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Die Tochter des Teufels

Die Tochter des Teufels

Titel: Die Tochter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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längeren Atems war, wurde Nadja nach einigen Wochen von den Argumenten überspült und ertrank in Verleumdung und Schmutz.
    Die Gründe der Anfechtung von Schenkungsurkunde und Testament waren vielfach: Zuerst sprach man von sexueller Hörigkeit, die einem Wahnsinn gleichzusetzen sei. Dann – als der Richter dies bezweifelte – führte man ins Feld, diese Schenkungen könnten im Alkoholrausch erschlichen sein. Dem widersprach das Datum des Testaments: der Tag vor Renés Tod. Aber das war ein verfängliches Argument, denn nun blitzte es in dem Hirn eines guten Anwalts, und er bewies in einem langen Schriftsatz, daß hier nun der Beweis liege: eine schleichende Schwermut, also ein Wahnsinn, denn wenn René Stanislas einen Tag vor seinem Selbstmord – das wurde nun als Todesursache bezeichnet – eine solche widersinnige letzte Verfügung traf, dann mußte er zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr im Besitz seiner geistigen Kräfte gewesen sein. Das Testament war also ungültig!
    Noch einmal gelang es Nadja, diese These umzustoßen. Drei Direktoren sagten aus, daß René vierzehn Stunden vor seinem Tod noch mit ihnen konferiert hatte. Klug und sicher und völlig normal wie immer.
    Was jetzt kam, war ein Lumpenspiel.
    Marcel Stanislas hatte lange gerungen, ehe er dazu seine Erlaubnis gab. Aber sechs Millionen sind mehr als ein reines Bild von einem Toten.
    Die Anwälte legten zwei ärztliche Gutachten vor und die beeideten Aussagen von zwei Dienern, die René vor einem Jahr wegen Diebstahls (aber das stand nicht in den Akten) hinausgeworfen hatte: René Stanislas handelte in einem paralytischen Anfall, als er Testament und Schenkung aufsetzte. Es lag der Beweis vor, daß er schon seit drei Jahren an Syphilis litt. Die Diener hatten ein Gespräch mit einem Arzt belauscht.
    Ist ein Paralytiker geschäftsfähig?
    Und nun verneinten die Gerichte und gaben dem Antrag statt, René Stanislas rückwirkend zu entmündigen.
    »Diese Schweine!« schrie Saparin, als der neue Beschluß in Nadjas Händen war. »Diese Schurken! Einen Toten zu beschmutzen! Ist das noch ein Vater?«
    »Sechs Millionen, Boris Michailowitsch!« Nadja warf das Gerichtsschreiben in das Feuer des offenen Kamins. Herbst war es mittlerweile geworden, die Abende wurden kühl und feucht. »Ein Toter verfault, aber sechs Millionen tragen Zinsen.«
    »Und was werden Sie jetzt tun?« schrie Saparin.
    »Nichts. Ich gebe auf.« Nadja hob die Arme und ließ sie an den Körper zurückfallen. »Hat es einen Zweck?«
    »Die Zukunft Helenas!«
    »Mit diesem dreckigen Geld? Nein! Helena kann ich allein ernähren und erziehen! Ich brauche das Geld der Stanislas nicht. Und wenn ich wieder tanzen gehe … oder Schürzen nähe … oder in den Markthallen Körbe schleppe … Ich bin noch jung, und ich habe mehr Kraft, als man mir ansieht.«
    »Das weiß der Himmel! Wirklich! Sie sind wunderbar, Nadja!« Saparin schnaufte wie ein Walroß. »Werden wir Kompagnons … kaufen wir noch ein Autotaxi. Fahren Sie durch Paris, Nadja. Die erste Taxifahrerin von Paris! Und dann seien Sie klug, mein Täubchen … nehmen Sie alles mit, was sich Ihnen bietet. Seien Sie skrupellos wie die anderen! Lassen Sie die Männer zahlen für jeden Blick, jeden Kuß, jeden Griff, jede Bewegung. Sammeln Sie Geld, Nadja … für Sie liegt es auf der Straße. Nur aufzuheben brauchen Sie es!«
    Nadja schwieg. Sie starrte in die Flammen des Kamins und dachte an Nikolai Gurjew und Stanislas. Zweimal hatte sie geliebt, und zweimal öffnete sich danach ein Grab. Nun war es genug. Hatte Professor Podolskij die schreckliche Wahrheit erkannt? War ihre Liebe verflucht? Brachte sie Tod, wo man sich Glück ersehnte?
    »Laß mich allein, Boris Michailowitsch«, sagte Nadja und beugte sich zu den Flammen vor. »Komm morgen wieder.«
    Saparin blieb unschlüssig an der Tür stehen. Er sah, wie Nadjas Rücken zuckte.
    »Sie sollten nicht zu nah an die Flammen gehen«, sagte er heiser. »Ihre langen Haare fangen schnell Feuer …«
    Nadja schüttelte den Kopf. »Ich brenne nicht«, sagte sie dunkel. »Wie könnte die Tochter des Teufels brennen?«
    Saparin ging aus dem Zimmer. Aber er blieb im Haus, wachte in einer verlassenen Dienerkammer und sah von der Treppe herab, daß das Licht die ganze Nacht brannte und Nadja bis zum Morgen am Kamin sitzen blieb.
    Am nächsten Tag brachte er einen Brief zum Gericht.
    Nadja Gurjewa verzichtete damit auf alle Ansprüche am Erbe René Stanislas'.
    Und noch am gleichen Tag zog sie

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