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Die Tochter von Avalon - Avalon High

Titel: Die Tochter von Avalon - Avalon High Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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auf meine Bemerkung einzugehen, trat er nun hinter mich und machte die Tür zu, die ich offen gelassen hatte.
    »Ich habe es Ihnen doch schon gesagt«, begann er, sobald die Tür ins Schloss gefallen war. Er sprach in solch knappem, leisem Ton, dass ich ihn wegen des Fernsehers, der noch immer im Nebenraum dröhnte, kaum verstehen konnte. »Ihre Rolle bei dem Ganzen ist zu Ende. Es gibt nichts mehr, das Sie tun könnten … nichts mehr, was von Ihnen erwartet wird, das Sie tun. Jetzt seien Sie ein gutes Mädchen, Elaine, und fahren Sie zurück zur Schule.«
    »Nein.« Ich schob einen Stapel Bücher zur Seite und setzte mich auf die freie Stelle auf seinem Sofa, die ich auf diese Weise geschaffen hatte.
    Mr. Morton blinzelte zu mir runter, so als könnte er seinen Ohren nicht ganz trauen.
    »Verzeihung bitte?«, sagte er.
    »Nein«, wiederholte ich. Ich klang so bestimmt, dass es mich selbst überraschte. Innerlich zitterte ich, natürlich. Ich hatte noch nie zuvor die direkte Anweisung eines Lehrers - oder sonst eines Erwachsenen - missachtet. Ich hatte keine Ahnung, woher diese versteckten Mutreserven plötzlich kamen, doch ich war sehr froh, sie so unverhofft gefunden zu haben. »Nein. Ich gehe nicht. Nicht solange Sie mir nicht verraten, was hier vor sich geht. Warum sagen Sie ständig: ›Ihre Rolle bei dem Ganzen ist zu Ende‹? Meine Rolle bei was genau? Und warum versuchen Sie derart schnell von hier zu verschwinden? Was ist es überhaupt, von dem Sie befürchten, dass es passieren könnte?«
    Mr. Morton seufzte und sagte dann mit müder Stimme: »Bitte, Miss Harrison. Elaine. Ich habe keine Zeit dafür. Ich
muss mein Flugzeug erwischen.« Er langte nach den Büchern, die ich vom Sofa entfernt hatte. Zum ersten Mal fiel mir auf, dass seine Hände zitterten.
    Wirklich bestürzt starrte ich zu ihm hoch.
    »Mr. Morton, was ist es? Wovor haben Sie solche Angst? Wovor laufen Sie davon?«
    »Miss Harrison.« Er seufzte schwer. Dann, so als hätte er über das Thema schon länger nachgedacht, sagte er: »Ihre Eltern verbringen hier ein Forschungsjahr, oder? Sie können ihre wissenschaftliche Arbeit einige Zeit ruhen lassen. Warum fragen Sie sie nicht, ob sie mit Ihnen verreisen können? Irgendwohin weit weg von der Ostküste. Es wäre am besten, wenn Sie sofort aufbrechen würden.« Sein Blick zuckte zum Fenster, durch das ich Wolken sehen konnte, die die helle Nachmittagssonne verdunkelten. »Je eher, desto besser.«
    Dann wandte er sich ab, um noch mehr Bücher in den Koffer zu stopfen, den er gerade packte.
    »Mr. Morton«, meinte ich vorsichtig. »Bitte entschuldigen Sie, aber ich glaube, Sie brauchen Hilfe. Von einem Psychiater.«
    Er sah mich über den Rand seiner Brille hinweg an. »Ist es das, was Sie denken?«, war alles, was er daraufhin sagte, allerdings mit einem Unterton der Empörung in seiner Stimme.
    Ich nahm ihm nicht übel, dass er beleidigt war. Es stand mir ja auch wirklich nicht zu, ihm so einen Rat zu geben. Trotzdem, irgendjemand musste es tun. Der arme Kerl war komplett übergeschnappt. Nicht dass er nicht das Recht gehabt hätte, wegen der ganzen Angelegenheit etwas angeschlagen zu sein. Aber trotzdem.

    »Ich weiß, dass diese Sache mit Will und Lance und Jennifer irgendwie … sehr zufällig wirkt«, fuhr ich fort. »Aber Sie sind ein Lehrer … ein Erzieher. Es wird von Ihnen erwartet, mit Vernunft und Intelligenz an die Dinge heranzugehen. Sicherlich können Sie nicht ernsthaft an etwas so Lächerliches glauben wie an die Wiedergeburt König Artus’.«
    »Und deshalb sind Sie den ganzen Weg hierhergekommen? Um mir zu sagen, dass das, woran ich glaube, lächerlich ist? Sie machen sich Sorgen um mich, nehme ich an? Befürchten, ich könnte verrückt sein?«
    »Nun«, sagte ich, und obwohl ich mich schlecht dabei fühlte, wusste ich, dass ich ehrlich sein musste. »Ja. Ich meine, ich kann verstehen, wie jemand - sogar jemand, der, Sie wissen schon, nicht diesem Kult angehört, dem Sie angehören -«
    Er schien lediglich leicht überrascht darüber zu sein, dass ich von seiner kleinen Gruppe wusste. Sein Tonfall war ebenfalls leicht, als er mich daraufhin zurechtwies: »Der Orden des Bären, Miss Harrison, ist ein brüderlicher Orden und kein Kult.«
    »Was auch immer«, erwiderte ich. »Ich kann nachvollziehen, dass jemand wie ich zum Beispiel all diese Zufälle sieht - Wills Eltern; sein Vorname; die Geschichte mit Lance und Jennifer; Wills Namen für seinen Hund und sein Boot. Solches

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