Die Tochter von Avalon - Avalon High
Zeit mit deinem Liebling zu verbringen. Was ist denn daran so tragisch?«
Liz lachte zustimmend. »Im Ernst. Ich würde mit harter, kalter Währung dafür bezahlen, dass mir jemand befiehlt, mehr Zeit mit Lance Reynolds zu verbringen.«
Ich ließ mich gegen die Rückenlehne meines Sitzes sinken. Es hatte keinen Sinn, sie darüber aufzuklären, dass meine mangelnde Begeisterung über die Partnerschaft mit Lance daher rührte, dass ich bis über beide Ohren in seinen besten Freund verliebt war.
Deshalb klappte ich einfach meinen Mund zu und sagte für den Rest des Spiels nichts mehr …
Bis irgendwann im letzten Viertel, als es zwischen den Teams gerade 21:21 unentschieden stand, etwas Seltsames passierte. Zumindest dachte ich, dass es seltsam war. Da ich noch nie zuvor bei einem Footballspiel zugeschaut hatte, konnte es aber auch sein, dass so etwas jeden Tag geschah. Wer weiß?
Weil es mit Will zusammenhing, den ich die ganze Zeit über nicht aus den Augen ließ, sah ich genau, wie es passierte. Will hatte ein paar Nummern ausgerufen, dann warf ihm ein Spieler den Ball zu. Er lief ein paar Meter und sah sich dabei nach jemandem um, an den er ihn abgeben konnte.
Dann geschah etwas, das es in diesem Spiel bisher noch nicht gegeben hatte: Lance war nicht da, um zu verhindern, dass Will von Broadneck in die Mangel genommen wurde. Mit der Folge, dass es zu einem harten Zusammenstoß mit einem gegnerischen Spieler kam.
Bei diesem Anblick sprang ich keuchend auf meine Füße, dann sah ich mich vorwurfsvoll nach Lance um. Er kam von der Seitenlinie angerannt, wo Jennifer Gold stand.
Jennifer Gold? Was war nur in Lance gefahren? Hatte er nett mit ihr geplaudert, während Will zu Brei geschlagen wurde?
Ich war nicht als Einzige entsetzt. Der Trainer von Avalon versetzte Lance einen Schlag auf die Hinterseite seines Helms, als er an Wills Seite sprintete. Eine Trillerpfeife wurde mehrmals gepfiffen, und der Typ, der Will zu Boden gebracht hatte, rollte sich von ihm herunter. Lance sank neben Wills zusammengekrümmtem Körper - oh Gott! Lass ihn nicht tot sein - auf die Knie, dann riss er sich seinen Helm vom Kopf, beugte sich vornüber und packte die
Vorderseite von Wills Trikot mit beiden Händen, wobei er den Namen seines Freundes ausstieß.
Ich sah zu, mit meinem Herzen in der Kehle, und merkte gar nicht, dass ich die ganze Zeit die Luft anhielt, bis Will eine Sekunde später anfing, sich langsam und offenbar unter Schmerzen aufzurichten.
Mit einem Zischen atmete ich endlich aus, dann - weil meine Knie zu schwach waren, um mich noch länger zu tragen - setzte ich mich hin …
Und sah, dass sowohl Stacy als auch Liz mich mit hochgezogenen Augenbrauen anstarrten.
Ich fühlte, wie ich rot anlief, und hoffte, dass sie es im Dunkeln nicht bemerken würden.
»Ich wusste gar nicht, dass Football so aufregend ist«, sagte ich lahm.
Eine Sekunde später, nachdem Will Lances Entschuldigungsversuche offenbar mit einem gutmütigen Lachen weggewischt hatte, ging das Spiel weiter.
Nur dass diesmal niemand nahe genug an Will rankam, um ihn anzugreifen. Und was war mit dem Kerl aus dem gegnerischen Team, der ihn kurz zuvor umgerempelt hatte? Nun, bei der ersten Gelegenheit, die er bekam, brachte Lance ihn so hart zu Fall, dass das Spiel erneut unterbrochen werden musste, damit man den Spieler auf einer Trage vom Spielfeld bringen konnte.
Eins stand fest: Niemand würde A. William Wagner verletzen und damit ungeschoren davonkommen, solange sein bester Freund Lance ein Wörtchen mitzureden hatte.
Avalon gewann mit einem Vorsprung von sieben Punkten. Die Menge geriet außer sich.
Und dann war es Zeit für Wills Party.
9
Was der Fluch meint, weiß sie nicht,
Zum Webstuhl gewandt ist ihr Gesicht,
Denn weiter hat sie keine Pflicht,
Die Lady von Shalott.
Ich überredete Stacy und Liz dazu, mich zu begleiten. Auf gar keinen Fall würde ich allein zu dieser Party gehen, wo ich niemanden kannte außer dem Gastgeber, der zweifellos zu sehr mit seinen anderen Gästen beschäftigt sein würde, um mit mir zu reden.
Deshalb hatte ich Will neulich Abend in meiner Antwort auf seine E-Mail gefragt, ob es für ihn okay wäre, wenn ich ein paar Freunde mitbringen würde, was er bejaht hatte.
Stacy hatte eher gleichgültig auf diese Einladung reagiert, während Liz völlig aus dem Häuschen geraten war. Sie hatte mir gestanden, dass sie noch nie bei einer Party im Haus eines Beliebten - und schon gar nicht des Präsidenten der
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