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Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition)

Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition)

Titel: Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Downer
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Süden, das sie so zugrunde gerichtet hatte, in Stücke zu hauen. Dann kam ihm eine andere Erinnerung in den Sinn, an die luxuriöseste Residenz von allen, mit Schwärmen von Dienstboten und vor dem Tor aufgereihten Rikschas, und er sah Taka vor sich, mit ihrem blassen, ovalen Gesicht, wie sie im Schatten auf der Veranda kniete. Einen Moment lang verspürte er den vertrauten, nagenden Schmerz, wünschte sich, sie wäre bei ihm, und er könnte mit ihr reden, ihr alles erklären.
    Er schlug sich mit der Faust gegen die Stirn. So lange war es ihm gelungen, sie aus seinen Gedanken zu vertreiben, sich auf die Arbeit und seine Studien zu konzentrieren, und jetzt, hier in dieser zerstörten Stadt, von ihrem Clan in Schutt und Asche gelegt, überfiel ihn diese Schwäche. Sie hatte ihn verhext, ihn seine Pflicht vergessen lassen. Der Gedanke an sie hatte sich in ihn hineingefressen wie die Made in eine Frucht. Verräterisch, töricht, beschämend, dachte er. Und er wagte es, sich Soldat zu nennen?
    Wütend auf sich und auf sie schaute er sich um. In der Vergangenheit war es unmöglich gewesen, zwischen all den Gebäuden hindurch die Landschaft zu sehen, doch jetzt konnte er über das ganze Tal bis hin zu den fernen Bergen blicken. Ein bewaldeter Hügel fiel ihm ins Auge; flammend in herbstlichem Rot und Gelb, erhob er sich über die zerstörten Stadtmauern.
    »Schau! Ist das … der Reiherhügel?«
    Der Reiherhügel, auf dem ihr Landhaus gestanden hatte und wo er an jenem schicksalhaften Tag während des feindlichen Angriffs – einfältiges, unschuldiges Kind, das er war – Pilze gesammelt hatte, ohne zu wissen, dass er seine Familie dem Tod überließ. Bei der Erinnerung stöhnte er auf.
    Yasutaro hatte die Strecke von der Burg aus abgeschritten und herausgefunden, wo ihr Haus sein müsste. Ein Namensschild gab es nicht, nur eine zerfallene, mit Gestrüpp überwucherte Mauer und ein gähnendes Loch, wo das Tor hätte sein sollen. Dachziegel lagen in Haufen herum, von der Hitze des Feuers ineinander verschmolzen. Bestürzt blickte Nobu um sich. Nichts hier sah auch nur im Entferntesten so aus wie das Zuhause, an das er sich erinnerte.
    Sie bogen um herabgefallene Balken, stolperten über Kies, Ziegel und zerbrochene Steine, bahnten sich den Weg durch modriges Laub. Die riesigen Eichen- und Kastanienbäume, die einst das Haus überragt hatten, waren niedergebrannt, doch in den acht Jahren waren neue Schösslinge gewachsen, und die sorgfältig angelegten Gärten und der Zierteich waren unter dichten Moosschichten, Ranken und Farnen verschwunden. Überall wuchs Bambus, so hoch und dicht wie ein Dschungel.
    Einige der Büsche und Bäume waren abgehackt worden, und es gab zwei behelfsmäßige Hütten am Rand der weiten Fläche schwarz verbrannter Erde, auf der das Haus gestanden haben musste. Yasu ließ die Schultern hängen, sein langes Gesicht verhärmt und abgespannt. Er schien in sich zusammengesunken zu sein. Genau wie Nobu fürchtete er sich vor dem, was sie vorfinden würden. Er zögerte, holte Atem und rief.
    Lange blieb es still, dann öffnete sich knarrend eine Tür, und ein Mann trat blinzelnd heraus. Er hatte den knochigen Körperbau und das abgezehrte, wettergegerbte Gesicht eines Bauern. Ein Lächeln breitete sich über sein Gesicht.
    »Also, wenn das nicht … Vater, sie sind da! Yasutaro und Nobu sind da.«
    »Gosaburo!«, rief Yasu.
    Beim Anblick seines Bruders merkte Nobu, wie ihn erneut Bestürzung überkam. Gosaburo war der bestaussehende der Brüder und ein guter Schwertkämpfer gewesen. Als dritter Sohn war er älter als Nobu und jünger als Yasu und Kenjiro. Aber er hatte alle Hoffnungen oder Ziele, die er gehabt haben mochte, aufgegeben und sich um ihren Vater gekümmert, als seine drei Brüder nach Tokyo gingen.
    Sechs Jahre war es her, seit Nobu seine Familie zuletzt gesehen hatte. Die neue Regierung – die siegreichen Clans aus dem Süden – hatte den Landbesitz der Aizu konfisziert und die Aizu-Samurai gezwungen, sich weit entfernt im Norden anzusiedeln. Doch als sie sich auf den langen Treck nach Tonami machten, wusste keiner von ihnen, dass es eine furchterregende Gegend voller Salzwüsten und grauer Vulkanasche war, auf der nichts wuchs und die das halbe Jahr unter tiefem Schnee begraben lag.
    Nie zuvor hatte Nobu eine derart bittere Kälte erlebt. Ohne Holzschuhe oder Strohsandalen hatte er ständig herumlaufen müssen, damit seine bloßen Füße nicht am eisigen Boden festfroren. Nachts hatte

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