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Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition)

Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition)

Titel: Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Downer
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still wie auf einem Friedhof.
    Yasu sank auf die Knie und kratzte wie wild mit den Fingern in der Erde. Er legte eine Kette frei und zerrte ein Metallplättchen hervor, wischte es an seinem Ärmel ab und hielt es ins Sonnenlicht.
    »›Daito-koji. Starb in der Schlacht, am neunundzwanzigsten Tag des achten Monats, Keio 4‹«, las er die Zeichen ab. Er hielt das kleine Metallviereck in den Händen und hob es zum Gebet, den Kopf gesenkt. Über ihm kreischte ein Vogel.
    »Daito-koji.« Seine Stimme war heiser. »Das ist ein posthumer Name. Ich weiß nicht, wer er war. Die Priester gaben uns Metallplättchen mit eingravierten posthumen Namen, damit jeder, der unsere Leichen fand, uns die gebührenden Rituale zuteil werden lassen konnte. Und das ist es, was aus ihnen allen geworden ist.« Er fuhr sich über die Augen.
    »Acht Jahre?«, keuchte Nobu. »Sie liegen hier seit acht Jahren?«
    Ihn überlief ein Schauder des Entsetzens. Die Südarmee musste ihre Toten mitgenommen und sie irgendwo oder irgendwie begraben haben. Aber diese Männer aus Aizu lagen dort, wo sie gefallen waren. Ihnen hatte man die angemessenen Rituale verweigert, mit denen sie sicher in die andere Welt geleitet worden wären, und ihre Geister waren nie zur Ruhe gekommen. Die Luft war voll mit dem Summen und Surren von Geistern.
    »Der Feind hatte die Stadt unter Belagerung genommen«, sagte Yasu. »Vier Clans, vier Invasionsarmeen. Man konnte sie sehen, wie sie überall ihre Lager aufschlugen. Wir hatten keine Chance. Wir kämpften so tapfer, wie wir konnten, aber sie kesselten uns ein und trieben uns zurück in die Stadt, dann in die Burg. Sie brannten die Stadt nieder und verbarrikadierten die Burgtore, eines nach dem anderen. Dann kesselten sie uns dort ein. Uns gingen die Nahrungsmittel aus, das Wasser, die Munition, einfach alles. Wir hatten keine Zeit, unsere Toten zu begraben, sie lagen stinkend herum.« Sein Blick war starr, als wäre er wieder in der Burg, umgeben von den Leichen seiner Freunde und Kameraden.
    Nobu schloss die Augen und wünschte, er könnte auch seine Ohren verschließen. Als der Feind angriff, war er auf dem Hügel gewesen, hatte entsetzt auf die brennende Stadt geschaut, oder er war bei seiner Tante, von der er schreiend und weinend verlangte, ihn wieder zu seiner Familie zu bringen. Aber am Ende war er, wie seine Mutter beabsichtigt hatte, der Katastrophe entkommen.
    »Wir wollten Mann gegen Mann mit dem Feind kämpfen, nicht wie Bären in der Falle sterben«, sagte Yasu. »Also schlichen wir uns im Schutz der Dunkelheit hinaus und gingen mit unseren Schwertern und Musketen auf sie los. Wir dachten an nichts anderes, als so viele wie möglich von ihnen abzuschlachten, bevor wir uns selbst töten würden. Göttliche Vergeltung nannten wir das. Ich gehörte zu den Unglücklichen, schaffte es zurück, brauchte meinen posthumen Namen nicht.« Er spuckte auf den Boden. »Ich hätte hier mit den anderen sterben sollen.«
    Am Rand des Weges klapperte ein hölzernes Schild, halb durchgebrochen drehte es sich im Wind. Es war so verwittert, dass die Aufschrift kaum mehr zu lesen war. Nobu schaute genauer hin, versuchte die verblichenen Schriftzeichen zu entziffern. Yasu sprach die Wort laut aus. »›Warnung. Dieser Boden … unberührt bleiben … Androhung des Todes.‹ Da hörst du es. Die Südarmee befahl, die Leichen unserer Männer hätten unbestattet zu bleiben.«
    Mit hängenden Schultern starrte Yasu auf das Namensschild in seiner Hand. »Wenigstens dieser eine tapfere Soldat«, sagte er heiser. »Wenigstens er wird die angemessenen Rituale bekommen.« Tränen standen in seinen Augen. »›Daito-koji.‹ Warst du das, Denshichi, alter Freund? Oder du, Sahei? Oder Gen? Tapfere Kerle, ihr alle.« Er stöhnte. »Eine ganze verlorene Generation.«

17
    »Sie haben wirklich ganze Arbeit geleistet«, murmelte Yasutaro, sank auf einen Felsbrocken und schlug die Hände vors Gesicht.
    Nobu schüttelte den Kopf, wie betäubt vor Fassungslosigkeit. Wo die prächtige fünfstöckige Burg hätte stehen sollen, war nichts mehr, kein Dach, keine Säule oder kunstvoll geschmückte Tür, nicht mal eine mit Einschüssen übersäte Mauer, nur ein Feld voller Schutt, so weit verstreut, wie er blicken konnte. Moos, Unkraut und Gestrüpp hatten sich über das massive, verkohlte Gebälk gebreitet und an verbogenen Metallteilen festgesetzt, Berge glasierter Dachziegel waren mit riesigen Granitplatten verschmolzen, rostrot versengt. Etwas Großes

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