Die Tochter von Avalon - Avalon High
Tages wiedergeboren zu werden, um die Welt aus dem finsteren Mittelalter zu führen …
Aber Mr. Morton konnte nicht Teil von so etwas Lächerlichem sein. Er war ein Lehrer . Ein guter sogar, nach allem, was ich gehört hatte. Lehrer glauben nicht an so idiotische Sachen wie an einen mittelalterlichen König, der wiedergeboren wird, um die Welt zu retten.
Während ich meinen Gedanken freien Lauf ließ, litt Mr. Morton drüben an seinem Schreibtisch noch immer. Es musste irgendetwas geben, das ich für ihn tun konnte. Der arme Mann brauchte ganz klar Hilfe.
»Mr. Morton«, sagte ich. »Darf ich bitte die Krankenschwester rufen? Sie sehen nicht gut aus. Ich fürchte … Ich fürchte, dass Sie krank sein könnten.«
Mr. Morton tat daraufhin etwas Seltsames. Er hob seinen Kopf und lächelte mich an. Es war ein trauriges Lächeln. Und es fiel ihm auch nicht leicht.
Aber trotzdem lächelte er.
»Ich bin nicht krank, Elaine. Außer im Herzen.«
Ich nestelte am Tragegurt meines Rucksacks herum. »Wollen Sie mir nicht sagen warum? Vielleicht kann ich Ihnen ja helfen.« Ich hatte natürlich keinen Schimmer wie, musste aber zumindest trotzdem fragen.
Mr. Morton schien zu verstehen, denn er sprach plötzlich freundlicher mit mir, als er es je zuvor getan hatte.
»Es ist zu spät, Elaine«, sagte er mit dieser niedergeschlagenen Stimme. »Trotzdem vielen Dank. Doch es ist längst zu spät. Und für Sie am Ende besser, es nicht zu wissen. Leider war Ihre Rolle dieses Mal schon zu Ende, bevor sie überhaupt begonnen hatte.«
»Was meinen Sie mit dieses Mal?« Ich schüttelte meinen Kopf. »Was meinen Sie mit meiner Rolle?«
Doch genau in diesem Moment ertönte der Schulgong.
Mr. Morton seufzte müde und sagte: »Sie gehen jetzt besser in Ihren Klassenraum, Elaine.«
»Aber was ist mit Lance? Wollen Sie nicht einen neuen Termin vereinbaren?«
»Nein.« Mr. Morton nahm die Zeitung von seinem
Schreibtisch und warf sie, ungelesen, in den Papierkorb. Als er dann wieder sprach, hatte sein Ton etwas Endgültiges: »Das spielt jetzt keine Rolle mehr.«
Und damit war ich entlassen.
18
Und in der Freiheit großzügigem Glück,
Wie mit des Sehers Zaubertrick,
Erkennt sie all ihr Missgeschick,
Und mit sehnsuchtsvollem Blick
Schaut sie hinab nach Camelot.
Ich sagte mir, dass ich verrückt sei. Ich sagte mir, dass ich mich lächerlich verhielt.
Ich sagte mir eine Menge Dinge.
Doch ich tat es trotzdem. Anstatt Liz und Stacy - die mich darüber informiert hatten, dass mein Aufnahmeritual am kommenden Wochenende stattfinden würde - beim Mittagessen Gesellschaft zu leisten, tat ich das, was ich immer tat, wenn ich nicht wusste, was ich sonst tun sollte: Ich rief meine Mutter an.
Ich wollte es nicht. Aber nach meinem seltsamen Treffen mit Mr. Morton hatte ich den morgendlichen Unterricht wie eine Schlafwandlerin erlebt und mich mit jeder verstreichenden Minute unwohler gefühlt.
Deine Rolle war dieses Mal schon zu Ende, bevor sie überhaupt begonnen hatte , hörte ich Mr. Mortons Stimme in meinem Kopf nachhallen. Meine Rolle? Dieses Mal?
Wenn ich ihn doch nur gestoppt hätte, als ich die Chance dazu hatte …
Wen gestoppt? Marco? Marco gestoppt, was zu tun?
Nichts davon ergab irgendeinen Sinn. Waren es die Fantastereien eines Irren?
Doch ich hatte in Mr. Mortons Augen geblickt und darin nicht die leiseste Andeutung von Wahnsinn entdeckt. Das Einzige, was ich in ihnen gesehen hatte, war Verzweiflung.
Und Angst.
Es war absurd. Es war unmöglich.
Doch als der Mittagsgong ertönte, rannte ich trotzdem zum nächsten Münztelefon.
»Der Orden des Bären?«, wiederholte meine Mutter verwundert. »Was um alles in der Welt -«
»Komm schon, Mom«, sagte ich. »Ich weiß, dass du ihn kennst. Er kommt in einem deiner Bücher vor.«
»Nun, natürlich kenne ich ihn.« Meine Mutter klang belustigt. »Ich bin bloß überrascht zu hören, dass du tatsächlich eins meiner Bücher gelesen hast. Du warst doch immer so ablehnend gegen alles Mittelalterliche.«
»Ich weiß«, gab ich zu. Ich musste mich anstrengen, um sie bei dem Lärm im Korridor überhaupt zu verstehen. Es würde ruhiger werden, sobald der Sturm auf die Cafeteria vorüber war. »Aber ich hab dir doch gesagt, dass ich die Information für dieses Referat brauche, an dem ich arbeite. Nur ein paar Kleinigkeiten -«
»Also Ellie, Schätzchen«, erwiderte meine Mutter. »Ich glaube kaum, dass es fair von dir ist, dich an eine Artus-Gelehrte um Hilfe für dein
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