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Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition)

Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition)

Titel: Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Downer
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ihren Näharbeiten beieinander, während die Dienstmädchen fegten und Staub wischten. Licht strömte durch die Shoji herein. In der Küche wurde klappernd das Frühstücksgeschirr weggeräumt.
    »Am Ende wirst du mir danken, das versichere ich dir.« Fujino legte ihre Näharbeit zur Seite, zog ihren Fächer heraus und wedelte heftig damit. »Schau nicht so missmutig. Was hältst du davon, wenn wir zwei Rikschas nehmen und zur Ginza fahren, zum Ebisuya-Warenhaus? Wir überraschen Herrn Kawakami! Er hat die wunderbarste Auswahl an Seidenstoffen. Wir können uns sein Musterbuch anschauen und ein prächtiges Kleid für dich bestellen, von diesem Schneider in Yokohama. Wenn du Masuda-samas Frau sein wirst, musst du wissen, wie man ein Haus führt. Madame Masuda wird dir eine gute Ausbildung geben, aber es kann nicht schaden, wenn du schon einen Vorsprung hast. Lass mich dir ein Geheimnis verraten. Die Frau eines reichen Mannes zu sein, bedeutet nicht nur harte Arbeit. Du wirst Seidenstoffe bestellen, zum Essen ausgehen, genau wie wir jetzt. Wo wir gerade davon sprechen, ich habe eine Idee!«
    Sie ließ den Fächer fallen und klatschte in die Hände. »Wir gehen und versuchen das Rinderragout im Nishikawa. Das hat gerade erst eröffnet, und meine liebe Freundin, deine Tante Kiharu, hat mir erzählt, dass man unbedingt dort gewesen sein muss. Du musst deine Abneigung gegen Fleisch überwinden. Alle modernen Menschen, die etwas auf sich halten, essen Fleisch.«
    Sie schob ihre Näharbeit beiseite, steckte den Fächer in den Obi zurück, hievte sich hoch und trippelte über die Tatamimatten davon.
    Aus dem Garten drangen Geräusche herein – von zirpenden Zikaden, zwitschernden Vögeln, tropfendem Wasser, dem leisen Klopfen des Bambusrohrs. Die knirschenden Schritte der Gärtner waren zu hören, die leise miteinander plauderten, Scheren klappern ließen und mit den Rechen durch den Kies fuhren.
    Ihre Mutter hatte vermutlich recht, dachte Taka. Sie regte sich nur unnütz auf. Masuda-sama hatte wie ein durchaus angenehmer Mann gewirkt, obwohl ihr die herablassende Art, in der er ihr Englisch korrigiert hatte, nicht gefiel, und auch nicht die arrogante Miene, die sie an ihm bemerkt hatte, als er mit den Dienstboten sprach. Aber eigentlich hatte es auch nichts mit ihm zu tun. Ihr war es egal, wie reich er war. Sie wollte die Gelegenheit bekommen, ihre Schwingen auszubreiten, und nicht von einem Käfig direkt in den nächsten flattern.
    Doch es gab keinen Ausweg. Fujino war eifrig mit Hochzeitsplänen beschäftigt, verhandelte mit Palankinbesitzern, suchte Seidenstoffe für Hochzeitskimonos aus und plante ein enormes Fest, an dessen Ende Taka, wie sie wusste, einen noch luxuriöseren Palankin als den von Haru besteigen würde. Dann würde die lackierte Tür zugeschoben werden und sich erst wieder öffnen, wenn sie bei Masuda-samas Villa angelangt wäre. Sie hatte protestiert und gefleht, doch vergeblich. Ihre Mutter beharrte immer wieder darauf, dass es die großartigste Chance sei, die Taka je bekommen würde, und dass sie besser wisse als Taka, was gut für sie sei.
    Vermutlich hatte Fujino recht. Kaum verwunderlich, dass Taka besorgt und ängstlich war, weil sie einen vollkommen Fremden heiraten sollte, aber sobald sie Masuda-samas Frau war, würde zweifellos alles bestens sein. »›Wenn der Winter kommt, kann der Frühling nicht mehr fern sein‹«, murmelte sie vor sich hin.
    Sie griff nach ihrer Näharbeit, doch dann hörte sie etwas Unerwartetes – laute Stimmen auf der anderen Seite des Hauses. Die Stimmen verstummten abrupt, und eine unheilvolle Stille trat ein.
    Okatsu kam durch die weitläufigen, offenen Räume getrippelt und sank vor Taka auf die Knie, ihr hübsches Gesicht zu einem besorgten Runzeln verzogen. »Ihr ehrenwerter Bruder ist nach Hause gekommen.«
    »Irgendwas muss passiert sein. Er erscheint doch sonst nie vor Mittag.«
    »Ich glaube, Sie sollten lieber kommen.«
    Fujino und Eijiro starrten sich über einen Tisch hinweg an und redeten mit leiser Stimme. Sie waren so in ihren Streit vertieft, dass sie Taka kaum bemerkten, als sie Okatsu fortschickte und sich neben die beiden kniete.
    Fujino kniete mit sanft gewölbtem Rücken. »Mein lieber Sohn, ich glaube wirklich nicht …«, setzte sie in ihrem schmeichelnden Geisha-Gurren an. Plötzlich veränderte sich ihr Gesicht, und sie beugte sich vor. »Ich werde nicht zulassen, dass du dieses Haus in Verruf bringst.«
    Taka zuckte zusammen. Noch nie hatte

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