Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Tochter des Tuchhandlers

Titel: Die Tochter des Tuchhandlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
Vom Netzwerk:
mal unter französischer, mal unter habsburgischer Herrschaft stehen. Dem Papst gehört Italiens Mitte, aber er streckt seine Hand nach mehr aus, und Neapel und Sizilien …? War es der spanische Vizekönig oder der französische, der gerade abgesetzt wurde?« Atemlos, die Hand an seinem Dolch, starrte Federico zu Marchese Connucci.
    Vom anderen Ende der Tafel meldete sich Baldofare Buornardi wieder zu Wort. »Ich will unter meinem Dach keinen Streit! Hört ihr mich, ihr jungen Hitzköpfe? Wir feiern heute die Rückkehr meines Sohnes Tomeo, und wir sind alle Luccheser, oder nicht?«
    Â»Entschuldigt, Signore.« Federico nahm die Hand von der Waffe, trank einen Schluck Wein und winkte den Musikern, die während des Essens leise im Hintergrund gespielt hatten.
    Während sie dem Gespräch folgte, nahm Beatrice intensiv den Raum wahr, der in seiner zurückhaltenden Ausstattung ganz im Gegensatz zu den überladenen Räumen Lorenzas und ihrer Salons stand. Es war derselbe, in dem die Hochzeitsfeier stattgefunden hatte. Malereien mit mythologischen Motiven schmückten die Wände. An einem Ende brannte in einem hohen, offenen Kamin ein Feuer, obwohl die Temperaturen deutlich milder geworden waren. Erleuchtet wurde der Saal von einem Kronleuchter, Messingleuchten an den Wänden und Kerzenleuchtern auf der Tafel. Da Wachs teuer war, konnten sich ärmere Leute nur selten Kerzen leisten. Würde der Kaiser etwas an den sozialen Missständen ändern können oder wollen? Trotz vieler Gegenargumente hielt Beatrice weder etwas vom Papst noch von machtausübenden Fürsten. Wenn es Kaiser Karl gelänge, die Länder unter seiner Regierung zu einen, könnte sich für alle Bevölkerungsschichten einiges zum Besseren wenden. Jemand berührte sie am Arm, und Beatrice schreckte aus ihren Gedanken auf.
    Â»Wollt Ihr mir die Ehre des ersten Tanzes geben?« Federico stand auf und nahm ihre Hand, so dass sie ihm folgen musste.
    Die Musikanten hatten eine Galliard angestimmt. Beatrice hob mit spitzen Fingern ihr Kleid an, um die gezierten Schrittfolgen dieses Tanzes ausführen zu können, bei dem man sich, ohne einander zu berühren, über das Parkett bewegte.
    Federico streifte im Vorbeischreiten ihre Schulter. »Ihr scheut Euch nicht, Eure Meinung zu äußern.«
    Â»Ãœberrascht Euch das?«
    Die jüngeren Gäste bewegten sich ebenfalls zur Tanzfläche.
    Â»Ihr habt eine verwirrende Art, immer mit einer Gegenfrage zu antworten.« Ein Lächeln umspielte seine Lippen.
    Â»Es wundert mich, dass ich Euch verwirren kann.« Sie drehte sich und ging an Connucci vorbei, der mit einer Nichte Lorenzas tanzte.
    Â»Ihr seid sehr verwirrend, Madonna, nicht nur für unseren lieben Federico.« Connucci berührte ihren Nacken wie unabsichtlich mit den Fingerspitzen, bevor er seiner Tanzpartnerin zulächelte.
    Nervös griff Beatrice nach den aufgesteckten Haaren. Obwohl Federico und Connucci politisch nicht einer Meinung waren, herrschte eine freundschaftliche Vertrautheit zwischen den Männern, die sie auf gemeinsame Erfahrungen zurückführte, vielleicht amouröser Natur.
    Â»Ich habe zwar gewusst, dass Eure Familie kaisertreu ist, doch ich wusste nicht, dass Ihr …«, sagte Federico.
    Â»Dass ich eine Meinung dazu habe? Ja, ich bewundere Euren Bruder und habe mir mehr als einmal gewünscht, ein Mann zu sein. Dann könnte ich für das kämpfen, an was ich glaube.«
    Â»Wärt Ihr lieber mit Tomeo verheiratet?«, fragte Federico leichthin, doch seine dunklen Augen ließen sie nicht los.
    Â»Welche Antwort kann ich Euch darauf geben? Ich sehe Euren Bruder heute erst zum zweiten Mal, und wir wechseln seit Wochen kaum ein Wort miteinander.«
    Die Musik verklang, und einen Moment standen sie sich gegenüber und sahen einander an. Bevor Federico etwas sagen konnte, begannen die Musikanten mit einer Volta, und Tomeo bat sie um den Tanz. Er war ein geübter Tänzer, drehte sie im Takt der Musik und überschüttete sie mit Komplimenten. Nachdem sie auch mit Rodolfo und dem Marchese getanzt hatte, führte dieser sie zu einem Sessel und reichte ihr ein Glas Wein.
    Â»Was haltet Ihr von diesem Luther, Madonna? Euer Kaiser ist nicht zimperlich mit Luther umgegangen, obwohl der Mann nicht zu Unrecht die Kirche anklagt.«
    Wollte Connucci sie nur provozieren oder eine ehrliche Meinung hören? »Hm, die

Weitere Kostenlose Bücher