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Die Todesbotin

Die Todesbotin

Titel: Die Todesbotin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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wieder treffen. Bitte kleiden Sie
sich warm, denn in den Kerkern ist es sehr kalt und feucht .«
    Ich brauchte einen Schluck
Alkohol, deshalb ging ich Boris nach, als er die Gesellschaft verließ, denn ich
hatte unbegrenztes Zutrauen zu seinem Instinkt. Schnell durchquerte er das
Wohnzimmer und machte an der Bar halt. Ich stellte mich neben ihn und schenkte
mir einen Kognak ein, während er sein Wasserglas mit neuem Wodka auffüllte.
»Hast du eine Verschwörung mit dem Butler angezettelt ?« erkundigte ich mich.
    »Er erinnert sich dunkel, daß
mein Onkel, der Erzherzog, in seiner Jugend einmal hier auf der Burg zu Gast
war«, berichtete Boris. »In seinen Augen war er ein imponierender Herr in
herrlicher Uniform, mit vielen Auszeichnungen und Ehrungen; an seinen Stiefeln
klebte noch der Schnee, obwohl es schon Sommer war. Was Hobbs betrifft, habe ich also völlig freie Hand .«
    »Davon hast du mir aber niemals
erzählt«, rügte ich.
    »Von meinem Onkel?«
    »Nein, von dem ganzen
Arrangement hier«, knurrte ich. »Zum Beispiel, daß wir den Film nur dann machen
dürfen, wenn ich jedesmal mit Désiree ins Bett hüpfe, sobald sie mit den
Fingern schnalzt.«
    Spöttische Überraschung stieg
in seinen Augen auf. »Hast du dich etwa verändert, Larry ?« fragte er ängstlich. »Interessierst du dich denn nicht mehr für das andere
Geschlecht ?«
    »Doch, aber ich treffe die Wahl
gern selbst«, antwortete ich.
    »Mapleton hat mit dir
gesprochen ?«
    »Am Nachmittag.«
    »Dann hast du ja keine Sorgen
mehr .« Boris zuckte die Schultern. »Der Ehemann läßt
es nicht nur zu, er wünscht es sogar ausdrücklich .«
    »Und ich muß ein Drehbuch für
unseren neuen Star schreiben«, berichtete ich. »Ein Drehbuch, in dem die
anderen Schauspieler sich in höchstens zwanzig Sätze teilen müssen.«
    »Später kann man immer noch
redigieren«, tröstete mich Boris. »Mit etwas Voraussicht sollten wir es
schaffen, daß ihre schlechteren Szenen unter den Schneidetisch fallen.
Jedenfalls haben wir keine Wahl, Towarischtsch. Das gilt auch für heute nacht , für dieses Rendezvous mit dem idiotischen Schloßgespenst .«
    »Ich hoffe zu Gott, daß es sich
nicht blicken läßt«, sagte ich mit Inbrunst. »Im Augenblick könnte ich mir
nichts Schlimmeres vorstellen, als daß Mapleton tot umfiele .«
    »Ganz recht .« Schon der Gedanke jagte Boris einen Schauder ein. »Wenn die Weiße Frau
tatsächlich erscheint, werde ich sie sofort als meine Nichte identifizieren —
meine geisteskranke Nichte — , die aus der nächsten
Irrenanstalt entwichen ist.«
    »Was hältst du von Wotherspoon ?« erkundigte ich mich.
    »Ein netter Mann«, stellte
Boris zu meiner Überraschung fest. »Aber seine Frau!« Wieder schauderte er
zusammen. »Wenn ich mir vorstelle, von diesem Berg aus Fett begraben zu sein!
Wotherspoon muß wirklich ein tapferer Mann sein .«
    Calvin Burke kam ins Zimmer
gewatschelt und goß sich ein Glas puren Scotch ein. »Bestes Hausmittel gegen
die Eiseskälte in den Burgverliesen, wie ?« strahlte
er. »Sie stammen doch von Russen ab, Slivka. Haben auch Sie eine übernatürliche
Ader, wie alle Slawen ?«
    »Wenn ich eine übernatürliche
Ader hätte, wäre ich von ihr gewarnt worden, daß Sie im Anzug sind; dann hätte
ich das Feld hier rechtzeitig räumen können«, sagte Boris traurig.
    »Ha, ha, sehr komisch!« Burke
lachte kollernd. »Sehr komisch. Aber im Ernst, spüren Sie nicht, wie sich böse
Kräfte in dieser Burg konzentrieren ?«
    »Seit ich mich ernsthaft mit
dem Wodka beschäftige, spüre ich kaum noch etwas«, antwortete Boris. »Es ist
direkt eine Erleichterung .«
    »Auch über der Tafel heute abend hing etwas Unheimliches«, meinte Burke. »Und
zwar war es so stark, daß ich es fast sehen konnte .«
    »Na, vielleicht wird das
Gespenst dann heute nacht wirklich umgehen«, sagte
ich.
    »Ich glaube aber nicht, daß es
mit dem Schloßgeist zu tun hatte«, überlegte Burke.
»Es hing eher mit den Leuten am Tisch zusammen — oder mit einigen von ihnen.
Mich hat diese Atmosphäre ziemlich beunruhigt. Alle saßen wir da und machten
höfliche Konversation, während sich mindestens einer von uns mit Mordgedanken
trug .«
    »Woher wollen Sie das wissen ?« fragte Boris.
    »Wissen kann ich das nicht«,
antwortete Burke. »Ich kann es nur fühlen. Aber da irre ich mich nie .« Er schenkte sich nach. »Genaugenommen liegt hier eine
sehr interessante Situation vor. Lord Mapleton ist ein alter Mann mit einer
jungen, frustrierten

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