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Die Tochter des Teufels

Die Tochter des Teufels

Titel: Die Tochter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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jeden Morgen vom Haus Kornilows hinüberging zum Gouvernement, um seinen Dienst beim Zaren anzutreten.
    »Brüderchen«, sagte Gurjew am dritten Tag und gab Nagorny die Hand. Ohne eine Miene zu verziehen, spürte Nagorny, wie ein gefalteter Zettel in seine Handfläche gedrückt wurde. Die Wachen vor dem Tor sahen ihnen zu und amüsierten sich über den tölpelhaften Muschik. »Ich gebe dir die Hand, weil du ein verlorener Mensch bist. Man wird dich bald aufknüpfen! Wie kannst du dem Satan noch dienen, he?«
    Wortlos ging Nagorny weiter, begleitet vom Grinsen der Soldaten, die Gurjew freundlich zunickten. In seinem Zimmer faltete Nagorny den Zettel auseinander. Es war eine Nachricht an den Zaren.
    ›Majestät. Empfangen Sie morgen gegen Mittag die Nonne Jelisaweta. Sie wird Euer Majestät eine freudige Nachricht bringen. N. Gurjew,
    Gardehauptmann Euer Majestät.‹
    Am nächsten Morgen kleidete sich Nikolai Gurjew im Haus Nr. 17 der Petrowskaja um. Er legte Nonnenkleider an, schminkte sein schmales Gesicht blaß, und als er den Schleier über den Kopf zog, sah er wirklich aus wie eine große, schlanke, hübsche Nonne, viel zu schön, um hinter Klostermauern zu verblühen.
    »Man könnte sich verlieben in dich!« lachte Leutnant Pertenaw. Er hatte die Wohnung als Holzhändler gemietet und war einer der Außenposten der Offiziersgruppe, die den Zaren befreien wollte.
    Gurjew betrachtete sich im Spiegel. Seine Maske war vollkommen. Sogar Brüste drückten sich durch das lange Kleid; er hatte sich mit Wäschestücken ausgestopft. »Was berichtet Tschuptikow?«
    »Der Oberst hat ein Schiff ausfindig gemacht, das von Jalta hinüber zur türkischen Küste fährt. Für die Fahrt nach Jalta stehen sieben Fuhrwerke bereit. Außerhalb der Stadt, in einem Schuppen am Tobol. Oberst Tschuptikow läßt sagen, daß Wagen, Pferde, Schiff, die einzelnen Übernachtungsstationen, die Flußboote, die Gehilfen in den Dörfern, der Begleitschutz treuer Männer bis zur Krim nur bereit sind, wenn sie bezahlt werden. Er hat ausgerechnet, daß es bis auf dreißigtausend Rubel kommen wird. Wann trifft das Geld ein? Wir müssen es genau wissen.«
    Nikolai Gurjew wandte sich vom Spiegel weg. »Es ist in wenigen Tagen da! Nadja Grigorijewna verhandelt gerade mit dem Käufer. Immer dieses Geld!«
    »In Rußland hat heute alles seinen Preis. Vor allem die Freiheit.« Leutnant Pertenaw begleitete Gurjew bis zur Haustür. »Viel Glück, Herr Hauptmann.«
    Genau zur Mittagsglocke stand Gurjew als Nonne Jelisaweta vor dem Wachhabenden des Gouverneurshauses.
    »Eine Nonne!« schrie der Revolutionär, ein ehemaliger Feldwebel, und lachte schallend. »Ein hübsches Engelchen! Aber eine Mißgeburt bist du … dir wachsen die Flügelchen an der verkehrten Seite!« Er griff mit beiden Händen nach den Brüsten, drückte sie, ließ sich auf die Finger schlagen und hieb sich auf die Schenkel. Dann gab er Gurjew einen Klaps und ließ ihn ins Haus.
    Nach einer Stunde verließ die Nonne Jelisaweta wieder das Gouverneurshaus und ging langsam die Swoboda hinunter, wie im Gebet versunken. Leutnant Pertenaw sah Gurjew vom Fenster aus, wo er die ganze Zeit ungeduldig gewartet hatte. Er rannte ihm entgegen und zog ihn ins Haus. »Nun?« rief er. »Was ist?«
    Nikolai Gurjew riß den Schleier vom Kopf und setzte sich erschöpft auf einen Stuhl.
    »Eine Stunde lang habe ich geredet«, sagte er stockend. »Mit dem Zar, mit der Zarin … Ich habe alle Pläne dargelegt … Der Zar will nicht!«
    »Er will nicht?« schrie Leutnant Pertenaw.
    »Nein! Der Zar glaubt nicht an eine Gefahr für sein Leben. Er hat die große Hoffnung, daß England ihm Asyl gewährt. Er wartet auf eine Nachricht seines englischen Vetters. Kerenskij hat ihm versprochen, ihm freies Geleit zu geben, wenn England ihn darum bittet …«
    »Mein Gott! Mein Gott!« Pertenaw wischte sich mit zitternden Händen über die Augen. »Weiß er denn nicht, daß Englands Premierminister Lloyd George es durch seinen Botschafter Buchanan abgelehnt hat, den Zaren nach England emigrieren zu lassen? Weiß er denn nicht, daß auch Frankreich das Asyl ablehnt, weil die Zarin eine Deutsche ist? Weiß er denn nicht, daß niemand ihn haben will, aus Angst, die Arbeiter in den Armenvierteln aller Staaten könnten dagegen protestieren?«
    Gurjew schüttelte verzweifelt den Kopf. »Er weiß gar nichts! Er hofft und hofft und glaubt an die Treue seiner Verbündeten.«
    »Und Sie haben es ihm auch nicht gesagt, Nikolai

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