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Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition)

Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition)

Titel: Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Downer
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besonderes Vergnügen, Nobu zu schikanieren, und die Tatsache, dass Nobu die Militärakademie besuchte, verschaffte Mori noch mehr Munition. »Und was hat unser General Yoshida dazu zu sagen?«, höhnte er gern. »Dem großen General wird doch bestimmt eine Lösung einfallen!« Bunkichi und Zenkichi hatten rasch begriffen, dass Nobu Freiwild war, und machten begeistert mit.
    Nobu verbeugte sich, versuchte seinen Lippen ein geduldiges Lächeln abzuringen. Ganz gleich, was er von Mori-sama hielt und allem, wofür er stand, er brauchte diese Arbeit.
    »Du hast gestern ausgezeichnet für meinen guten Freund Kitaoka gesorgt.« Moris Stimme triefte vor Ironie. »Vielleicht kannst du das ja auch für mich tun. Komm heute mit mir ins Badehaus.« Er zog seinen Chronometer heraus, ein dickes, goldenes Ding, und schaute stirnrunzelnd darauf. Heutzutage schien jeder von Bedeutung so einen zu haben. Nobu hatte keine Ahnung, was die Zeichen unter dem gewölbten Glas bedeuteten. Die Tempelglocken läuteten immer noch den Beginn und das Ende jedes Arbeitstages ein, und das war genug für ihn und die anderen Dienstboten. Die beste Strategie war, allzeit bereit zu sein, hatte er herausgefunden. »Wir gehen in einer halben Stunde«, fügte Mori-sama hinzu und steckte den Chronometer sorgsam wieder in die Brusttasche.
    In seinen vorherigen Stellungen hatte Nobu niemanden ins Badehaus begleiten müssen. Nach wie vor in seiner Hakama-Hose und der steifen schwarzen Jacke mit dem Mori-Wappen, nahm er einen Korb und einen Stapel dünner Baumwolltücher und wartete am Vordereingang, immer noch aufgewühlt von den Hänseleien, die er erdulden musste. » A cœur vaillant rien d’impossible« , wiederholte er leise, aber die magischen Silben hatten ihre besänftigende Wirkung verloren. Er hockte sich auf die Fersen, holte ein wenig Tabak aus seinem Beutel, stopfte die Pfeife, schlug einen Funken und seufzte tief, als er den duftenden Tabak in seine Lunge sog.
    Mori-sama war nicht besonders reich, sicherlich nicht wohlhabend genug, um ein eigenes Badehaus zu haben, was aber nicht hieß, dass er sich nicht mehrere Dienstboten leisten konnte. Nachdem die Kämpfe vorüber waren, hatte er den Posten eines Kanzleibeamten für die Domäne Tosa erhalten und wohnte in einem der kleinen Häuser neben dem, was einst die Residenz des Daimyo gewesen war, im Schatten der Burg Edo, nahe der Kaji-Brücke, die einen der äußeren Burggräben überspannte.
    Inzwischen gab es die Domäne Tosa offiziell nicht mehr. Die Domänen waren alle durch Präfekturen ersetzt worden, benannt nach deren Hauptstädten, und die Daimyo waren keine Kriegerfürsten mehr, die über ihre eignen Domänen herrschten, mit ihrer eigenen Armee, sondern »Gouverneure«, die den Anordnungen des neuen Regimes Folge zu leisten hatten. Die Domäne Tosa war jetzt die Präfektur Kochi, und die Residenz wurde abgerissen und durch ein unförmiges Steingebäude im »westlichen« Stil ersetzt, in dem Regierungsbeamte arbeiten sollten. Von morgens bis abends wurde gehämmert und geklopft, und der Staub kitzelte alle in der Nase. Das Tor und die Verschanzungen an der Kaji-Brücke waren bereits abgerissen worden. Trotzdem wohnte und arbeitete Mori immer noch hier.
    Im Flur erklangen Schritte. Mori tauchte auf und stapfte die Straße entlang. Nobu schob gerade die Tür zu, als er unter den Bäumen am Ende der langen Straße eine Frau entdeckte, gekleidet in einen blauen Kimono wie eine Dienerin. Irgendwas an ihr kam ihm bekannt vor. Ihr Anblick ließ ihm einen Schauer über den Rücken laufen, und er überlegte, ob sie ein Geist war, ob seine Vergangenheit ihn heimsuchte. Das ist bloß Einbildung, ermahnte er sich unwirsch; seine Augen spielten ihm einen Streich. Als er sich umdrehte und noch einmal hinschaute, war sie im Schatten verschwunden, und er musste hinter Mori-sama hereilen.
    Er folgte Mori entlang der festlich mit Bändern und Papierstreifen in leuchtenden Farben geschmückten Straßen, voller Menschen, die den Feiertag genossen. Überall wurde gesungen und getanzt, Oktopus und Tintenfisch brutzelten in Imbissbuden und verbreiteten köstliche Gerüche. Nobu hatte das Gefühl, als einziger Mensch auf der Welt arbeiten zu müssen.
    Das Badehaus war in einem großen Gebäude nahe der Kaji-Brücke untergebracht. Als sie sich durch die Vorhänge zur Männerseite schoben, strömte ihnen Dampf aus offenen Türen entgegen. Männer klatschten an die Seiten der Wanne, und Stimmen hallten von den

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