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Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition)

Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition)

Titel: Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Downer
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diese gefährlichen Viertel gehen. Was ist passiert? Bist du verletzt?«
    »Sie waren zu zehnt oder zu zwölft – Hasardeure, wie es aussah. Sie kamen aus der Menge und haben sich uns in den Weg gestellt. Große, tätowierte Männer mit Messern und Knüppeln. Sie waren hinter Tsukasa her. Jeder beneidet mich, jeder nimmt es mir übel, dass sie mir gehört. Ich hatte nicht mal ein Schwert, aber ich wusste, dass ich sie mit bloßen Händen besiegen kann. Und Tsukasa – du hättest sie sehen sollen, Mutter, mit ihrer kleinen Hand am Dolchgriff. Sie war großartig – so kühn, so mutig. Du wärst stolz auf sie gewesen. Sie ist eine Frau nach deinem Herzen.«
    »Du meinst, du hast die Männer abgewehrt, nur du und diese Hure von dir?«, fragte Fujino skeptisch. »Zehn von ihnen, sagtest du, oder zwölf, mit Messern und Knüppeln? Ein fetter Bursche wie du, sogar ohne Schwert? Du bist nicht dein Vater, das weiß ich nur allzu gut.« Sie prustete vor Lachen, wie sie es immer tat, wenn ihr ungeratener Sohn ihr eine seiner Geschichten erzählte, kein perlendes Geisha-Lachen, sondern ein lautes, raues Gelächter.
    Taka blickte Eijiro ebenfalls durchdringend an. Er runzelte die Stirn, fummelte am Saum seines Gewandes herum und hielt den Blick abgewandt. Sie kannte diesen einfältigen Ausdruck. Da war etwas, das er ihnen verheimlichte.
    »Schau, Mutter, er ist nicht mal schmutzig. Er hat gar nicht gekämpft. Das denkt er sich alles aus. Oder jemand hat ihm geholfen.«
    Eijiro fuhr zu ihr herum. »Halt dich da raus, kleine Schwester.« Finster fuhr er fort: »Alles ist wahr. Es gab einen Kampf, aber wir hatten ein wenig Hilfe.«
    »Du hattest Hilfe?«
    »Wahrscheinlicher war er selbst einer von ihnen, wenn du mich fragst. Er hat das alles eingefädelt, hat die Bande sogar auf mich gehetzt. Er wollte mich ermorden lassen und hat es sich im letzten Moment anders überlegt. Das war alles nur ein Trick, um sich wieder in die Gunst unserer Familie einzuschleichen. Was ihm nicht gelingen wird, das sage ich euch!«
    »Im Namen aller Götter, wovon redest du? Wer?«
    »Dieser Junge, dieser grässliche Aizu, der hier mal gearbeitet hat. Von allen Menschen musste ausgerechnet er dort sein, in Yoshiwara. Er kam aus dem Nichts angestürzt, hat sich durch die Raufbolde gedrängt und neben uns gestellt. Dieser Kerl, du weißt schon. Der Kerl, den ich rauswerfen musste. Nobu.«
    Taka hob den Kopf und verkniff sich ein Lächeln. Plötzlich fühlte sie sich ungemein lebendig. Als hätte sich eine Tür geöffnet, und ein Windstoß wäre hereingefegt, mit Düften aus einer fernen, fremden Gegend, von der sie nichts wusste. Genauso hatte sie sich gefühlt, als Nobu damals sein sonnengebräuntes Gesicht durch die Tür der Schwarzen Päonie gesteckt hatte.
    Sie hatte nach Kräften versucht, ihn sich aus dem Kopf zu schlagen, und doch war er wieder da, tauchte aus dem Schatten auf – aus Yoshiwara, einem Ort der Dunkelheit, bevölkert von zwielichtigen Männern und Kurtisanen. Für einen Augenblick hob sich ein Vorhang, und sie erhaschte einen Blick auf eine andere Welt, einen verbotenen Ort, unwiderstehlich verlockend. Am liebsten wäre sie in ihre Sandalen geschlüpft und auf der Stelle losgelaufen.
    Sie atmete tief durch. Zehntausend Fragen schossen ihr durch den Kopf – was er gesagt hatte, wie es ihm ging, was er dort gemacht hatte. »Nobu ist dir also zu Hilfe gekommen.« Sie bemühte sich nicht mal, das Lachen in ihrer Stimme zu verbergen.
    »Kleine Taka«, blaffte Eijiro. »Du glaubst, du wärst so erwachsen. Du solltest lernen, keine unpassenden Bemerkungen zu machen. Eine Frau sollte wissen, wo ihr Platz ist.«
    Taka starrte ihn an. »Dann sag’s mir.«
    Er rutschte unbehaglich herum. »Dein kostbarer Nobu – der stand einfach nur da. Er hat gar nichts getan. Wir haben das selbst erledigt. Er hat nur unsere Chancen verbessert, mehr nicht.«
    »Ich glaube dir kein Wort.«
    »Du weißt doch, was für ein Weichling er war. Erinnere dich daran, was ich mit ihm gemacht habe, als wir euch damals zusammen erwischten.«
    Taka ging nicht darauf ein. »Und du glaubst, er wollte sich wieder bei uns einschmeicheln? Das kann nicht sein. Er war gut und ehrlich.«
    »Obgleich es mich überrascht zu hören, dass er in Yoshiwara war – ausgerechnet er«, fügte Fujino hinzu.
    Eijiro lächelte durchtrieben, als hielte er die Trumpfkarte in der Hand. »Er arbeitet für Mori-sama, deswegen«, sagte er.
    Fujino hob ihre Raupenbrauen. »Mori Ichinosuke,

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