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Die Tochter des Teufels

Die Tochter des Teufels

Titel: Die Tochter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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lassen müßte. Diese Augen!
    »Nikolai Gurjew wollte den Zaren befreien«, sagte Nadja leise.
    »Todesstrafe! Todesstrafe!« sagte Minajew mühsam.
    »Er ist ein Idealist! Ein Phantast! Er bereut immer zu spät, was er tut. Ein großes Kind ist er … aber er ist mein Mann. Ich liebe ihn. Ich bin schwanger …«
    »Das kann jeder sagen«, keuchte Minajew.
    »Sie sollen es sehen, Kommissar.« Nadja trat einen Schritt zurück. Das Kleid knöpfte sie vorn auf, zog es auseinander … nur wenig trug sie darunter. Weiß wölbte sich ihr Leib vor, deutlich ihren Zustand zeigend.
    Minajew stöhnte leise. »Bedecken Sie sich, Genossin«, sagte er und fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare. »Es genügt.«
    Ruhig knöpfte Nadja ihr Kleid wieder zu und beugte sich vor. Ihre Hand schob sich über den Tisch und öffnete sich vor den Augen Minajews. Sieben Steine lagen darin … glitzernd, blitzend, kleine Berge aus kaltem Feuer.
    »Todesstrafe!« schrie Minajew. »Gehen Sie, Nadja Gurjewa!«
    »Die Steine haben einen Wert von zehntausend Rubel!«
    »Hinaus!«
    »Keine Revolution gibt Ihnen zehntausend Rubelchen! Ist Ihnen ein Nikolai Gurjew zehntausend Rubel wert? Denken Sie doch klar, Washa Wladimirowitsch.«
    Minajew erhob sich von seinem Sessel. Er tappte wie ein blinder Bär zur Tür, riß sie auf und brüllte in den Flur.
    »Die Genossin in den Keller! Sie handelt in meinem Namen.«
    Dann wandte er sich zurück, sah, daß die Steine auf seinem Tisch lagen, und wischte sich den Schweiß aus den Augen.
    »Gehen Sie, Sie Satansweib«, sagte er leise und gab Nadja einen Stoß in den Rücken. »Man wird Sie in den Keller führen. Suchen Sie sich Ihren Nikolai aus … wenn er noch darunter ist!«
    Mit festen Schritten verließ Nadja das Büro des gefürchteten Minajew. Washa Wladimirowitsch aber schob die glitzernden Steinchen in sein Taschentuch, machte einen doppelten Knoten hinein und ließ sich nach Hause fahren.
    Revolutionen sind kurz. Das ist eine geschichtliche Erfahrung.
    Ein langer Gang, so schmal, daß gerade zwei Menschen nebeneinander gehen können, ein Gang, entlang einem eisernen Gitter, das den ganzen Keller durchzieht … das war der Silo, wie Minajew sein Gefängnis nannte. Der Silo, in dem die Menschen verfaulten wie schlechte Kohlköpfe.
    Nadja blieb an der Tür stehen. Der Gestank, der ihr entgegenschlug, war bestialisch. O Niki, dachte sie und preßte die Hand auf ihren runden Leib. Wenn du noch lebst … wenn du wirklich hier noch lebst … Sie lehnte den Kopf gegen das Gitter, die vielen Köpfe vor ihr verschwammen, die Augen, sprühende Löcher voll Angst und Bitten, kreisten um sie. – »Das ist nicht wahr«, flüsterte Nikolai Gurjew. »Oh, das ist nicht wahr!« Er hockte inmitten einer Gruppe Offiziere. Seine Uniform war zerfetzt, um seinen Kopf schlang sich ein durchgebluteter Verband. Er umklammerte den Arm eines Kameraden und begann wie im Fieber zu zittern. »Das ist meine Frau … das ist Nadja … Man hat sie auch gefangen …« Und dann wollte er aufspringen und schreien, aber die anderen hielten ihn fest und drückten ihn zurück.
    »Ist er dabei?« fragte einer der Wächter laut.
    Nadja hob den Kopf. »Ich weiß es nicht …«, sagte sie leise. »Ich muß jeden ansehen.«
    Langsam ging sie am Gitter entlang und betrachtete jeden Kopf. Dann sah sie Nikolai Gurjew, und ihr Herz setzte aus. Sie nickte mehrmals, lehnte sich gegen den Rotarmisten neben sich und zeigte mit zitterndem Finger durch das Gitter. »Dort ist er! Mit dem Kopfverband. Der Mann mit dem kleinen Bart. Er … er ist es!«
    Der Rotarmist schüttelte den Griff Nadjas ab, sie fiel gegen das Gitter, ihre Stirn preßte sich gegen das kalte Eisen … und so sahen sie sich an, und alles Leid, das zwischen Himmel und Erde möglich ist, schrie aus ihren Blicken.
    »Nikolai Gurjew!« schrie der Wärter. »Vortreten! Alles mitnehmen!«
    Nikolai Gurjew erhob sich langsam. Dann öffnete sich die Gittertür und er stand im Gang. Zwei der Rotarmisten stießen ihn aus dem Keller, die Treppe hinauf. Mit letzter Kraft umklammerte Nadja die Gitter.

6
    Mit gefühllosen Beinen stieg Nadja die Treppe hinauf. Über sich hörte sie die Stiefeltritte der Rotarmisten, die Nikolai Gurjew vor sich hertrieben. In der Eingangshalle der Villa hielt der kleine Zug. Gurjew lehnte an der Wand. Seine Augen waren blutunterlaufen.
    »Nadjuscha …«, rief er. »Verzeih mir, Nadjuscha!«
    Er bekam von einem seiner Bewacher einen Schlag auf den Mund und

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