Die Tochter des Tuchhandlers
Gebt es mir für die Stute.« Er sagte das leichthin, doch Tomeo kannte Connucci besser. Wenn dieser etwas wollte, war eine Bitte ein Befehl, und er war nicht in der Position, Bedingungen zu stellen. Da Connucci schon immer ein Auge auf Beatrice geworfen hatte, konnte es sich nur um ihr Porträt handeln.
»Welches Bild?«, fragte er trotzdem.
Sie traten auf die StraÃe und schlugen den Weg zu Connuccis Palazzo ein. »Beatrices Porträt. Pontormo hat es im Sommer auf Matraia gemalt. Ein sehr stimmungsvolles Werk. Ich denke, der Tausch ist fair.«
In Tomeo wuchs die Sorge um Beatrice. »In Ordnung. Sagt, Gadino, mir sind Gerüchte über Eure selige Gattin zu Ohren gekommen â¦Â«
Der Marchese sog scharf die Luft ein. »Da Sesto war ihr Liebhaber. Das war mir nicht neu, aber dass sie es tatsächlich gewagt hat, über ihren Onkel den Kontakt zu Flamini herzustellen, hat mich überrascht. Sie war klug, und diese Intrige so einzufädeln, ohne dass Flamini hinter ihre Identität kam, war bravourös. Nun, sie hat es bereut. Aber niemand, nicht einmal ihre Familie weià davon, und es wird auch niemand erfahren.«
»Natürlich nicht, und sie ist an den Blattern gestorben. Das war nicht unpassend �«
Gadino del Connucci sah ihn durchdringend an, und in diesem Blick lag so viel Hass, dass Tomeo sich über Bernardinas Ende keine Illusionen machte. »Noch wähnt sich Flamini sicher im Vatikan, aber glaubt mir, Tomeo, meine Rache kann warten«, sagte Connucci. »Wir sind in einer ähnlichen Situation, nicht wahr? Beide wurden wir von engsten Familienmitgliedern betrogen. Was werdet Ihr jetzt tun? Zurück nach Mailand gehen? Ich würde meinen Bruder töten.«
Genau, wie er seine Frau getötet hatte. Tomeo starrte auf die StraÃe, wo eine Greisin mit einem Karren vor ihnen herschlurfte. Wer den Marchese hinterging, konnte darauf zählen, dass die Vergeltung grausam war, aber Tomeo war nicht wie der Marchese. Er hatte zu oft getötet und kannte das Gefühl, wenn die Schwertklinge Fleisch zerschnitt, oder das Knirschen, wenn Sehnen und Knochen unter einem Schlag barsten. Mit seinem Bruder würde er auch einen Teil seiner selbst töten, und davor graute ihm.
An erster Stelle stand jetzt nicht seine Rache an Federico, sondern Beatrices Schicksal, doch er würde sich hüten, dem Marchese das zu sagen. »Ich habe den Auftrag, in Genua mit Bourbon über Rekrutierungen zu sprechen. Vielleicht hat Sforza bis zu meiner Rückkehr aufgegeben, dann können wir das Castello ohne BlutvergieÃen einnehmen«, sagte er hoffnungsvoll.
»Wollt Ihr bei mir wohnen, solange Ihr in Lucca seid?« Sie waren nicht mehr weit vom Palazzo Connucci entfernt.
»Nein, ich kümmere mich um die Diener. Einige waren ihr ganzes Leben bei uns. Es tut mir leid um sie.«
»Wie Ihr meint. Bequemer hättet Ihr es bei mir, und Diener sind wie Unkraut, sie überleben.«
Darauf erwiderte Tomeo nichts, nahm kurz darauf die Stute entgegen, die ihn wiedererkannte und freundlich schnaubte, und war froh, als er allein zum Palazzo seiner Eltern zurückging. Gian Marco schien sich gut mit einer der jungen Dienerinnen unterhalten zu haben. Das hübsche Mädchen lief davon.
»Ist sie nicht niedlich? Sie heiÃt Nina.« Dann erblickte er das Pferd und pfiff durch die Zähne. »Das ist doch die Araberstute, die Ihr damals in Genua gekauft habt.« Er klopfte dem schönen Tier mit Kennermiene auf den Hals.
»Der Marchese hat sie mir zum Tausch angeboten. Für ein Bild.«
»Oh, das war aber groÃzügig von ihm.« Für Gian Marco standen gute Reitpferde eindeutig über Gemälden.
»Hm. Ich möchte dich bitten, das Bild gleich jetzt zum Palazzo des Marchese zu bringen. Dann bin ich ihm nichts schuldig.«
Er erklärte Gian Marco, um welches Bild es sich handelte, rief Farini, ihm ein heiÃes Bad richten zu lassen, und ging dann in die Küche. Die rundliche Köchin kam zu ihm und stellte sich als Plantilla vor. Es war tatsächlich lange her, dass er hier gewesen war. »Plantilla, du und die anderen, ihr habt sicher gehört, wie es um den Haushalt bestellt ist. Der Palazzo wird verkauft.« Die anwesenden Mägde und Küchenhilfen sahen ihn entgeistert an.
»Vielleicht übernimmt der neue Besitzer euch. Ich werde Nardorus mit euren Angelegenheiten betrauen und sehen, dass ihr den
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