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Die Tochter des Teufels

Die Tochter des Teufels

Titel: Die Tochter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zurück.
    Von Saparin, den sie durch Taxikollegen verständigen ließ, er solle sie anrufen, ließ sie Helena abholen.
    »Laß alles da, Boris Michailowitsch«, sagte sie, als Saparin an die Kleider und den Schmuck erinnerte und sich die Haare raufte über so viel Ehrlichkeit. »Hol Helenuschka ab, so wie sie ist, und bring sie zu mir. Ich will nichts mitnehmen.«
    »Der Schmuck, Nadja Grigorijewna!« schrie Saparin ins Telefon. »Von dem Schmuck können hundert Emigranten zehn Jahre bequem leben und sich sogar ab und zu einen Wodka leisten!«
    »Er gehört mir nicht, Boris Michailowitsch«, sagte Nadja streng. »Gabriel hat ihn mir gekauft, in der Annahme, daß ich seine Frau werde! Das ist vorbei.«
    »Als ob Gabriel diese Million merkte!«
    »Nur Helena! Bringst du etwas anderes mit, ist unsere Freundschaft zu Ende. Verstehst du? Und dann nimmst du einen Brief mit und legst ihn Gabriel auf den Schreibtisch.«
    »Wenigstens das Diadem, Nadja …«, jammerte Saparin. »Seien Sie nicht grausam. Wenn wir es auseinandernehmen und die Steinchen verkaufen … Nadja Grigorijewna, wir könnten uns zusammentun, ich kaufe noch vier Autos und beteilige Sie am Umsatz.«
    »Sie sind ein schmutziger Mensch, Boris Michailowitsch«, sagte Nadja mit befehlender Stimme. »Reden Sie nicht weiter! Bringen Sie mir Helena. Wie kann ein Graf so weit sinken.«
    »Den Grafen hat die Müllabfuhr mitgenommen!« Saparin knirschte mit den Zähnen. Es ging ihm gegen den Strich, eine große Chance einfach zu verschenken. Aber er tat, was Nadja ihm befohlen hatte, wie er überhaupt alles tat, was sie wollte. Er liebte sie unendlich und vergeblich, das wußte er. Aber diese stille Liebe gab seinem Leben den ständigen Rhythmus der Betriebsamkeit, und diese brauchte er, um nicht an die Vergangenheit zu denken, den Kopf auf den Tisch zu legen und loszuheulen wie ein sterbender Wolf.
    Als Jean Gabriel aus einer Banksitzung zurückkam, sah er sofort den Brief, der auf einem silbernen Tablett auf seinem Schreibtisch lag. Schwer setzte er sich in einen der Gobelinsessel und strich sich mit beiden Händen über das Gesicht. Er brauchte den Brief nicht zu öffnen, er brauchte nicht zu fragen, wo Madame und das Kind seien … zwei Stunden lang hatte er die Sitzung hinausgezögert und immer wieder geredet und geredet. Verdammt, er hatte Angst gehabt, nach Hause zu fahren und das vorzufinden, was er nun sah: eine leere Wohnung, einen Brief, eine Niederlage, die Zerstörung eines Traums, das Ende einer Liebe, an die er sein ganzes Leben hängen wollte.
    Und dann las Gabriel Nadjas Brief.
    Verzeih mir, Jean …
    Ich hatte geglaubt, mit Dir sei das Glück endlich in mein Leben gekommen. So viel verdanke ich Dir. So unendlich viel. Aber dann kam René zu unserem Fest, und seit dieser Stunde weiß ich nicht mehr, was ich tue. Vielleicht ist es dumm, vielleicht ist es ein Unglück – ich will es gar nicht wissen. Ich weiß nur, daß ich glücklich bin. Gönne mir dieses Glück und verzeih mir, Jean …
    Gabriel legte den Brief zurück auf den Schreibtisch, zündete eine Kerze an, hielt das Papier an die Flamme und ließ den Brief in einem großen marmornen Aschenbecher verbrennen.
    »Ich bin kein Übermensch«, sagte er laut, als er die Asche zwischen den Handflächen zerrieb und nur Staub übrigblieb. »Gott verdammt noch mal! Und wenn wir an dir zerbrechen sollen, Nadja Gurjew, dann alle … alle … ohne Ausnahme! Reinen Tisch, meine Liebe. Das war immer mein Grundsatz: Keine Krümel übriglassen!« Er straffte sich und atmete tief. »Gut denn, gehen wir vor die Hunde!«
    Er telefonierte nach seinem Wagen, ging in den Ankleideraum, schellte dem Butler und zog sich um. Er nahm einen schwarzen Anzug und schwankte als Kopfbedeckung zwischen einem englischen steifen Hut, einer Melone, und einem neutralen schwarzen Filzhut mit breiter Krempe. Er entschloß sich für den letzteren und zog sogar schwarze Handschuhe an.
    »Boulevard Anatole France …«, sagte er zu seinem Chauffeur. »Zu Monsieur Stanislas. Fahren Sie langsam, wir haben Zeit. Ich möchte mir Paris in der Abendsonne ansehen …«
    René Stanislas war nicht im geringsten erstaunt oder überrascht, als ihm sein Diener den Besuch von Jean Gabriel meldete. In der weißen Villa mit Säulchen und Erkern rumorten, hämmerten, sägten und bohrten die Handwerker. Lastautos und Pferdewagen standen hintereinander in langer Schlange auf den Parkwegen. Packer schleppten Möbel ins Haus, einen weißen Flügel mit

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