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Die Tochter von Avalon - Avalon High

Titel: Die Tochter von Avalon - Avalon High Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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konnte ich einfach nicht hinnehmen.
    » Heimat ?«, echote ich. »Was wissen Sie denn schon über Heimat ? Es sind die Menschen , die einen Ort zur Heimat machen … Menschen, die einem etwas bedeuten und denen man selbst etwas bedeutet, vorausgesetzt man wendet sich nicht ab und gibt sie wegen Tahiti auf, weil man an irgendeine blödsinnige Prophezeiung glaubt. Ich weiß nicht, ob diese Sache mit dem Licht und dem Dunkel wahr ist, Mr. Morton, aber eines weiß ich ganz sicher: Falls Sie und dieser so genannte Orden wirklich auf Wills Seite stünden, würden Sie ihn nicht einfach im Stich lassen, ohne auch nur versucht zu haben, ihm zu helfen. Er würde das mit Ihnen niemals machen. Er würde niemals sagen: Tja, auf diese Weise ist es nun mal schon immer abgelaufen, deshalb schätze ich, dass es besser ist, erst gar keinen Versuch zu unternehmen, die Dinge zu ändern, denn das habe ich einmal getan, und es hat nicht funktioniert, weil die dunkle Seite immer gewinnt.«
    Meine Stimme brach, doch das kümmerte mich nicht. Ich brüllte einfach weiter.
    »Aber ist es nicht genau das, was Ihren kostbaren Artus überhaupt erst so beliebt machte? Angeblich war er doch
dieser großartige, innovative Denker, der die Dinge eben nicht so anging, wie die Menschen es von ihm erwarteten, weil man sie seit jeher so angegangen war. Falls Will wirklich Artus sein sollte - und ich behaupte nicht, dass er das ist, weil ich diese ganze Sache nämlich für Schwachsinn halte -, würde er sich dann wirklich einfach zurücklehnen und sagen: Oh, leider kann ich das nicht ändern, weil es noch nie jemand zuvor getan hat , und Sie dann einfach Ihrem sicheren Tod überlassen? Nein, das würde er nicht. Und wissen Sie was, Mr. Morton? Ich werde es auch nicht.«
    Dann drehte ich mich ohne ein weiteres Wort um und verließ Mr. Mortons Apartment mit hocherhobenem Kopf und gestrafften Schultern, so als wäre ich, und nicht Jennifer Gold, in einem vergangenen Leben eine Königin gewesen.

21
    Sie lag im schneeweißen Gewand,
Das floss bis hin zum Barkenrand,
Ein Blatt fiel sanft auf ihre Hand,
Und durch die Stimmen der Nacht fand
Sie den Weg nach Camelot.
     
    Ich wusste von meinem Bruder Geoff, der ein geübter Schulschwänzer war, dass es für gewöhnlich einen ganzen Werktag dauerte, bis die Verwaltung den Missetätern auf die Schliche kam. Mir war also klar, dass ich zumindest noch einen Tag lang in Sicherheit war, bevor man mich ins Büro der Stellvertretenden Direktorin Pavarti zitieren würde, damit ich meine Abwesenheit während der fünften und sechsten Unterrichtsstunde erklären konnte.
    Trotzdem hielt ich es für besser, mich bis zum nächsten Stundengong in der Damentoilette zu verstecken, anstatt zu riskieren, dass man mich erwischte, während ich durch die Flure schlenderte.
    So verkrümelte ich mich also in den nächstgelegenen Waschraum.
    Das Erste, was ich tun musste, überlegte ich dort, war Will zu finden. Ich hatte keine Ahnung, in welchem Klassenraum er während der sechsten und siebten Schulstunde saß, aber das würde ich irgendwie herausbekommen, ihn mir dann schnappen und ihm mitteilen, dass zumindest
ein Mitglied des Lehrkörpers der Avalon Highschool ihn im Verdacht hatte, die Reinkarnation eines einstigen mittelalterlichen Königs zu sein, und dass er sich außerdem seitens seines Stiefbruders in ernster und tödlicher Gefahr befand.
    Mr. Morton hatte in einem Punkt Recht gehabt: Will würde mir natürlich nicht glauben. Welcher geistig gesunde Mensch würde das schon?
    Trotzdem hieß das nicht, dass er keinen Anspruch darauf hatte, es zu wissen.
    Ich war gerade dabei, vor dem Spiegel über dem Waschbecken meinen Pferdeschwanz in Ordnung zu bringen, als ich bemerkte, dass ich nicht allein in der Toilette war. Ich hörte Geschniefe hinter der letzten Kabinentür, die verschlossen war. Als ich mich bückte, um durch den Spalt zwischen Tür und Fußboden zu spähen, sah ich zwei weiße Turnschuhe, an denen ein paar von Avalons unverwechselbaren blau-goldenen Pompoms baumelten.
    Da weinte ein Cheerleader in meiner Gegenwart auf dem Damenklo.
    Und nach allem, was der Tag bisher für mich bereitgehalten hatte, wusste ich ziemlich genau, um welchen Cheerleader es sich dabei handelte.
    »Jennifer?«, fragte ich, als ich an die Kabinentür klopfte. »Ich bin’s, Ellie. Bist du okay?«
    Ich hörte ein besonders schlürfiges Schniefen, dann sagte Jennifer mit rauer Stimme: »Geh weg.«
    »Komm schon, Jennifer. Mach auf und rede

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