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Die Tochter des Tuchhandlers

Titel: Die Tochter des Tuchhandlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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Ohrringe in ein Täschchen an ihrem Gürtel und ließ sich von ihrem Mann zum Tanz führen.
    Die Hochzeitsgesellschaft bildete einen Kreis um das tanzende Brautpaar, bevor auch andere den Klängen der Musik folgten. Die Volta zählte zu den lebhafteren Tänzen, bei denen der Mann seine Tänzerin drehen und am Ende sogar auf sein Knie setzen durfte. Federico bewegte sich elegant zur Musik und ließ sie keine Sekunde aus den Augen. Sie spürte seinen Atem an ihrem Gesicht, wenn sie an ihm vorbeischritt, und seine Hand auf ihrer Hüfte, als sie erhitzt nach den letzten Drehungen auf seinem Knie zu sitzen kam.
    Â»Ihr raubt mir den Verstand …«, flüsterte er ihr ins Ohr.
    Benommen von der Musik und dem Rausch der Bewegung machte Beatrice sich los und fächelte sich mit einer Hand Luft zu. »Mir ist nicht wohl. Würdet Ihr mir ein Glas Wasser holen?«
    Â»Natürlich.« Er schien mehr sagen zu wollen, zog jedoch stattdessen die geschlitzten Hängeärmel seiner Jacke in Form und führte sie zu einem Sessel an der Wand, wo sie sich niederließ.
    Kurz darauf traten ihre Eltern zu ihr. Beatrice erhob sich und wurde von ihrem Vater auf beide Wangen geküsst.
    Messer Rimortelli sah seine Tochter liebevoll an. »Es wird Zeit für uns zu gehen. Wie es scheint, hast du das Herz deines Gatten bereits für dich gewonnen.«
    Beatrice wusste nicht, ob sie weinen oder lachen sollte, also nickte sie nur stumm und umarmte ihre Mutter, die sie an sich drückte.
    Â»Sei ein tapferes Mädchen und denk an deine Pflicht als Ehefrau …«, dann versagte Monna Margaretas Stimme. Sie drückte ein Taschentuch an ihre Augen und wurde von Messer Rimortelli hinausgeleitet.
    Der Abend schritt voran. Die Stimmung wurde ausgelassener, obwohl der Mord an Agozzini immer wieder die Gespräche beherrschte. Jeder schien eine Theorie über den Tathergang zu haben, und die Krankheit des Legaten wurde als Instrument göttlicher Strafe angesehen.
    Â»Was sagt Ihr dazu, Madonna? Mir scheint, Ihr habt Euch noch gar nicht zu diesem unerhörten Vorfall geäußert?«
    Der Marchese Connucci trat neben sie und ließ sich von einem Diener sein Glas auffüllen. Sein Sekretär, ein hübscher junger Mann mit langen Locken, stand hinter ihm. Er schien eine ähnliche Position beim Marchese einzunehmen wie Andrea bei Federico.
    Â»Ihr fragt mich das?«, suchte sie auszuweichen.
    Â»Warum nicht?«
    Â»Connucci, verschont doch wenigstens die Braut mit Euren Sticheleien.« Rodolfo da Sesto, ein junger Luccheser aus einer angesehenen Kaufmannsfamilie, verneigte sich entschuldigend vor Beatrice. Er war ähnlich wie der Marchese in blauen Samt gekleidet, trug einen juwelenbesetzten Dolch und wirkte trotz des schmalen Gesichts kampferprobt.
    Doch der Marchese ließ sich nicht von seinem Vorhaben abbringen. »Wie Ihr Euch ziert, das ist sehr anmutig, doch lasst uns teilhaben an Euren Gedanken, die von Tugendhaftigkeit und Klugheit geleitet sind.«
    Â»Ihr seid ein Schmeichler, Marchese. Aber ich weiß zu wenig, um dazu Stellung nehmen zu können.«
    Â»Was wissen wir?«, sinnierte Connucci. »Ein Legat ist Gast bei Bischof de Riario und wird nachts ermordet. Pikanterweise wird er mit heruntergelassener Hose aufgefunden, und es heißt, er litt an der Franzosenkrankheit. Das sind die Fakten. Haben wir es mit der Rache eines Liebhabers zu tun?«
    Â»Das entspräche der Beweislage, scheint aber ein zu offensichtliches Motiv.« Beatrice begann Gefallen an dem Gedankenspiel zu finden.
    Connucci stieß seinen Freund an. »Da haben wir es. Wir sollten unsere Beatrice zum giudice ernennen und Luparini, den alten Tölpel, entlassen. Und welches Motiv, wenn nicht Rache, könnte den Mörder bewegt haben?«
    Â»Eifersucht, oder aber die Tat hat einen politischen Hintergrund«, dachte Beatrice laut und hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen, als sie sah, wie sich Connuccis Augen verengten.
    Â»Und wer könnte wohl politisch genug motiviert sein, einen päpstlichen Legaten umbringen zu wollen?«, kam es scharf zurück.
    Sein Sekretär trat dicht zu ihm und flüsterte ihm etwas ins Ohr, worauf der Marchese sagte: »Geh nur, Averardo, ich brauche dich jetzt nicht«, und der schlanke Mann entfernte sich rasch.
    Er hatte etwas Weibisches an sich, fand Beatrice und zog sich von Connucci und da Sesto zurück. »Ich weiß

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