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Die Tochter des stählernen Drachen

Die Tochter des stählernen Drachen

Titel: Die Tochter des stählernen Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Swanwick
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gewaltiges Lächeln, das viel Zahn zeigte. »Steht wie bei einem Pferd«, sagte er glücklich. Peter konnte wundervoll mit Maschinen umgehen. Sie reagierten auf ihn mit Vertrauen und manchmal sogar mit Liebe. Es war ganz klar, daß er vor langer Zeit Ragworts Herz gewonnen hatte.
    »Freut mich zu hören.« Peter steckte den Kopf in das Gehäuse. »Jane, könntest du mir eine Taschenlampe reichen? Und das Amperemeter da auf der Werkbank.« Sie reichte ihm beides, und er stocherte herum und brummte: »Hat schon irgend jemand den Kurzschluß in deinem elektrischen System gefunden?«
    »Scheiße, nein. Du weißt, was für Wichser diese Pißköpfe von Werkstattleitern sind.«
    »He, hier ist eine Dame im Raum!«
    »Oh, sie is nich prüde.« Ragwort versuchte, den Kopf zur Seite zu drehen, was ihm jedoch so, wie er in dem Streckverband steckte, nicht gelang. Ein Auge schwenkte auf seiner Kardanaufhängung in ihre Richtung. Das andere sah blicklos vor sich hin. »Oder, Mädchen?«
    Jane hatte sich an die Werkbank gelehnt und fächelte sich mit dem Hut Luft zu. Überrascht sagte sie: »Nein, schon gut! Wirklich, ist in Ordnung.«
    »Also gut, mir gefällt das nicht«, sagte Peter. »Bei den Hörnern von Cernunnos! Sieh mal, was sie mit deinem Vergaser angestellt haben. Alter Junge, es ist ganz einfach ein Wunder, daß du noch lebst, weißt du das?«
    »Ist mein Motorblock«, pflichtete Ragwort melancholisch bei. »Der Arsch ist im Arsch. Was soll der Scheiß - scheiß drauf, sag ich. Einfach scheiß drauf.«
    Jane kicherte.
    »Was habe ich über solche Ausdrücke gesagt?« Peter tauchte kopfschüttelnd aus dem Innern auf. »Nun, ich geb auf. Ich habe mich drei Tage lang mit deiner Verdrahtung beschäftigt, und ich kann den Kurzschluß einfach nirgendwo finden. Jetzt fällt mir nur noch ein, alles rauszureißen und von vorn anzufangen.«
    »Es wird ihm doch nicht weh tun, oder?« fragte Jane besorgt.
    »Siehst du, ich hab dir gesagt, das Mädchen hier ist okay«, sagte Ragwort. »Nicht so wie dieses zimperliche kleine Weib, das du ...«
    Peter schlug mit einem Schraubschlüssel auf Ragworts Hülle. »Nur so weiter, und es wird weh tun. Das garantiere ich dir!«
    »Ich werd mich benehmen, Boß.« Ragwort zwinkerte Jane zu. »Hol dir bloß keine Klette am Arsch.«
    Peter holte eine Drahtspule, einen verstellbaren Schraubschlüssel und einen Drahtschneider hervor, dann kurbelte er Ragwort zwei Handspannen höher. Mehrere der Schrauben, die die Platten am Bauch festhielten, waren verrostet. Er sprühte jede mit Graphit ein und hämmerte gegen ihre Seiten, um sie zu lösen. Jane half dabei, die Platten festzuhalten, während er die letzten Schrauben herausholte; ansonsten hätten sie sich verbogen.
    »Wer hat denn dieses Durcheinander verbrochen?« knurrte Peter. »Dieser Draht schlingt sich gleich hinter deinem Auspuffsystem entlang. Ich werd den Auspufftopf entfernen müssen, bloß um da dranzukommen.« Eine Zeitlang schwieg er, dann sagte er: »Ragwort, dein Auspuffsystem ist in einem fürchterlichen Zustand.«
    »Wenn ich furze, fallen die Vögel vom Himmel.«
    »Entsetzlich.« Peter konzentrierte sich auf die Arbeit. Als er wieder das Wort ergriff, war es Jane, die er ansprach. »He, sag mal, wie kommt’s, daß dich ganz plötzlich alle Maggie nennen?«
    »Ratsn - die Jungs haben mir diesen Spitznamen verliehen. Ist die Kurzform für Magpie, Elster.«
    Ein verrostetes Rohr fiel klappernd zu Boden. »Ich habe gedacht, du seist ein Waldmädchen.«
    »Ist bloß ein Spitzname. Weil Elstern so gute Diebe sind, weißt du.«
    »O ja.« Peter schätzte es nicht, daß sie stahl. Er glaubte, man werde sie früher oder später mit Sicherheit erwischen. Aber da er dies einmal gesagt hatte, würde er es nicht wieder erwähnen. Darin war Peter gut. »Nun, ich bleibe einfach bei Jane, wenn es dir recht ist.«
    Fünf Minuten später fiel der Schalldämpfer herunter. Peter pfiff und bemerkte zu Jane: »Merkst du, wie klebrig sich die Isolierung anfühlt?«
    »Hm?«
    »Da haben wir die Ursache. Irgendein Idiot hat diesen Abschnitt des Drahts ersetzt und wollte sich nicht die Mühe machen, einen weiteren Träger an den Unterbau zu schweißen, siehst du? Also hat er den Draht einfach zwischen dem Auspuffrohr und dem Boden der Kabine durchgezogen und ihn mit dem hier festgekeilt.« Er ließ ein Stück Holz auf der Handfläche hüpfen. »Als der Motor das nächste Mal heißlief, hat das Auspuffrohr die Isolation durchgeschmolzen, und das ganze

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