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Die Tochter des Teufels

Die Tochter des Teufels

Titel: Die Tochter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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moderner Mensch!« schrie Stanislas. »Unsere Vorväter schlugen sich herum.«
    »Säbel oder Pistole?« fragte Gabriel ungerührt. »Ihnen als Beleidigtem steht die Wahl frei.«
    »Von mir aus Kochlöffel!«
    »Gut! Also Pistolen! Fünfzehn Schritt nach jeder Richtung von der Mitte aus! Drei Schuß … oder bis zur Kampfunfähigkeit?«
    »Von mir aus bis zum Tod!« schrie Stanislas. »Das ist ja ein Affentheater!«
    »Sehr gut!« Gabriel nickte zufrieden. »Sie haben mich eben einen Affen genannt! Ich fordere Sie ebenfalls! Morgen kommt mein Sekundant, um alles zu besprechen. Baron de Signy. Und Ihr Sekundant?«
    »Der Milchmann Rameau.«
    »Sie mögen spotten, Stanislas … es wird an einem Morgen im Bois de Boulogne bitterer Ernst werden.«
    »Im Bois! Wie schön, dann habe ich nicht weit.« Stanislas lächelte schwach. »Zufrieden, Gabriel? Es ist bekannt, daß Sie immer alles erreichen, was Sie erreichen wollen. Darüber wundert man sich und rätselt um die Methoden. Eine kenne ich jetzt. Ich gratuliere Ihnen, Gabriel.« Er stieß sich vom Schreibtisch ab und trat auf Gabriel zu. »Noch etwas?«
    »Nein! Doch ja … sagen Sie Nadja nichts von diesem Duell im Bois.«
    »Für so klug dürften Sie mich halten.«
    »Danke. Haben Sie Pistolen?«
    »Nur uralte. Sie hängen als Schmuck an der Wand.«
    »Dann bringe ich welche mit. Eingeschossen und geölt.«
    »Das beruhigt ungemein, daß sie nicht um die Ecke schießen.«
    »Können Sie überhaupt schießen?« fragte Gabriel an der Tür.
    Stanislas schüttelte den Kopf. »Das letztemal habe ich mit einer Kinderkanone geschossen. Da war ich zwölf Jahre alt.«
    »Dann sind Ihnen Degen vielleicht lieber?«
    »Meine letzte Handwaffe war ein Holzschwert. Ich spielte die Jungfrau von Orléans.«
    »Bleiben wir bei Pistolen!« Gabriel stieß die Tür auf. »Ich lasse Ihnen sogar eine Woche Zeit zum Üben! Ich will absolut als Ehrenmann an meinem Gegner handeln! Heute in acht Tagen wird Baron de Signy zu Ihnen kommen und das Treffen festlegen.«
    Gabriel verbeugte sich korrekt, und Stanislas antwortete mit einer ebenso stummen Verbeugung. Dann stand er am Fenster, sah Gabriel in seinen großen Wagen steigen, gefolgt von den neugierigen Blicken der Arbeiter, und trat zurück zum Bücherschrank, öffnete das Barfach und trank drei Cognacs schnell hintereinander. Ein Duell, dachte er dabei. Mit Pistolen. Fünfzehn Schritt von der Mitte … das sind knappe dreißig Meter. Ist das viel für Pistolen? Kann man da vorbeischießen, oder muß man treffen, wohin man auch zielt? Wie schwer ist so eine Duellpistole? Können einem die Hände zittern? Wie schießt man überhaupt?
    Stanislas winkte seinen Diener heran, der im neuen Damensalon das Drapieren der Portieren überwachte.
    »Stimmt es, daß General de Polignon sich in seiner Jugend einer Dame wegen duelliert hat?« fragte er. Es gab nichts, was der Diener Robin nicht erfahren hätte, denn er war einem Kegelklub beigetreten, dem die Diener der besten Familien von Paris angehörten.
    »Man sagt es, Monsieur. Der General spricht selbst darüber. Aber ob es wahr ist …« Robin hob die Schultern.
    »Wo wohnt der General de Polignon?«
    »In Clichy, soviel ich weiß. Morgen früh kann ich Ihnen die genaue Adresse geben, Monsieur. Wir kegeln heute abend.«
    »Vorzüglich!« René Stanislas ging zurück in die Bibliothek. Er hatte beschlossen, General de Polignon nicht nur um Rat zu fragen, wie man eine Duellpistole hält, sondern bei ihm auch das Schießen zu lernen.
    Wie zu einem Fest hatte Nadja Gurjewa ihre Wohnung an der Avenue de New York geschmückt. Saparin hatte Blumen angeschleppt, Champagner und Austern, Weißbrot und Gänseleberpastete, Kaviar und frische Landbutter, Radieschen und Salate, Olivenöl und Sardellen.
    »Wer viel ißt, ist müde«, sagte Saparin, während er half, den Tisch zu decken, die Salate zu putzen und die Soßen anzurühren. »Bedenken Sie, Nadja Grigorijewna, Sie sollen sich heute nicht den Bauch vollschlagen, sondern Stanislas erobern! Wie wäre es, wenn ich drei Hände voll Rosenblätter ins Bett streute? Es macht einen guten Eindruck, wenn man die Decke zurückschlägt und das Laken ist bedeckt mit Blüten.«
    »Das läßt du bleiben!« Nadja lachte ausgelassen und glücklich. »Welche Ideen!«
    »Damit habe ich in Petersburg bei den Frauen großen Erfolg gehabt!« Saparin rührte eine Gewürzsoße. Die Schüssel hatte er zwischen die Knie geklemmt. »Selbst die Sprödesten wurden weich wie Butter

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