Die Tochter des Tuchhandlers
es wirklich nicht, bitte â¦Â«
»Jetzt habt Ihr sie verschreckt.« Da Sesto schüttelte den Kopf.
»Federico!« Sie winkte ihrem Mann, der in eine hitzige Diskussion mit seinem Bruder vertieft war. Beatrice fragte sich, was Tomeo so lange aufgehalten hatte, doch er überbrachte ihr die Antwort persönlich, als die beiden Brüder zu ihr kamen. Tomeo war etwas kleiner als Federico, aber als Soldat durch ständiges Trainieren und Kämpfen gestählt und mit breiten Schultern ausgestattet. Seine Haut war wettergegerbt, und man sah ihm an, dass er gern lachte und das Leben liebte.
Mit festem Griff fasste er sie um die Schultern und zog sie an sich, um sie auf die Wangen zu küssen. » Bellissima! Ihr seht mich am Boden zu Euren FüÃen, Madonna! Demütigst erbitte ich Eure Verzeihung für mein unentschuldbares Fernbleiben, aber der Krieg ist ein launisches Geschäft. Mit der ersten Morgensonne breche ich morgen schon wieder in den Norden auf.«
Da Sesto meinte trocken: »Wollt Ihr Mailand jetzt für die Spanier erobern, Tomeo?«
Augenblicklich lieà Tomeo Beatrice los und griff nach seinem Degen. »Für meinen Kaiser. Was wisst denn Ihr von Ehre und Idealen? Ihr seid doch wie die meisten, solange es Euch gut geht, könnte eine Kröte die Tiara tragen, und Ihr würdet Halleluja rufen, wenn sie es verlangte â¦Â«
Die Muskeln an Rodolfo da Sestos zusammengepressten Kieferknochen traten hervor, und seine Lippen wurden weiÃ. »Ihr solltet besser auf Euren Bruder aufpassen, Federico. Es scheint mir, dass der Umgang mit dem Soldatenvolk ihm nicht bekommt.«
Die Musiker setzten ihre Instrumente ab, und in der eintretenden Stille hörte man nur das Rascheln der festlichen Roben. Federico legte den beiden Streithähnen versöhnlich die Hände auf die Schultern. »Freunde, heute ist meine Hochzeit. Lasst uns nicht streiten, sondern die Schönheit und Anmut der Frauen rühmen.«
Er winkte nach einem Diener, der sofort mit einer Karaffe und Gläsern herbeieilte, und hob das gefüllte Glas. »Auf die Schönheit der Frauen!«
Die Anwesenden stimmten lautstark ein, und die Musiker huben an zu spielen. Da Sesto schien noch immer wütend, doch Beatrice fing einen verschwörerischen Blick zwischen ihm und Federico auf, und darauf hob auch der hitzköpfige Rodolfo sein Glas. Für die weiteren Hochzeitsfeierlichkeiten waren drei Tage angesetzt, genügend Gelegenheiten, um eine erneute Konfrontation zu ermöglichen. In diesem Fall war es eine glückliche Fügung, dass Tomeo morgen früh abreiste. Sie mochte den ungestümen, herzlichen Tomeo, auch wenn er mit seinem Temperament über die Stränge schlug. Letzten Endes hatte er mit seiner, zugegebenermaÃen schmählichen, Bemerkung recht â den Lucchesern ging es zu gut, zumindest den reichen Kaufleuten und Adligen hier. Sie verdienten gut am Tuchhandel, vor allem an der eigenen Seidenherstellung, wobei die Seidenweber und anderen am Herstellungsprozess Beteiligten die Arbeit machten und kaum über die Runden kamen.
Die Connuccis gehörten zum alten Landadel und hatten sich durch ihr kaufmännisches Geschick einen gewissen Respekt unter den Lucchesern erworben. Gadino del Connucci schwang zwar laute Reden über die Befreiung Italiens von fremden Mächten, aber sein jüngerer Bruder Antonio war vor wenigen Monaten zum Bischof erhoben worden. Mit dieser Verbindung zur Kirche sicherte sich Connucci das päpstliche Wohlwollen. Es fiel Beatrice schwer, den Marchese politisch einzuordnen. Wahrscheinlich hielt er es wie die anderen und tat das, was ihm am meisten Vorteile einbrachte. Nein, nicht wie alle anderen â Tomeo stand ehrlich hinter seinem Kaiser, aber er war auch der Einzige dieser illustren Gesellschaft, der die Kriegsfront kannte und sich keine Illusionen über die wirklichen Verhältnisse machte.
Beatrices Kopf schmerzte von zu viel Wein und Ãberlegungen, die zu nichts führten. Es war bereits nach Mitternacht, und noch immer vergnügten sich Gäste bei Tanz und Spielen. Sie hatte genug von den albernen Possen, den anzüglichen Liedern, die jetzt immer häufiger gesungen wurden, und ihre FüÃe schmerzten. Federicos Schwester Ginevra und ihr Gatte Ercole dallâArgine, die aus Mantua angereist waren, hatten sich ebenso wie Lorenza und Baldofare schon vor geraumer Zeit zur Ruhe begeben. Ihr Mann hingegen schien
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