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Die Tochter des Teufels

Die Tochter des Teufels

Titel: Die Tochter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Bibliothek, schloß eine Schublade des großen Schreibtischs auf und entnahm ihr eine Pistole. Er ließ sie in seine Rocktasche gleiten und kam sich dabei sehr unbehaglich vor. Es wäre das erstemal, daß er eine Pistole gebrauchte, daß er überhaupt schoß; er haßte alles, was mit Waffen zusammenhing. Aber für Nadja würde er auch dies tun!
    Vor dem Haus wartete der große Reisewagen Gabriels. Der Chauffeur riß die Tür auf und nahm die Mütze ab.
    »Nach Versailles«, sagte Gabriel und ließ sich in die Polster fallen. Dann versank er wieder ins Grübeln, während der Wagen aus Paris hinausfuhr.
    Sie erreichten den kleinen Ort Chaville in der Abenddämmerung und hielten vor der Auberge des Gardes , die auch eine Tankstelle hatte. Der Chauffeur drehte sich zu Gabriel um, als dieser unwillig an die Scheibe klopfte, die ihn von den Vordersitzen trennte.
    »Verzeihung, Monsieur«, sagte der Chauffeur und öffnete das Klappfensterchen in der Trennscheibe. »Das Benzin ist verbraucht. Haben Sie nicht gemerkt, wie der Motor stotterte? Nach der Benzinuhr müßten noch zwanzig Liter im Tank sein, aber er ist leer! Man sollte die Uhr auch gleich reparieren lassen. In Versailles ist eine Werkstatt. Bleiben wir länger hier, Monsieur?«
    »Ich weiß es nicht.« Gabriel tastete nach seiner Pistole in der Tasche und stieg aus. Die Auberge des Gardes kannte er. Ein gutes Gasthaus.
    »Gut. Tanken Sie, Emile«, sagte Gabriel. »Ich gehe einen Rotwein trinken.« Er knöpfte seinen Mantel zu und betrat das Lokal.
    Um diese Zeit war die Auberge des Gardes nur schwach besucht. Ein paar Reisende saßen an einem Tisch und aßen Pfeffersteaks mit grünen Bohnen, der Apotheker von Chaville trank seinen Dämmerschoppen, es roch nach Pommes frites und gebackenem Fisch. Gabriel sah deshalb verwundert zu einem Tisch in einer Nische, von dem in diese Stille hinein eine trunkene Stimme laut rief.
    »Gaston? Wo bist du? Hölle und Teufel … noch einen Pernod!«
    Gaston, der Oberkellner, nahm Gabriel den Mantel ab und hob bedauernd die Schultern, als Gabriel zu der Nische hinnickte und ihn fragend ansah.
    »Das ist Dr. Nicola. Sie kennen doch Dr. Nicola, Monsieur Gabriel? Es ist erschreckend … seit einigen Wochen säuft er wie ein Schwamm. Immer Pernod. Keiner weiß, warum und wie es anfing. Seine Praxis verkommt, sein Haus sieht er kaum noch … neunmal haben wir ihn hier vom Tisch weg nach oben getragen in ein Zimmer, weil er einfach nicht mehr gehen konnte.«
    »Gaston! Einen Pernod! Zum Teufel!« schrie Dr. Nicola aus seiner Ecke. Dabei hieb er mit der Faust auf den Tisch und ließ sein Glas klirren.
    Gaston hob den Blick zur Decke. »Entschuldigen Sie, Monsieur«, sagte er, als habe er und nicht Dr. Nicola geschrien. Gabriel nickte und klopfte Gaston auf die Schulter. Eine dunkle Ahnung trieb ihn, etwas zu tun, was er sonst nie in Erwägung gezogen hätte.
    »Bringen Sie ihm noch einen. Ich setze mich zu ihm.«
    »Sie kennen nicht seinen Zustand, Monsieur. Er wird wieder einen verlangen und immer wieder, bis er unter den Tisch fällt.«
    Gabriel schüttelte den Kopf und begab sich in die Ecke, wo Dr. Nicola saß. Er zog einen Stuhl heran und setzte sich neben ihn. Gaston kam mit einem neuen Glas Pernod, und Nicola schnalzte mit der Zunge.
    »Allen hat man ein Denkmal gesetzt«, rief er und umklammerte das Glas. »Von Cäsar bis zum Erfinder des Klistiers. Nur nicht dem Genie, das Pernod erfunden hat! Sagen Sie, Monsieur, ist das nicht eine Kulturschande?«
    »Gewiß.« Gabriel wartete ab, bis Dr. Nicola das Glas halb leergetrunken hatte. »Wir kennen uns doch, Doktor.«
    »Patient von mir gewesen?« Dr. Nicola lachte bitter. »Wenn ich Ihnen jetzt den Puls fühle, würde ich sagen: Mensch, Sie sind ja tot. Mausetot! Tita-tot! So einer bin ich jetzt!«
    »Ich bin Jean Gabriel, ein Freund von Monsieur Cassini.«
    Der Name hatte eine schreckliche Wirkung auf Dr. Nicola. Sein Gesicht verfärbte sich, es wurde tiefrot, die Augen quollen hervor wie bei einem erstickenden Frosch.
    »Nennen Sie in meiner Gegenwart nicht diesen Namen!« brüllte Dr. Nicola und warf sein Glas um. »Gaston! Weg mit diesem Herrn! Wirf ihn hinaus! Hinaus!« Er kramte in den Taschen seines Anzugs und zog ein Bündel zerknitterter Geldscheine heraus. »Ich gebe dir alles, alles … nur wirf ihn hinaus! Sein Freund ist er! Sein Freund! Erlauben Sie, daß ich Sie anspucke …«
    Gaston blieb im Hintergrund und rührte sich nicht. Ihm war das alles peinlich für

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