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Die Tochter des Teufels

Die Tochter des Teufels

Titel: Die Tochter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Gabriel, und er schwor sich, ab morgen Dr. Nicola nicht mehr in die Auberge des Gardes einzulassen.
    Jean Gabriel war über die Wirkung des Namens Cassini genauso entsetzt wie Gaston. Aber sein Entsetzen war anders … es legte sich wie ein eiserner Reif um sein Herz.
    Die Spur … durchrann es ihn heiß. Ich habe die Spur! Cassini ist es!
    Gabriel schob das Geld über den Tisch zurück zu Dr. Nicola und rief über die Schulter: »Noch einen Pernod für den Doktor!« Das machte Nicola sanftmütiger, er lächelte breit, aber böse und starrte Gabriel an.
    »Ein besoffenes Schwein grunzt auch, Monsieur«, sagte er. »Bedenken Sie das.«
    »Nehmen Sie das Geld, Doktor. Es ist ja sowieso das letzte, was Sie von Cassini bekommen haben.«
    Mit Schrecken sah Gabriel, wie Dr. Nicola plötzlich nüchtern wurde. Er setzte sich kerzengerade hin und berührte den Pernod nicht, den ihm Gaston widerwillig hinstellte. Forschend starrte er Gabriel an. »Was soll das heißen, Monsieur?« fragte er in normaler Lautstärke, die nur im Umkreis des Tisches zu verstehen war.
    »Sie haben Helena operiert für einen namhaften Betrag. Es hat doch keinen Sinn, ihn jetzt zu versaufen.«
    Dr. Nicola atmete tief auf. »Hat er Ihnen das gesagt?«
    »Ja«, log Gabriel.
    »Er hat versprochen, es niemandem zu sagen.«
    »Sie sehen es ja …«
    »Mein Gott, Sie lügen!« Dr. Nicola stützte den Kopf in beide Hände. »Nichts ist wahr! Gar nichts. Von welcher Operation reden Sie überhaupt? Operiert wird nur im Spital!«
    »Doktor.« Gabriel beugte sich vor und legte seine Hand auf Nicolas Unterarm. »Warum spielen wir Blindekuh? Sie saufen aus Verzweiflung. Leugnen Sie es nicht!«
    »Ich bin eine medizinische Hure!« stammelte Nicola. Er fiel sichtlich zusammen und schwankte im Sitzen. »Das ist schlimmer als alles andere! Ich habe meine ärztliche Ehre verloren … ich habe mich prostituiert für fünfunddreißigtausend Francs!«
    »Und nun ist Helena tot, nicht wahr?« sagte Gabriel heiser vor Erregung. »Die Operation mißlang …«
    »Was?« Dr. Nicola zuckte hoch und spreizte seine Hände. »Sehen Sie sich diese Hände an, Monsieur! Wenn sie operieren, werden sie ein Wunderwerk! Mißlungen? Nach vier Tagen lief das Mädchen wieder im Zimmer herum! Nach zehn Tagen spielte es im Garten! Und das bei einem Appendix, der so dick wie ein Finger voll Eiter war!«
    »Gratuliere, Dr. Nicola.« Gabriel atmete auf. Helena lebte. »Sie besuchen Helena jeden Tag?«
    »Ich bin der einzige, der zu ihr darf.« Nicola trank den Pernod aus und schnaufte. »Aber ich verstehe Cassini nicht. Wenn er schon ein Kind hat, von dem niemand wissen soll … dieses Spiel mit dem Tod, es in der Küche des Schlosses operieren zu lassen … Ein Rabenvater, Monsieur Gabriel!«
    »Es ist nicht sein Kind!«
    Dr. Nicola riß die Augen auf.
    »Nicht …«, stotterte er.
    »Nein.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ich kenne die Mutter. Sprechen wir unter Freunden, Doktor: Das Kind ist entführt worden, um jemanden zu erpressen. Sie haben es operiert …«
    »Auch unter Erpressung. Ich … mein Sohn hat Schulden gemacht. Spielschulden.« Nicolas Lippen zuckten. »Ich hätte nie … nie operiert … Fünfunddreißigtausend Francs … Die bestbezahlte Hure der Welt …«
    »Seien Sie still!« Gabriel holte aus dem Rock ein Scheckbuch und legte es offen auf den Tisch.
    Dr. Nicola schüttelte den Kopf. »Ich verrate nichts!«
    »Sie sind ein Rindvieh, Doktor.« Gabriel nahm einen Füllfederhalter, schraubte ihn auf und schrieb eine Zahl auf den Scheck. »Bitte«, sagte er dann.
    »Fünfzigtausend!« Dr. Nicola verdrehte die Augen. »Sind Sie etwa der Vater des Kindes?«
    »In Kürze, ja.«
    »Und was soll ich tun?«
    »Fahren Sie mit Ihrem Wagen ins Schloß Cassini?«
    »Ja.«
    »Dann setzen Sie Helena morgen in den Kofferraum und fahren wieder ab. Ich werde mit der Mutter morgen nachmittag um drei Uhr bei mir auf Sie warten und das Kind in Empfang nehmen.«
    Dr. Nicola starrte Gabriel an, als verstehe er überhaupt nichts.
    »Das stellen Sie sich so vor! Sobald das Kind vermißt wird, werden drei Autos losrasen und Ihre Wohnung, die Wohnung der Mutter und mich überwachen! Sie wissen, welch schnelle Wagen Cassini hat! Ich könnte ihm vielleicht entwischen, aber ich käme nie in Ihre Wohnung.«
    »Dann ändern wir den Plan.« Gabriel sah nachdenklich an die dunkle Täfelung der Holzdecke. »Wir sind um drei Uhr auf dem Quai de Montebello. Sie kommen vom Pont Michel, biegen nach links ab und

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