter. Wir müssen fort. Alle sind auf dem Weg zum Hafen oder in die Berge.«
    Fujinos Augen blitzten. Taka erkannte die trotzige Haltung der Schultern. Ihre Mutter machte ein verschlossenes Gesicht wie ein schmollendes Kind. »Ich hätte es schon tun sollen, als dein Vater aufbrach. Damals habe ich in meiner Pflicht versagt, aber ich werden es jetzt wiedergutmachen. Ich muss mich Madame vorstellen, der Ehefrau deines Vaters. Wohin sie geht, werden auch wir gehen. Das ist das einzig Richtige.«
    Taka konnte sich nicht vorstellen, was Madame Kitaoka davon halten würde, wenn eine füllige Frau mittleren Alters ankam und behauptete, die Konkubine ihres Ehemanns zu sein. Sie wusste, dass sie ihrer Mutter nicht widersprechen sollte, aber für Ehrerbietung blieb keine Zeit. »Du irrst dich, Mutter. Madame Kitaoka weiß nichts von dir. Warum sollte sie dir glauben, dass du bist, wer du zu sein behauptest?«
    Tante Kiharu nickte nachdrücklich, wobei ihr Kopf auf und ab hüpfte wie bei einer Darumapuppe. »Sie hat recht, Fujino. Hör auf sie.«
    »Masa hat ihr von mir erzählt. Da bin ich mir sicher.« Fujinos Stimme hatte einen schrillen, streitsüchtigen Ton angenommen. Sie richtete sich auf und schöpfte Atem. »Mir ist egal, was du sagst, Taka, mir ist egal, was irgendeine von euch sagt. Ich habe meine Entscheidung getroffen. Dein Vater würde es so haben wollen.«
    Taka wandte den Blick ab, die Augen voller Tränen. Das entsprach überhaupt nicht dem, was ihr Vater wünschen würde, da war sie sich sicher. Die Traurigkeit ihrer Mutter zerriss ihr das Herz. Sie vermisste ihn so sehr, und doch sah sie keinen anderen Weg, als sich der Gnade dieser Ehefrau auszuliefern, die nichts von ihr wusste und der sie völlig egal war. Diese Ehefrau, dieser Eindringling in ihr Leben mochte zwar der Inbegriff der Tugendhaftigkeit sein, aber Taka hasste sie von ganzem Herzen. Zu ihr zu gehen war das Letzte, was sie wollte.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich komme nicht mit.«
    Schritte trappelten draußen vorbei. Fujino starrte Taka an. »Natürlich kommst du mit. Du kannst nicht hierbleiben. Ich befehle dir mitzukommen.«
    »Ich will diese Frau nicht sehen. Ich bin siebzehn, ich bin erwachsen. Die Samurai-Mädchen aus dem großen Haus bleiben hier. Ich bleibe auch und passe auf unser Haus auf. Wir wissen nicht mal mit Sicherheit, dass die Armee kommt, und wenn sie es tut, wird sie die Samurai-Häuser übernehmen. Sie wird nicht an Stadtleuten wie uns interessiert sein. Wir sind nicht mal Städter, wir sind Geishas. Mit uns werden die sich kaum aufhalten.«
    »Städter, Geishas«, schnaubte ihre Mutter. »Das mag sein, wie es will. Wir gehören ebenfalls zur Familie von General Kitaoka, vergiss das nicht. Wenn die Armee weiß, dass wir hier sind, wird sie überall nach uns suchen.«
    »Im Geisha-Viertel werden sie uns als Letztes vermuten.«
    »Und du erwartest von mir, zum Hafen zu gehen, wenn feindliche Schiffe auf dem Weg hierher sind? Wir Kitaokas müssen zusammenhalten. Madame könnte unsere Hilfe brauchen. Ich bin deine Mutter. Wie kannst du es wagen, mir nicht zu gehorchen?«
    Taka stöhnte. Ihre Mutter wusste, dass sie sich irrte, aber sie wollte einfach nicht zuhören. »Du weißt ja nicht mal, wo ihr Haus ist.«
    »Jeder kennt deinen Vater, alle verehren ihn. Jeder wird das Haus kennen. Wir brauchen nur zu fragen. Wir gehören zur Familie. Es ist richtig, uns ihr anzuschließen.«
    »Und wenn sie bereits fort ist?«
    »Umso mehr Grund, uns zu beeilen«, erwiderte ihre Mutter. »Dort wird es einen Wächter geben, der uns sagen kann, wohin sie gegangen ist. Ich sage es jetzt zum letzten Mal, Taka. Du kannst nicht allein hierbleiben.«
    Die beiden funkelten sich an. Dann senkte Takas Mutter den Blick. Ein letzter Glockenschlag ertönte, dann verstummten sie, als hätten selbst die Glöckner ihren Posten verlassen und wären geflohen. In der Stille zwitscherte ein Vogel, und Taka hörte das Rauschen des Windes und das Anbranden der fernen Wellen.
    Das Gesicht ihrer Mutter war gerötet, und auf ihrer Stirn standen Schweißperlen. Sie atmete schwer, stützte ihre Hände auf die Matten und hievte sich hoch. »Also gut, bleib, wenn du musst. Okatsu wird bei dir bleiben.«
    »Nimm auch Okatsu mit. Vater würde wollen, dass du auf gebührende Weise begleitet wirst.«
    »Ich

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