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Die Tochter des Teufels

Die Tochter des Teufels

Titel: Die Tochter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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geworden, holte sich eine Flasche Cognac und goß sich ein Glas ein. Gabriel winkte ab, als Cassini mit der Flasche zu ihm kam. Cassini stellte sie mit einem Knall auf den Rauchtisch.
    »Was soll das heißen?« fragte er heiser.
    »Eine solche Frage hätte ich bei Ihrer Intelligenz nicht erwartet«, sagte Gabriel kalt. »Sie sind am Ende, Cassini! Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder Sie arrangieren sich mit mir und werden Direktor meiner Bank in Algier, Tunis und Marokko – ein sehr schönes Arbeitsgebiet übrigens –, oder Sie wandern aus mit den wenigen Millionen, die Ihnen geblieben sind, und suchen sich vielleicht in der Schweiz oder auf dem Balkan ein neues Wirkungsfeld!«
    »Das ist nicht Ihr Ernst, Gabriel«, sagte Cassini leise.
    »Mein vollster!«
    »Und warum das alles?«
    »Sie haben Nadja Unmenschliches angetan, als Sie Helena entführten! Dagegen ist Ihr Zusammenbruch gar nichts!«
    »Sie … Sie sind ja irrsinnig …«, stammelte Cassini. Plötzlich schrie er: »Und das alles wegen solch einer Hure! Wegen einer verlausten russischen Hure! Sind Sie wahnsinnig?«
    Gabriels Gesicht wurde zur steinernen Maske. Er setzte seinen Hut auf und nahm seinen Stock unter den Arm. »Gut!« sagte er eisig. »Sie wandern aus, Cassini! Ich lasse Ihnen ein halbes Jahr zur Abwicklung Ihrer Geschäfte. Wenn Sie Weihnachten noch in Paris sind, werden Sie in einem Strudel von Skandalen ertrinken. Verstehen wir uns?«
    Cassini schwieg verbissen. Gabriel drehte sich um und ging steif, als sei er eine mechanische Puppe, aus dem Zimmer.
    »So ein Idiot!« flüsterte Cassini, als die Tür zugefallen war. »So ein gefährlicher Idiot!«
    Dann packte er die Cognacflasche, schleuderte sie an die Wand, aber auch das Zerschellen der Flasche löste nicht seinen inneren Krampf von Angst und Wut … er griff nach allem, was um ihn herum lag, und warf es gegen die Wand, bis das Zimmer aussah, als hätten die Hunnen darin gehaust.
    Einen Tag vor dem Duell erschien Baron de Signy im Haus Stanislas' und übermittelte förmlich Uhrzeit und Ort des Treffens. Stanislas war darauf vorbereitet … General de Polignon war bei ihm, nahm in strammer Haltung die Forderung entgegen und handelte einen dreimaligen Kugelwechsel aus.
    Das Duell fand an einem schönen, sonnigen Frühsommertag statt. Morgens stieg der Tau als leichter Nebel durch den Wald zur Sonne, streifig fielen die Strahlen durch das grüne Blattwerk, und die Farne und Gräser trugen durchsichtige, glitzernde Perlen. Die Erde roch kräftig nach Humus.
    Nadja war ausgeritten. Sie liebte es, frühmorgens mit ihrem Rappen über die stillen Reitwege des Bois de Boulogne zu traben. Sie erinnerten sie an die herrlichen Waldschneisen von Udelnaja, wohin sie mit den Zarentöchtern und einem Zug Gardehusaren häufig geritten war.
    Stanislas hatte sich vergewissert, daß der Duellort weitab von Nadjas Morgenwegen lag … in einem dichten Waldgebiet an der Allée de la Reine Marguerite und der Rue des Lacs à Madrid.
    Pünktlich um sieben Uhr morgens trafen sie auf der Waldlichtung ein … Stanislas und General de Polignon mit einer Kutsche, denn der General konnte nicht Auto fahren, wohl aber Pferde lenken, und das mußte er tun, wenn Stanislas verwundet wurde. Gabriel ließ sich von seinem treuen Chauffeur bringen. Auf der Fahrt zum Bois hatten sie auch den Baron de Signy abgeholt. Nur ein Fehler war allen unterlaufen … der Duellarzt, vom General empfohlen, ein pensionierter Oberstabsarzt, besaß keinen eigenen Wagen, sondern kam mit einem Taxi an. Und dieses Taxi fuhr – man darf das Schicksal ruhig pervers nennen – Boris Michailowitsch Saparin.
    Es gab für Saparin gar keinen Zweifel, als er, dem Arzt heimlich durch den Wald nachschleichend, auf der Waldlichtung Stanislas und Gabriel stehen sah, an ihrer Seite je ein Herr im schwarzen Anzug und Zylinder. Auf einem Klapptisch lag ein länglicher schwarzer Kasten. Dahinter stand ein Stuhl, der für den Arzt bestimmt war.
    »O heilige Mutter von Kasan!« sagte Saparin und rannte durch den Wald zurück zu seinem Wagen. »Die Kerle sind verrückt! Aber so ist es! Einmal eine Frauenbrust gepackt, und der Verstand ist hin! Jetzt heißt es fliegen!«
    Und Saparin, der treue, flog!
    Er raste quer durch den Bois de Boulogne, unter Mißachtung aller Sperrschilder und Fußgängerwege, benutzte Pfade, bei denen er still betete, es möge ihm kein Mensch entgegenkommen …
    Mit einem irrsinnigen Tempo bog Saparin in den großen Reitweg ein, auf dem

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