Die Tochter des Tuchhandlers
im Dreck sähe, hätte er seine Freude daran. Vielleicht machte er sich jetzt an Beatrice heran, wenn man sie nicht ins Gefängnis geworfen hatte. Immerhin deutete alles auf ihre Mitschuld. Seine Zähne knirschten, während er mit einer Faust auf den Tisch schlug. Er hätte sie umbringen sollen! Falls sie es wagen sollte, nach ihrer Tochter zu suchen â dieser Frau traute er es zu, allein nach Rom zu kommen -, würde das ihr sicherer Tod sein. Wieder und wieder schlug er mit den Fäusten auf den Tisch und grölte: »Umbringen werde ich sie, ihr die Kehle durchschneiden! Dieses Miststück!«
»Eh, hör auf zu brüllen, betrunkenes Schwein!«, schrie einer der Spieler zu ihm herüber.
Federico warf ihm einen finsteren Blick zu und spuckte verächtlich auf den Boden. Dann starrte er auf die offene Tür. Wo blieb der Junge? Er hatte den kleinen StraÃenjungen gut bezahlt. Grinsend wischte er sich den Mund. Diese kleinen, verhurten Bengel waren gefährlicher als mancher alte Schläger. Ihnen konnte man keine Dolchlänge trauen.
Endlich! Ein schmächtiger Junge, der zwölf oder auch fünfzehn Jahre alt sein konnte, stahl sich mit vorsichtigem Blick zur Tür herein. Er sicherte die Umgebung, als nähme er Witterung auf. Die kurzen, dunklen Haare wurden von einer alten Wollmütze bedeckt, seine Kleider waren zerrissen, in seinem Ledergürtel steckte ein glänzender Dolch. Harte Gesichtszüge und Augen, die schon mehr gesehen hatten, als für manchen Erwachsenen erträglich wäre, musterten Federico fordernd. »Ihr seid betrunken!«
»Rotznase, setz dich und erzähl, wen du getroffen hast. Vielleicht gebe ich dir nicht einen Scudo.« Federico zeigte auf einen Schemel.
Der Junge setzte sich und griff nach dem Becher, doch Federico schlug ihm auf die Hand. »Erzähl, sag ich!«
»Au! Ihr seid aber schlecht gelaunt heute! Ist Eure Frau wieder bei dem alten Bock?« Er grinste, weil er wusste, wie sehr er Federico damit traf. »Wenn Ihr mich fragt, hat sie das Zeug zu einer erstklassigen Kurtisane, so eine, die die ganz reichen Männer haben kann wie die Kardinäle oder die mit den Palazzi.«
»Hast du eine Information oder nicht?«, zischte Federico, der seine Wut kaum noch zu zügeln vermochte.
»Flaminis Mann hat gesagt, dass Ihr heute Nacht zum Forum kommen und das Papier am Triumphbogen des Septimius Severus ablegen sollt.«
Federico lachte. »Für wie dämlich hält man mich!?«
»Jetzt wartet doch â Ihr tauscht das Papier am Sockel der vorderen Säule, wenn man vom Lapis Niger kommt. Man geht drei Stufen zwischen den beiden groÃen Pfeilern hinunter, und gleich links findet Ihr eine Nische im Sockel. Da findet Ihr die Kassette mit dem Geld, legt das Papier hin, und damit ist die Sache erledigt.«
»Nachts zum Forum gehen? Da treiben sich nur die übelsten Gesellen herum, und eine Leiche mehr oder weniger fällt niemandem auf. Nein, so läuft das nicht. Die Ãbergabe findet an einem öffentlichen Ort statt oder gar nicht! Mit wem redest du überhaupt immer?«
Der Junge zuckte die Schultern. »Mit einem, der Befehle ausführt wie ich. Aber der wird nicht erfreut sein, das zu hören. Ihr lehnt den Ãbergabeort jetzt das dritte Mal ab.«
»Ist das meine Schuld? Meine Bedingungen waren klar â tagsüber und an einem öffentlichen Platz. Lauf und sag das dem Kerl, oder Flaminis Tage im Vatikan sind gezählt. Ich kann sofort einen Boten losschicken, der den Brief nach Neapel zum Vizekönig bringt.«
Blitzschnell schnappte der Junge nun den Becher, leerte ihn und warf ihn Federico zu. »Ihr solltet wirklich etwas freundlicher zu mir sein, sonst gehe ich und sage Euch nicht, was ich über eine Frau aus Lucca weiÃ, die seit drei Tagen in Rom ist und unbequeme Fragen nach Euch stellt.«
»Was? Los, Bürschchen, sag es mir, sofort!« Sie war hier! Er konnte sich kaum beherrschen. Sein Blut kochte, und er hatte nur den einen Wunsch, sich an ihr zu rächen.
»Ihr zahlt zu wenig. Mit mehr Geld hätte ich die Informationen schneller erhalten.« Lauernd sah der Junge ihn an.
»Mach den Mund auf!«, brüllte Federico und warf ihm eine Münze zu.
»Sie wohnt im Rione Ponte bei Caprese, einem Händler. Er ist ihr Onkel, und sie hat ein Mädchen dabei.«
Schau an, dachte Federico, sie hat einen Onkel in Rom. Wie
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